Dublin/Koblenz, 06. Oktober 2017 Beschäftigte Ryanair Piloten als Scheinselbstständige und hinterging damit den Fiskus? Das sollen Ermittlungen klären. Ryanair weist alle Vorwürfe zurück. Gleichzeitig verspricht das Unternehmen bessere Bedingungen, um Piloten bei der Stange zu halten. Die langjährigen Ermittlungen wegen Scheinselbstständigkeit gegen Hunderte Piloten der Fluggesellschaft Ryanair sind abgeschlossen. Das teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz am […]

Dublin/Koblenz, 06. Oktober 2017

Beschäftigte Ryanair Piloten als Scheinselbstständige und hinterging damit den Fiskus? Das sollen Ermittlungen klären. Ryanair weist alle Vorwürfe zurück. Gleichzeitig verspricht das Unternehmen bessere Bedingungen, um Piloten bei der Stange zu halten.

Die langjährigen Ermittlungen wegen Scheinselbstständigkeit gegen Hunderte Piloten der Fluggesellschaft Ryanair sind abgeschlossen. Das teilte die Staatsanwaltschaft Koblenz am Freitag mit. Ob es zu Anklagen kommen wird, war zunächst nicht bekannt.

Weiterhin im Visier der Ermittler sind vier aktuelle und ehemalige Verantwortliche des irischen Billigfliegers. Sie werden verdächtigt, Piloten systematisch zur Scheinselbstständigkeit angestiftet zu haben. Die Ermittlungen dauern voraussichtlich noch bis 2018 an, wie Oberstaatsanwalt Rolf Wissen der Deutschen Presse-Agentur mitteilte.

Die umfangreichen Ermittlungen hatten 2011 begonnen. Gegenstand des Verfahrens ist nach Angaben der Staatsanwaltschaft der «Verdacht der Lohnsteuerhinterziehung sowie des Vorenthaltens und Veruntreuens von Arbeitsentgelt zum Nachteil verschiedener Sozialkassen».

Die Ermittlungen hatten sich auch gegen Verantwortliche zweier britischer Personaldienstleister gerichtet. Etwa 800 Piloten standen im Verdacht der Beihilfe. Ob es in ihrem Fall zu Anklagen, Strafbefehlen oder Einstellungen komme, könne er erst in mehreren Wochen bekanntgeben, weil zuvor die Betroffenen informiert werden müssten, sagte Wissen. Ryanair wies alle Vorwürfe gegen das Unternehmen zurück.

„Ryanair verhält sich ganz und gar mit der europäischen Gesetzgebung konform und ist nicht Gegenstand einer Untersuchung der Koblenzer Staatsanwaltschaft“, teilte Ryanair-Sprecher Robin Kiely mit. „Ryanair unterstützt die Staatsanwaltschaft Koblenz uneingeschränkt bei ihren Nachforschungen zu einer geringen Anzahl an Vertragspiloten („Contractor Pilots“), die ihre Sozialversicherungs-/Steuerabgaben möglicherweise nicht richtig berechnet haben.“

Unterdessen bat Ryanair-Chef Michael O’Leary Medienberichten zufolge seine Piloten mit einem eindringlichen Appell, das Unternehmen nicht zu verlassen. Britische und irische Medien veröffentlichte die Kopie eines dreiseitigen Briefs, der am Donnerstag an alle Ryanair-Piloten gegangen sein soll.

Darin heißt es, sie könnten an verschiedenen Standorten mit jährlichen Gehaltserhöhungen von 10 000 Euro für Flugkapitäne und 5000 Euro für Co-Piloten rechnen. Zusätzlich stellte O’Leary auch einen «Loyalitätsbonus» von bis zu 12 000 Euro, günstigere Vertragsbedingungen und bessere Aufstiegschancen in Aussicht.

Der Ryanair-Chef versucht damit offenbar, aggressiven Abwerbeversuchen anderer Airlines entgegenzuwirken. Er versprach, die Gehälter bei direkten Konkurrenten überbieten zu wollen.

Ryanair hatte zuletzt Tausende Flüge bis ins kommende Frühjahr hinein gestrichen. Etwa 700 000 Passagiere sind davon betroffen. Als Grund gab die Fluggesellschaft Fehler bei der Erstellung von Dienstplänen an. Urlaubszeiten seien nicht ausreichend berücksichtigt worden. Einen Mangel an Piloten stritt die Fluggesellschaft ab.