Betrachtungen über Notausgänge – von Volker Winkel Jahrelang dachte ich, man könnte Airbus A319, A320 und A321 anhand der Länge und der Anzahl der Notausgänge über den Tragflächen erkennen. Geht auch, aber nur zum Teil. Grundsätzlich orientieren sich bei Airbus die Bezeichnungen an der Länge des Rumpfes – A318 kurz, A321 lang. Aber besonders bei […]

Betrachtungen über Notausgänge – von Volker Winkel

Jahrelang dachte ich, man könnte Airbus A319, A320 und A321 anhand der Länge und der Anzahl der Notausgänge über den Tragflächen erkennen. Geht auch, aber nur zum Teil. Grundsätzlich orientieren sich bei Airbus die Bezeichnungen an der Länge des Rumpfes – A318 kurz, A321 lang. Aber besonders bei A319 und A320 war ich eine Zeit lang wirklich verwirrt. Der A319 ist natürlich etwas kürzer als der A320, aber auch nicht wirklich so viel, dass man es aus etwas Distanz immer genau sagen könnte. Insgesamt sprechen wir hier auch von weniger als vier Metern.

Deshalb musste für mich ein neues Erkennungsmerkmal für den A319 her: richtig, der einzelne Notausgang über der Tragfläche. Kurz und nur ein Notausgang auf jeder Tragflächenseite = A319. Das funktionierte auch ganz gut, bis ein easyJet A319 an mir vorbeirollte und mein Konzept torpedierte. Kurzer Rumpf, aber auf jeder Seite jeweils zwei Notausgänge über den Tragflächen – und trotzdem A319. Ich war verwirrt und hatte danach ernsthafte Schwierigkeiten, die beiden Modelle auseinander zu halten. Bis ich rausgefunden habe, dass es beide Varianten gibt, mit einem und zwei Notausgängen über jeder Tragfläche. Hintergrund ist, dass die Low Cost Airline easyJet bei einer der ersten Airbus-Großbestellungen darauf drängte, die Anzahl der Sitzreihen im A319 zu erhöhen, damit mehr Passagiere reinpassen. Airbus machte dies möglich – aufgrund von Sicherheitsvorschriften und damit der Jet auch mit 156 Passagieren im Notfall in 90 Sekunden zu evakuieren ist, musste dadurch aber auf jeder Seite über der Tragfläche ein Notausgang zusätzlich eingebaut werden.

Seitdem gibt es beide Varianten –  die meisten Linien Carrier, oder weil es sich im Englischen so schön anhört – Legacy Carrier – fliegen die A319 in Versionen mit unter 150 Sitzplätzen und dementsprechend nur einem Notausgang auf jeder Seite, beispielsweise Lufthansa, British Airways und so weiter. Die meisten Low Cost Airlines haben zur Kostenoptimierung und Effizienzsteigerung noch weitere Sitzreihen reingepresst. Kuriosum ist hier Germanwings, die aktuell beide Versionen der A319 in der Flotte haben, mit einem und zwei Notausgängen über jeder Tragfläche – die Flugzeuge mit weniger Sitzplätzen kommen von der Mutter Lufthansa.

Ach ja und dann gibt’s ja auch noch die A318 – den Baby-Bus. Die A318 ist der allerkleinste Airbus aus der Reihe und in Europa gar nicht so oft anzutreffen. Air France, British Airways und die rumänische Tarom fliegen einige Exemplare. BA fliegt damit sogar in einer speziellen Business-Class Ausstattung und Langstrecken-Konfiguration über den Atlantik von London City nach New York. Die meisten Exemplare sind allerdings in Südamerika unterwegs.

Der A318 ist so ungewöhnlich kurz, so dass es dem aufmerksamen Aeroscope Nerd/Leser zumindest am Boden sofort auffällt. Der kurze Rumpf sticht umso mehr ins Auge, weil vieles die gleichen Dimensionen wie die anderen Typen aus der A320 Familie hat, beispielsweise sind Spannweite und Rumpfdurchmesser gleich. Alle Dimensionen? Nein, der A318 hat zwar den kürzesten Rumpf, ist aber gleichzeitig das „größte Familienmitglied“. Zum Ausgleich ist das Seitenleitwerk nämlich 80 Zentimeter höher als beispielsweise bei A320 und 321.

Genauso wie der A318 kurz ist, fällt der längste Airbus Mittelstreckenjet, der A321, anhand seiner Länge auf. Mit fast 45 Metern Länge (damit rund 15 Meter länger als der A318) ist der Airbus A321 eine gestreckte Version des A320 – neben der Länge definitiv gut an den vier Türen auf jeder Seite des Rumpfes zu erkennen.

Hier gibt es ausnahmsweise mal keine Verwirrung – obwohl…jetzt gerade fällt mir bei der Recherche auf, dass der zweite Notausgang von vorne bei einigen Airlines anscheinend größer ist und als regulärer Einstieg genutzt wird. Beispielsweise bei Lufthansa: Damit wird es möglich, Business und Eco- Passagiere getrennt voneinander boarden zu lassen – bei anderen Fluggesellschaften scheint die „Tür“ kleiner und nicht zum Boarden geeignet – besonders bei reinen Eco-Bestuhlungen. Ich bin verwirrt…

PS. Mir ist klar, dass es noch ein paar andere Unterscheidungen gibt (Gewicht, Triebwerke, pi pa po) – aber es soll hier bewusst nur um die offensichtlichen, äußeren Erkennungsmerkmale gehen.

 

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