Seoul, 12. Februar 2015 Die sogenannte Nussaffäre um die Tochter des Korean-Air-Chefs schlug hohe Wellen. Die Koreaner sehen im Verhalten von Cho Hyun Ah ein Beispiel für die Arroganz angesehener Unternehmerfamilien. Für einige ist das Urteil eine Genugtuung. Alle Entschuldigungsschreiben haben Cho Hyun Ah nichts genutzt. Am Ende des Hauptverfahrens in der sogenannten Nussaffäre klangen […]

Seoul, 12. Februar 2015

Die sogenannte Nussaffäre um die Tochter des Korean-Air-Chefs schlug hohe Wellen. Die Koreaner sehen im Verhalten von Cho Hyun Ah ein Beispiel für die Arroganz angesehener Unternehmerfamilien. Für einige ist das Urteil eine Genugtuung.

Alle Entschuldigungsschreiben haben Cho Hyun Ah nichts genutzt. Am Ende des Hauptverfahrens in der sogenannten Nussaffäre klangen die Reuebekundungen der Tochter des Chefs der Fluggesellschaft Korean Air aus der Sicht der Richter nicht mehr glaubwürdig. Sechs Briefe schrieb die 40-Jährige an die Richter kurz vor der Urteilsverkündung – wohl in der Hoffnung, mit einer Bewährungsstrafe davonzukommen, wie Kommentatoren vermuteten. Mit Tränen in den Augen hörte sie demnach zu, wie einer der Richter einen dieser Briefe vorlies: „Ich weiß, was ich falsch gemacht habe, und bedaure ehrlich die Leidtragenden“, wurde sie zitiert.

Doch es half nichts. Die Richter des Bezirksgerichts West in Seoul entschieden, dass Cho ein Jahr wegen Gefährdung der Flugsicherheit und anderer Delikte ins Gefängnis muss. Chos Zorn darüber, dass ihr am 5. Dezember eine Flugbegleiterin in der ersten Klasse eines Flugzeugs von Korean Air ein paar Macadamia-Nüsse in einer Tüte und nicht in einem Schälchen reichte, war für viele ihrer Landsleute nicht nachvollziehbar. Erst recht nicht, was danach geschah.

Es entbrannte ein heftiger Streit, so dass die Maschine kurz vor dem Start zum Gate zurückkehren musste. Der Chefsteward musste von Bord gehen. Er sagte später aus,Cho sei gegen das Personal handgreiflich geworden und habe es beleidigt, ein Vorwurf, den Cho nur zum Teil bestritt. In dem Fall sei „auf der Menschenwürde herumgetrampelt worden“, wurde jetzt der Richter von der Nachrichtenagentur Yonhap zitiert.

Der Vorfall gab Cho im Ausland vor allem der Lächerlichkeit preis. Im eigenen Land wurde sie zum Ziel scharfer Kritik und so etwas wie eine Symbolfigur für Machtarroganz. Großkonzerne oder Cheaebols wie Samsung, Hyundai oder LG haben große Macht. Es wird geschätzt, dass die zehn größten Firmengruppen drei Viertel der südkoreanischen Wirtschaft kontrollieren.

Cho Hyun Ah machte bei der Hanjin-Gruppe, die von ihrer Familie kontrolliert wird, im Eiltempo Karriere: Noch bevor sie 40 war, wurde sie Vizepräsidentin der zum Konzern gehörenden Gesellschaft Korean Air. Als der Skandal ins Rollen kam, gab sie unter dem Druck der Kritik sämtliche Funktionen bei dem Unternehmen ab.

In der jüngsten Serie ihrer Entschuldigungen sah die linksliberale Zeitung „Hankyoreh“, die über den Vorfall in der Maschine als erste berichtet hatte, einen Strategiewechsel Chos. „Während des Prozesses hielt sie daran fest, dass die Crew den Vorfall ausgelöst hat, die nicht die Instruktionen gelesen habe, und dass der Flugzeugkapitän für die Entscheidung verantwortlich war, die Maschine umzudrehen.“ Die Richter sahen darin jedoch die Schuld Chos.

In ersten Reaktionen in den sozialen Netzwerken auf das Urteil ließ sich unter anderem Genugtuung herauslesen: „Wir wollten, dass sie ins Gefängnis geht“, hieß es in einem Eintrag in einem Blog des größten südkoreanischen Internet-Suchportals Naver. „Sie meinte wohl, die Haft vermeiden zu können, doch sollte sie reif genug sein zu erkennen, warum das jetzt passierte.“ Andere meinten, dass sie noch glimpflich davon gekommen sei. „Bloß ein Jahr?“, fragte ein Anderer.