Ein Air-France-Airbus A350 musste nach dem Ausfall des Wetterradars und einem später entdeckten Radom-Schaden in Osaka notlanden. Die BEA erklärt, was zur gefährlichen Situation führte und warum ein alter Vogelschlag die Ursache war.

Am 28. Mai 2023 geriet eine A350-900 von Air France auf dem Rückflug von Osaka nach Paris in eine außergewöhnliche Notlage. Was zunächst wie ein erneuter Aussetzer des Wetterradars wirkte, entpuppte sich als weit gravierenderes Problem. Die französische Flugunfallbehörde BEA hat nun detailliert rekonstruiert, welche Ereignisse zum Mayday von Flug AF291 führten – und warum ein älterer Vogelschlag eine zentrale Rolle spielte.

Wiederkehrende Warnmeldungen: Das Radom im Fokus

Schon auf dem Hinflug hatten die Piloten der F-HTYO Störungen am Wetterradar bemerkt. Vor dem Rückflug überprüfte die Technik beide Systeme – ohne erkennbaren Befund. Doch kurz nach dem Start auf 11.600 Fuß kehrten die Warnmeldungen zurück. Ein „Master Caution“-Alarm sowie ECAM-Hinweise auf den parallelen Ausfall beider Radarsysteme zwangen die Besatzung zur erneuten Lagebeurteilung.

Flug AF291 Air France
Der Schaden an der A350 von Air France. Bild: Air France

Obwohl die Crew kurzzeitig eine Fortsetzung des Langstreckenfluges nach Paris erwog, entschied man sich nach Rücksprache mit Paris-CDG und einem Blick auf die Wetterkarte zur Umkehr nach Osaka.

Dramatische Wendung im Sinkflug

Zwischen FL320 und FL300 kam es zu einem abrupten Wendepunkt: Die Piloten hörten einen dumpfen Schlag und auffällige aerodynamische Geräusche. Die Crew vermutete sofort einen Strukturverlust an der Flugzeugnase – und lag damit nicht falsch. Das Radom, die GFK-Schutzhülle des Wetterradars, war strukturell kollabiert.

Flug AF291 Air France
Foto des ECAM, aufgenommen von der Besatzung um 03:05 Uhr. Bild: Air France

Der deformierte Nasenbereich veränderte den Luftstrom so stark, dass die Geschwindigkeitssensoren keine verlässlichen Werte mehr lieferten. Die Situation verschärfte sich: Vibrationsmeldungen, instabile Fluglage, zusätzliche ECAM-Fehler. Die Crew rief zunächst Pan-Pan und später Mayday aus.

Schwerer Airbus: Trotzdem sichere Notlandung

Die A350-900 war für eine direkte Rückkehr noch stark über dem zulässigen Landegewicht. Die Tabellen für Osaka-Kansai enden bei 210 Tonnen – die F-HTYO lag bei rund 248 Tonnen. Dennoch gelang der Crew eine kontrollierte, sichere Landung auf der Runway 24R. Die BEA lobt die Besatzung für eine präzise, ruhige und regelkonforme Abarbeitung aller Verfahren.

Was führte zum Radom-Zusammenbruch? Die BEA-Analyse zum Airbus A350 Radom

Im Labor zeigte sich, dass die innere Struktur des Radoms sich gelöst und schließlich nachgegeben hatte. Laut BEA war ein zuvor unerkannter Schaden die Ursache – und dieser wiederum stammte sehr wahrscheinlich von einem Vogelschlag.

Zwischen Juli 2022 und April 2023 verzeichnete die A350-900 F-HTYO insgesamt fünf Birdstrikes. Der letzte dokumentierte Vorfall am 24. April 2023 erfolgte beim Anflug auf Lagos, als ein Falke die linke Radom-Hälfte traf. Zwar war der Schaden äußerlich nicht gravierend, doch die strukturellen Folgen blieben offenbar unerkannt. Erst ab dem 25. Mai traten wiederholt Radar-Fehler auf – ein Hinweis auf das sich anbahnende Versagen.