Sie reisen um die Welt, tragen Verantwortung für Passagiere und repräsentieren ihre Airline mit Herz und Professionalität: Die Flugbegleiter Robert Hofmann und Manfred Samhuber erzählen, warum ihr Beruf auch nach vielen Jahren nichts von seiner Faszination verloren hat.

Seit 20 Jahren ist Robert Hofmann bei Austrian Airlines im Einsatz. Der 42-Jährige hat als Flugbegleiter angefangen, ist inzwischen Purser auf Kurz-, Mittel- und Langstrecke – und ist als Cabin-Referent tätig. Im Gespräch mit AERO INTERNATIONAL Online-Chefredakteurin Isabella Sauer erzählt er, wie er zur Fliegerei kam, was seinen Arbeitsalltag ausmacht und warum der Beruf auch nach zwei Jahrzehnten nichts von seiner Faszination verloren hat.

Robert Hofmann ist Purser bei Austrian Airlines

Robert Hofman ist Flugbegleiter bei Austrian Airlines.
Robert Hofmann ist Flugbegleiter bei Austrian Airlines. Bild: Austrian Airlines / Amer

AERO INTERNATIONAL: Herr Hofmann, wie hat Ihre Laufbahn bei Austrian Airlines begonnen?

Robert Hofmann: Ich habe als Flugbegleiter bei Austrian Airlines angefangen und bin mittlerweile Purser – seit 2017 auf der Kurz- und Mittelstrecke, inzwischen aber auch auf der Langstrecke. Zusätzlich war ich einige Jahre Trainer und Recruiter, also für die Ausbildung neuer Kolleginnen und Kollegen zuständig. Jetzt bin ich als Referent tätig.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten gibt es innerhalb der Kabine?

Viele! Der Job ist viel mehr, als man auf den ersten Blick sieht – mehr als Getränke austeilen. Wer möchte, kann sich bei uns weiterentwickeln, zusätzliche Aufgaben in der Luft übernehmen oder auch am Boden.

Wie sind Sie zur Fliegerei gekommen?

Schon als Kind war ich begeistert vom Fliegen. Wenn wir einen Flughafen besuchten, wollte ich immer auf die Aussichtsterrasse. Nach dem Abitur habe ich mich bei Austrian Airlines beworben. Ursprünglich komme ich aus Bayern, aber ich hatte Familie in Österreich – so bin ich nach Wien gezogen, habe dort studiert und als Flugbegleiter gearbeitet.

Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Flug als Flugbegleiter?

Oh ja! Das war ein Frühflug nach Paris. Es war eiskalt, das Flugzeug musste zweimal enteist werden, und wir hatten Verspätung. Einige Gäste waren entsprechend ungeduldig – aber an diesem Tag habe ich viel gelernt: vor allem, wie man ruhig bleibt und mit schwierigen Situationen umgeht. Meine Kollegen waren mir ein gutes Vorbild.

Wie bereiten Sie sich auf einen Flug vor?

Ich mag keinen unnötigen Stress. Daher beginne ich mit der Vorbereitung schon am Vorabend: Ich schaue mir die Passagierlisten an, die Crew-Zusammensetzung, Besonderheiten, Kinder an Bord, manchmal auch prominente Gäste. Morgens fahre ich dann mit den Öffis zum Flughafen – in Uniform, mental schon beim Flug.

Wie sieht es mit der Zeit im Ausland aus – bleibt Gelegenheit, etwas zu sehen?

Das hängt ganz von der Strecke ab. Auf Kurz- und Mittelstrecke übernachten wir meist nur eine Nacht, oft bleibt es beim Abendessen mit der Crew. Auf Langstrecke, etwa in die USA sind es rund 24 Stunden Aufenthalt. Man entdeckt Städte also in Etappen – aber das ist auch schön.

Muss man in Österreich wohnen, um bei Austrian Airlines zu arbeiten?

Nein, das ist keine Pflicht. Man muss nur beim Stand-by-Dienst innerhalb von 90 Minuten am Flughafen sein. Einige Kolleginnen und Kollegen pendeln zum Beispiel aus München und übernachten vor dem Flug in Wien. Die Kosten müssen sie dann selbst tragen.

Wie haben sich die Bewerberinnen und Bewerber im Laufe der Jahre verändert?

Die Vielfalt ist deutlich größer geworden. Wir haben keine Altersbeschränkung mehr, und viele Menschen starten bei uns in einen zweiten Berufsweg. Ich hatte einmal eine 56-jährige Mutter im Kurs – ihr Traum war es schon immer, Flugbegleiterin zu werden. Solche Geschichten finde ich wunderbar. Auch kulturell sind wir heute bunt gemischt, und alle können voneinander lernen.

Welche Eigenschaften sollte man für den Beruf mitbringen?

Ruhe und Gelassenheit. Wer in Stresssituationen ruhig bleibt, überträgt das auch auf die Gäste. Sobald ich meine Uniform anziehe, repräsentiere ich die Airline – das ist wie eine Rolle, die ich bewusst einnehme. Freundlichkeit, Aufmerksamkeit, Empathie – das sind die Grundlagen. Wir sind oftmals die ersten Menschen, die Passagiere auf ihrer Reise treffen, da viele nicht mehr im Reisebüro buchen. Gerade bei einer Customer Airline wie Austrian ist das ein sehr wichtiger Teil des Erlebnisses.

Was raten Sie Menschen, die Flugbegleiterin oder Flugbegleiter werden möchten?

Sich gut informieren – passt der Job wirklich zu mir? Und wenn man beim ersten Mal nicht genommen wird, unbedingt ein zweites Mal versuchen. Ich empfehle außerdem, eine Ausbildung oder ein Studium zu machen, einfach als zweites Standbein. Der Job ist volatil, aber er ist auch der schönste der Welt. Und mit den vielfältigen Teilzeitmodellen lässt er sich gut mit dem Familienleben vereinbaren.

Was schätzen Sie besonders an Austrian Airlines?

Wir sind keine anonyme Airline, sondern ein großes Team – fast wie eine Familie. Österreich ist klein, aber wir tragen die österreichische Lebensart in die Welt hinaus. Besonders schön finde ich unsere „Magic Moments“: Wenn ein Passagier Geburtstag hat oder Kinder an Bord sind, überraschen wir sie mit kleinen Gesten – einer Karte, Schokolade oder einem Spielzeug. Solche Momente machen den Unterschied und zeigen, warum dieser Beruf für mich nach wie vor der schönste der Welt ist.

Manfred Samhuber ist Purser bei Lufthansa

Für Manfred Samhuber war das Fliegen schon als Kind eine große Faszination – heute ist der 31-Jährige Purser 1 bei Lufthansa in München. Im Gespräch mit AERO INTERNATIONAL erzählt er, warum jeder Flug für ihn etwas Besonderes bleibt, was ihn an seinem Beruf immer wieder begeistert und weshalb Teamarbeit in der Kabine alles ist.

Manfred Samhuber ist für die Lufthansa Purser 1 in München.
Manfred Samhuber ist für die Lufthansa Purser 1 in München. Bild: Lufthansa

AERO INTERNATIONAL: Wie sind Sie Flugbegleiterin geworden – war das schon immer Ihr Traumberuf?

Manfred Samhuber: Bereits in meiner Kindheit war ich fasziniert von Flugzeugen. Meine Eltern haben immer wieder Ausflüge mit mir in Museen wie das Deutsche Museum oder zum Münchner Flughafen gemacht. Ich fand das jedes Mal spannend und interessant. Später im Studium wurde ich durch eine Kommilitonin auf die Fliegerei als möglichen Berufsweg aufmerksam, vorher hatte ich daran gar nicht gedacht. Ich bewarb mich und konnte so mein Hobby zu meinem Beruf machen.

Erinnern Sie sich noch an Ihren allerersten Flug im Dienst?

Der erste Flug bleibt einem wohl immer in besonderer Erinnerung, es ging für mich nach San Francisco – so weit weg von zuhause war ich zuvor noch nie. Natürlich war ich sehr aufgeregt, das erste Mal im Flieger als Flugbegleiter an Bord zu stehen – meine Crew nahm mir diese Aufregung aber sehr schnell. Ich fühlte mich sofort wohl und herzlich aufgenommen.

Welche Erwartungen hatten Sie an den Job – und was hat Sie im Alltag überrascht?

Als ich anfing zu fliegen war mein Wunsch „rauszukommen“ – und das hat sich wirklich bewahrheitet. Gleichzeitig bin ich immer wieder erstaunt, wie vielfältig meine Kolleg:innen an Bord sind. Jede Vita ist anders: Es gibt Kolleg:innen, die nebenbei im medizinischen Bereich arbeiten, als Personal Trainer tätig sind oder auch andere Aufgaben innerhalb der Lufthansa übernehmen. Solche Erfahrungen und Hintergründe bereichern das Arbeiten an Bord noch einmal zusätzlich.

Was mögen Sie am meisten an Ihrem Beruf – und was ist manchmal besonders herausfordernd?

Für mich ist der Beruf des Flugbegleiters nach wie vor etwas ganz Besonderes. Die Möglichkeit, die Welt zu bereisen und dabei immer wieder neue Menschen, Kulturen und Länder kennenzulernen fasziniert mich bis heute.

Eine der größten Herausforderungen ist für mich der Jetlag – wir überqueren ständig verschiedene Zeitzonen und es ist für den Körper manchmal schwer nachzuvollziehen, warum es nach deutscher Zeit mitten in der Nacht ist, während am Zielort bereits Zeit für ein Frühstück ist. Natürlich gewöhnt man sich bis zu einem gewissen Grad daran und entwickelt eigene Strategien, aber nach dem Flug ist erstmal etwas Pause angesagt.

Viele Menschen verbinden den Job mit Glamour und Reisen. Was sind aus Ihrer Sicht die größten Missverständnisse über den Beruf?

Ich würde es weniger ein Missverständnis nennen. Der Beruf des Flugbegleiters umfasst deutlich mehr als viele denken. Das spiegelt sich auch im vielseitigen Aufgabenbereich an Bord wider, von dem die Gäste im Idealfall gar nichts mitbekommen. Unser Training ist sehr umfassend: Es reicht vom Umgang mit medizinischen Notfällen bis hin zu anderen außergewöhnlichen Situationen.

Wie wichtig ist Teamarbeit an Bord – und wie schnell wächst man da zusammen?

Für jeden sogenannten Umlauf wird die Crew neu zusammengestellt, heißt, wenn das Briefing beginnt, kennen wir uns in der Regel nicht. Für mich als Purser heißt es in dieser Zeit aus den fremden Kolleg:innen ein Team zu formen. Wir wurden speziell dahingehend ausgesucht uns schnell in einem neu zusammengestellten Team zurecht zu finden, weswegen dies uns in der Regel sehr gut gelingt.

Sie fliegen schon seit rund zehn  Jahren: Wie hat sich der Beruf in dieser Zeit verändert?

Ich fliege nun seit knappen zehn Jahren für Lufthansa, zwei davon als Purser. Ich habe in diesem Zeitraum wahrgenommen, dass sich die Ansprüche der Gäste verändert haben, der Trend geht eindeutig zu mehr Individualität, was Wünsche und das Reiseerlebnis angeht. Natürlich ist das reine von „A nach B zu fliegen“ die Basis, aber darüber hinaus wird immer mehr der Weg zum Ziel. Für mich bedeutet das, dass ich im Service an Bord noch gezielter auf die individuellen Wünsche der Gäste eingehen kann. Das macht die Arbeit einerseits herausfordernder, aber auch interessanter.

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Power Week 2025: AERO INTERNATIONAL Abo-Angebot Bild: Jahr Media

Welche Rolle spielen heute Themen wie Sicherheit, Diversität oder Nachhaltigkeit im Kabinenalltag?

In der Luftfahrt hat Sicherheit immer die oberste Priorität. Dies zieht sich wie ein roter Faden durch unseren Berufsalltag – angefangen bei unseren regelmäßigen Trainings, den Briefings vor den Flügen bis hin zu unserem Auftreten und Handeln in der Kabine. Wir möchten, dass unsere Gäste, aber auch wir selbst, sicher und wohlbehalten ans Ziel kommen.

In Zeiten des Klimawandels gewinnt auch das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung. Zum einen freue ich mich als Luftfahrtbegeisterter auf modernsten Flugzeugen wie dem A350 zu arbeiten. Zum anderen ist es in Bezug auf unsere Arbeit an Bord wichtig, dass wir mit den uns zur Verfügung gestellten Ressourcen verantwortungsbewusst umgehen.

Gibt es eine Route oder Destination, die Sie besonders lieben – und warum?

Meine liebste Destination im Streckennetz ist Bangkok. Ich schätze das gute Essen, das tropische Wetter und die Möglichkeiten etwas zu unternehmen. Bei eben einer jener Unternehmungen mit Kolleg:innen, habe ich sehr gute Freunde von mir kennengelernt, wofür ich sehr dankbar bin.

Würden Sie den Beruf jungen Menschen heute empfehlen – und wenn ja, mit welchem Rat?

Ich würde den Beruf auf jeden Fall empfehlen. Wer neugierig darauf ist die Welt zu entdecken und Freude daran hat, mit Menschen zu arbeiten, für den ist es wahrlich ein Traumjob. Es ist immer wieder ein tolles Gefühl, nach dem Flug zu wissen, was man alles geschafft hat, mit welchem großartigen Team man unterwegs war. Ich empfinde es bis heute nicht als selbstverständlich, mit dem Kranich die Welt bereisen zu dürfen.