In allen Bereichen der Zivilluftfahrt versuchen Start-ups, die etablierten Hersteller mit neuen Konzepten herauszufordern. Otto Aviation aus den USA will mit einem neuen Flugzeug in der Geschäftsluftfahrt glänzen.

Anders als Spike, die mit Überschall punkten wollen, plant Otto Aviation, die Business Aviation Branche mit der überlegenen Effizienz ihres neuen Flugzeugkonzepts aufzumischen. Der Schlüssel dazu heißt laminare Strömung. Aerodynamiker sprechen von einer laminaren Strömung, wenn sie nicht durch Verwirbelungen gestört wird. Wirbel fressen Energie und erhöhen den Luftwiderstand.

Die Rumpfröhren heutiger Businessjets mit ihrem konstanten Querschnitt verringern zwar die Produktionskosten, eine laminare Strömung lässt sich mit ihnen aber nicht erzielen. Das scheitert nicht nur an der Form, sondern auch an Details wie der Cockpitsektion oder den Fenstern im Rumpf. Die Phantom 3500 von Otto Aviation sieht daher vollkommen anders aus. Ihr Rumpf ist auf optimale Windschlüpfrigkeit optimiert und ähnelt einem langgezogenen Tropfen.

Otto Aviation hat ein neues Flugzeugkonzept

Die Cockpitfenster dieses kurios anmutenden Flugzeugentwurfs sind nahtlos in die Rumpfform integriert. Auch die Luftströmung um die Flügel soll wie bei einem Segelflugzeug weitgehend laminar sein. Mit dem futuristischen Propellerflugzeug Celera 500L  hatten Unternehmensgründer Bill Otto und sein Team 2018/19 bei 55 Flügen nachgewiesen, dass das Konzept funktioniert.

Nach den Worten von Paul Touw, Chef des südwestlich von Los Angeles ansässigen Unternehmens, haben Messungen im Windkanal im vergangenen Jahr ergeben, dass der Luftwiderstand des nun geplanten Super Midsize Jets um 35 Prozent niedriger sein könnte als bei anderen Flugzeugen dieser Klasse. Interessant wird die Sache aber durch die daraus resultierenden Schneeballeffekte.

Niedrigeres Gewicht durch weniger Treibstoff

Wegen des geringeren Luftwiderstands wird der Jet 36 Prozent weniger Treibstoff mitführen müssen, kommt mit kleineren Triebwerken aus und hat dadurch insgesamt ein um die Hälfte niedrigeres Strukturgewicht. Das zusammen führt nach Berechnungen von Otto Aviation im Vergleich zu anderen Flugzeugen dieser Klasse zu einem um 62 Prozent niedrigeren Treibstoffverbrauch. Auch die Startleistungen und der Steigflug sollen neue Maßstäbe setzen.

Die Optimierung des Rumpfdesigns auf niedrigen Luftwiderstand geht nicht zu Lasten des Komforts – ganz im Gegenteil. Bedingt durch die Kontur des Rumpfs, der seinen größten Durchmesser im Bereich der Flügel hat, ist die Kabine riesig. Fenster gibt es allerdings nicht. Otto Aviation will dies durch eine synthetische Außensicht kompensieren: Durchgehende Bildschirme zu beiden Seiten der Kabine und an der Kabinendecke zeigen die Welt draußen.

Otto Aviation verlegt Sitz nach Florida

Während der Paris Air Show gab Otto Aviation bekannt, dass die Avionik von Garmin und die Triebwerke von Williams stammen sollen. Außerdem wird das Unternehmen seinen Sitz nach Florida verlegen. Der Bundesstaat lockt Unternehmen der Luft- und Raumfahrt derzeit mit üppigen Subventionen.