«Air Defender 2023»: Planespotter auf der Jagd nach Hercules und Co.
Die Militärübung «Air Defender» zieht auch internationale Zaungäste an. Drei Freunde sind sogar aus den Niederlanden angereist. Warum stellt man sich stundenlang mit einer schweren Kamera in die Hitze?
Für die Luftwaffe und die Nato geht es darum, ihre Verteidigungsbereitschaft zu signalisieren. Für die Planespotter am Zaun des Fliegerhorsts in Wunstorf in der Nähe von Hannover geht es dagegen um die Jagd nach dem perfekten Foto. Außerhalb des Flugplatzes mit bestem Blick auf die Landebahn tummeln sich Hobby-Fotografen und Flugzeug-Liebhaber.
«Air Defender 2023» lockt viele Planespotter an
Seit dem 12. Juni läuft das Manöver «Air Defender 2023», die größte Luftwaffenübung seit Bestehen der Nato. Wenn sich die Flieger auf dem Rollfeld startklar zum Abflug machen, stehen die Planespotter schon mit ihren professionellen Kameras bereit. Dabei kann sie auch der Maschendrahtzaun plus Stacheldraht nicht davon abhalten, den perfekten Moment abzupassen. Schließlich ist der Großteil der Flugzeug-Fans mit einer Trittleiter ausgestattet, die freie Sicht auf das Rollfeld ermöglicht.
Die drei Freunde Bert van der Linden, Robert de Jong und John Kraaikamp sind extra aus den Niederlanden angereist, um das Spektakel einzufangen. «Das Fotografieren der Flugzeuge ist im Prinzip wie Angeln oder Briefmarken sammeln», sagt Bert van der Linden. Es gehe dabei vor allem darum, möglichst viele unterschiedliche Flugzeugtypen abzulichten. Rund 40 internationale Zaungäste, darunter sogar Amerikaner, sind an diesem Tag dabei – trotz hochsommerlicher Temperaturen und wenig Schatten.
Luftwaffe freut sich über Interesse der Planespotter beim «Air Defender 2023»
«Wichtig ist uns dabei auch, dass wir die Bilder selbst gemacht haben. So können wir wirklich von einer eigenen Sammlung sprechen», sagt Robert de Jong. Hergekommen sind die drei Niederländer vor allem wegen der Hercules, einem US-amerikanischen Transportflugzeug, das in Wunstorf abheben soll. Vor drei Wochen hatten die Flugzeug-Fans noch bei einer Militärübung in der Türkei das Rollfeld beobachtet. «Aber hier in Wunstorf ist die Aussicht wesentlich besser», findet Bert van der Linden.
Die Luftwaffe freut sich nach eigenen Angaben über das Interesse der Planespotter oder Touristen und Anwohnern. «Wenn die Bundeswehr ein Teil der Gesellschaft sein soll, muss sie auch die Gesellschaft dran teilhaben lassen und Einblicke ermöglichen», teilten die Streitkräfte mit. Das Phänomen der Flugzeugfotografen sei dabei nicht neu, aber durch erschwinglichere Technik populärer geworden.
«Air Defender 2023» geht noch bis zum 23. Juni
Den richtigen Moment will auch Leona Kyriakou nicht verpassen. Die junge Frau arbeitet beim Flughafen in Hannover und ist dort beim Zoll für die Sicherheit verantwortlich. «Ich liebe Fliegen sehr. Durch meinen Beruf hat sich das Interesse an Flugzeugen außerdem noch einmal verstärkt», sagt die Planespotterin. Zwar sei es schade, dass sie an diesem Tag die C17 Globemaster, ein US-amerikanisches Transportflugzeug, nicht vor die Linse bekomme, dennoch seien Flugmanöver immer wieder ein echtes Erlebnis.
Planespotting ist der Begriff für das Sichten und Fotografieren von Flugzeugen. Die Bilder der Hobbyfotografen werden in privaten oder öffentlichen Archiven gesammelt. Zusätzlich dazu erfassen die Planespotter alle wichtigen Infos rund um das Flugzeug, zum Beispiel die Kennnummer, Fluggesellschaft, den Typ oder die Lackierung.
Bis zum 23. Juni wird der Militärflughafen Wunstorf noch das Logistik-Drehkreuz der Übung «Air Defender» sein. Daran beteiligt sind mehr als 10 000 Teilnehmer und 250 Militärmaschinen aus 25 Nationen sowie die Nato. Schwere amerikanische, rumänische und deutsche Maschinen starten von Wunstorf aus in die drei Übungsräume über Nord- und Ostsee sowie über Süddeutschland. (dpa/lni)