ABC rund ums E: Das große Glossar rund ums E-Auto Von Tom Nebe, dpa
CCS, Range-Extender und PSM: Wer sich mit Elektroautos beschäftigt, trifft auf Begriffe, die mehr nach Raumfahrt als nach Straßenverkehr klingen. Unwissenheit herrscht oft auch bei praktischen Fragen wie Tanken und Reichweite. Eine kleine Stromerkunde schafft Abhilfe. München/Berlin (dpa/tmn) – Auf deutschen Straßen sind immer mehr E-Autos und Hybride unterwegs. Doch welche Technik steckt unter der […]
CCS, Range-Extender und PSM: Wer sich mit Elektroautos beschäftigt, trifft auf Begriffe, die mehr nach Raumfahrt als nach Straßenverkehr klingen. Unwissenheit herrscht oft auch bei praktischen Fragen wie Tanken und Reichweite. Eine kleine Stromerkunde schafft Abhilfe.
München/Berlin (dpa/tmn) – Auf deutschen Straßen sind immer mehr E-Autos und Hybride unterwegs. Doch welche Technik steckt unter der Motorhaube der Stromer? Welche Ladestandards gibt es? Und was genau hat es mit der Gesamtreichweite auf sich? Ein ABC rund ums E liefert einen Überblick – ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
A wie Akku: In Autos mit Verbrennungsmotor sind Batterien dafür da, um den Motor zu starten und Verbraucher wie das Autoradio oder die Klimaanlage mit Strom zu versorgen. «Eine Antriebsbatterie im Elektrofahrzeug ersetzt hingegen den Benzintank», erklärt Volker Blandow vom Tüv Süd. Zum Einsatz kommen meist Lithium-Ionen-Zellen, während normale Autobatterien meist Bleiakkus sind.
B wie Boosten: Während ein E-Motor praktisch sofort seine gesamte Leistung abrufen kann, brauchen Verbrenner erst eine gewisse Drehzahl dafür. Bei Hybriden kann der E-Motor folglich den Verbrenner bei der Beschleunigung «boosten» und damit die Fahrdynamik erhöhen.
C wie CCS: Das Combinend Charing System (CCS) ist ein Standard für die Schnellladung mit Gleichstrom. In Europa und den USA sei das der offizielle Ladestandard, erläutert Blandow. Er ermöglicht zudem Ladevorgänge mit Wechselstrom. Es gibt weitere Standards, etwa das in Japan entwickelte CHAdeMO-System, das Blandow zufolge auch in den USA und Europa eine gewisse Verbreitung erlangt hat. Der Hersteller Tesla hat seinen Angaben zufolge einen eigenen Schnellladestandard.
D wie DC: Die englische Bezeichnung für Gleichstrom lautet Direct Current (DC). Batterien können immer nur Gleichstrom speichern, wie Blandow erklärt. Damit sei im Auto die Systemspannung zunächst einmal Gleichstrom. Dies sei der Grund, warum Schnellladesysteme auch immer mit Gleichstrom arbeiten. Sie laden ohne weitere Wandlung direkt aus der Ladestation in den Antriebsakku. Da Wechselstrommotoren gewisse Vorteile in der Regelbarkeit hätten, werde für den Antriebsmotor bei den meisten Autos die Gleich- vor dem Motor wieder in Wechselspannung gewandelt. Es gebe aber auch Autos mit Gleichstrommotoren.
E wie Emissionen: Reine E-Autos stoßen keine Abgase aus. Wie bei anderen Autos blieben aber Reifen- und Bremsabrieb, erklärt Michael Müller-Görnert vom Verkehrsclub Deutschland (VCD). In geringerem Maße gibt es auch Lärmemissionen durch den Roll- und Luftwiderstand. Wird die Batterie unter schlechten ökologischen Bedingungen produziert, trübt das die Umweltbilanz des Stromers.
F wie Frequenzumrichter: Sind zwischen Antriebsbatterie und Motor verschaltete Leistungselektroniken. Sie werden zur Ansteuerung des Elektromotors und zum Batterieladen verwendet.
G wie Gesamtreichweite: Sie umfasst die Reichweite, die mit vollgeladener Batterie zur Bewältigung einer genormten Fahrstrecke unter Einsatz von Nebenverbrauchern wie Licht, Scheibenwischer und durchschnittlichem Heizungs- und Klimaanlageneinsatz benötigt wird, wie der Bundesverband eMobilität (BEM) erklärt. Die Batterie werde dabei normalerweise zwischen 100 und 20 Prozent Ladezustand gefahren, effektiv stünden also 80 Prozent Ladekapazität zu Verfügung.
H wie Hybrid: Hybride haben einen Verbrennungs- und einen Elektromotor, der meist auch allein das Auto für eine gewisse Zeit antreiben kann. «Daher nennt man diese Form Parallelhybrid», erklärt Blandow. Plug-in-Hybride sind eine besondere Form der Parallelhybride mit großer Batterie, deren elektrische Reichweite zwischen 30 und 100 Kilometern liege. Im Unterschied zu allen anderen Hybriden könne die Batterie von außen aufgeladen werden.
I wie Ionen: Die Lithium-Ionen-Batterie stellt nach Angaben des BEM mittlerweile die am stärksten etablierte und in der Serie verwendete Batterieart dar. Sie biete für die Serienproduktion von E-Fahrzeugen momentan das höchste Niveau für die Kapazität in Kilowattstunden pro Kilogramm Gewicht beziehungsweise Liter Volumen.
J wie Jahreszeit: Kann die Reichweite beeinflussen. Im Winter benötigt die Heizung viel Strom und lässt die Reichweite sinken, wie Müller-Görnert erklärt.
K wie Kennzeichen: Sie haben ein «E» hinter der Erkennungsnummer. Damit werden Sonderrechte und Vorteile signalisiert. Kommunen dürfen reinen E-Autos, Plug-in-Hybriden und Brennstoffzellenfahrzeugen etwa kostenloses Parken einräumen oder Busspuren für sie freigeben.
L wie Ladeleistung: Berechnet sich durch die Multiplikation von Spannung (Volt) und Stromstärke (Ampere), und wird in der Einheit Kilowatt (kW) angegeben. Von Ladeleistung und Batteriekapazität (in Kilowattstunden = kWh) hänge die Dauer des Ladevorgangs ab, erklärt der BEM. Besitzt ein Batteriespeicher etwa eine Kapazität von 44 kWh, so benötige man an einer Ladesäule mit 22 kW Ladeleistung rund zwei Stunden, um eine annähernd leere Batterie vollzuladen.
M wie Mild-Hybrid: Dieser Hybrid-Typ kann nicht rein elektrisch fahren. Der Elektromotor im Auto unterstützt den Verbrenner. «Er liefert zusätzliches Drehmoment in der Beschleunigungsphase, wenn der Benzinmotor besonders ineffizient ist», erklärt Blandow. Manche Autos würden auch Mild-Hybrid genannt, wenn ihr E-Motor nicht zum Antrieb beiträgt, sondern den Verbrenner auf andere Weise entlastet, zum Beispiel durch den Betrieb der Klimaanlage.
N wie Nickel-Metallhydrid-Akkus: Wie Bleiakkus eine für Antriebsbatterien in E-Autos veraltete Technik, weil die Reichweite mit modernen Akkus auf Lithiumbasis nicht mithalten kann.
O wie Orientierung: Wo ist die nächste Stromtankstelle? Eine Karte der Bundesnetzagentur aus den Daten des Ladesäulenregisters bietet im Internet Orientierung. Gemeldet sind rund 4500 öffentlich zugängliche Ladesäulen. Zum Vergleich: Deutschlandweit gibt es dem ADAC zufolge etwas mehr als 14 000 Tankstellen.
P wie PSM: Steht für Permanenterregter Synchronmotor. Der Antrieb ist in vielen E-Autos verbaut. Es ist ein Wechselstrommotor, dessen Rotor mit Permanentmagneten bestückt ist, wie Blandow erklärt. Sie sorgten für ein permanentes Magnetfeld im Motor. Der Antrieb sei kompakt und «absolut wartungsfrei». Dass viele hochwertige Stoffe im Magneten benötigt werden, beispielsweise Kobalt oder Neodym, sei ein Nachteil. Die Materialien seien nur in wenigen Erdregionen zu finden und könnten bei der Gewinnung starke Umweltprobleme verursachen, wenn der Abbau nicht mit großer Vorsicht passiert.
Q wie Quoten: Gibt es für E-Autos noch nicht, könnten nach Einschätzung des VCD aber helfen, «dass Autohersteller mehr dieser Fahrzeuge auf den Markt bringen». In China, das Land mit dem weltgrößten E-Auto-Markt, müssen Hersteller ab 2019 zehn Prozent ihrer Wagen mit Elektromotor verkaufen. VCD-Experte Müller-Görnert hält ambitionierte Kohlenstoffdioxid-Grenzwerte aber für effektiver und zielführender als Quoten für E-Autos.
R wie Rekuperieren: Nutzt man einen Elektromotor im Schiebebetrieb zum Abbremsen, gewinnt man damit Energie zurück, die in der Batterie gespeichert wird. Rekuperieren ist der dafür gängige Begriff.
S wie Steuervorteile: E-Autos sind nach Angaben von Müller-Görnert für fünf Jahre von der Kfz-Steuer befreit. Mit der Fahrzeugzulassung auf den Halter werde das automatisch registriert.
T wie Token: Für das Stromtanken benötigt der Fahrer manchmal ein sogenanntes Token, um sich zu identifizieren und zu bezahlen.
U wie Umweltbonus: Gibt es für den Kauf eines batterieelektrischen Autos oder eines Plug-in-Hybriden. Den Bonus können Verbraucher bei der Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) stellen. «Als Nachweis dient der Kaufvertrag», erklärt Müller-Görnert. Für reine E-Autos gebe es 2000 Euro Zuschuss, für den Plug-in-Hybride 1500 Euro. Die gleichen Beträge bekomme man noch mal vom Hersteller.
V wie Volt-Technologie: Die Antriebsleistung eines E-Motors ergibt sich aus dem Produkt von Spannung und Stromstärke. Durch die Erhöhung der Volt-Zahl (Spannung) lässt sich bei gleicher Antriebsleistung die Stromstärke reduzieren. Das wiederum ist nach BEM-Angaben wichtig für die Kabeldicke. In Hochleistungsfahrzeugen sei die Kabeldicke durch ansteigende Leistungen kaum noch zu bewältigen. Daher bestehe nun die Tendenz, in Richtung 800 Volt zu gehen. Bislang würden bei Klein- und Mittelklassewagen vorrangig Antriebe mit circa 400 Volt verbaut. Zum Vergleich: Normale Starterbatterien im Auto haben meist 12 Volt.
W wie Wandladestation: Das sind Ladestationen für Zuhause. Lädt ein E-Auto an so einer Vorrichtung, werde der dort zur Verfügung stehende Wechselstrom an Bord in Gleichstrom gewandelt, erklärt Blandow.
X wie EXtender: Bei einem Range-Extender erzeugt ein Verbrennungsmotor oder ein Brennstoffzellensystem elektrische Energie, die dem Antrieb oder der Batterie zugeführt werden kann, wie Blandow erklärt. Er kann also helfen, Stromengpässe zu überbrücken.
Y wie BYD Auto: Nicht Nissan, Tesla oder BMW, sondern BYD ist die Automarke, von der im vergangenen Jahr die meisten neuen Elektroautos (inklusive Plug-in-Hybrid) neu zugelassen worden. Der chinesische Autobauer liegt in einer Statistik des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) ganz vorne.
Z wie Zeitdauer: Wie lange es dauert, bis der E-Auto-Akku voll geladen ist, hängt von vielen Faktoren ab, zum Beispiel von der Ladeleistung. Am Haushalts-Stromnetz betrage die Zeit für eine für eine Vollladung laut ADAC in der Regel sechs bis zwölf Stunden. Mit einer Schnellladung verkürzen sich die Wartezeiten stark.