Fraport will immer noch auf griechischen Flughäfen landen
21.07.2015 Eigentlich war die Übernahme von 14 griechischen Flughäfen schon verabredete Sache. Der Fraport-Konzern hofft nun, dass die von der Tsipras-Regierung gestoppte Privatisierung doch noch in Gang kommt. Frankfurt/Main (dpa) – Stefan Schultes derzeitiger Lieblingsflughafen steht im russischen St. Petersburg. Dort habe man ein tolles Team beieinander, die Passagiere strömen nur so und die Investitionen in altes […]
21.07.2015
Eigentlich war die Übernahme von 14 griechischen Flughäfen schon verabredete Sache. Der Fraport-Konzern hofft nun, dass die von der Tsipras-Regierung gestoppte Privatisierung doch noch in Gang kommt.
Frankfurt/Main (dpa) – Stefan Schultes derzeitiger Lieblingsflughafen steht im russischen St. Petersburg. Dort habe man ein tolles Team beieinander, die Passagiere strömen nur so und die Investitionen in altes und neues Terminal seien absolut im Plan, schwärmt der Chef des Frankfurter Flughafenbetreibers Fraport. Auf ähnliche gute Nachrichten aus dem Euro-Staat Griechenland wartet der MDax-Konzern schon lange, hat die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben, in naher Zukunft drei Flughäfen auf dem griechischen Festland und elf Airports auf beliebten Urlaubsinseln in der Ägäis übernehmen zu können.
Im November vergangenen Jahres wähnten sich die Deutschen im Verbund mit ihrem griechischen Partner Copelouzos schon fast am Ziel, als ihnen die staatliche Privatisierungsgesellschaft HRDAF gegen starke internationale Konkurrenz den Zuschlag erteilte. Im Portfolio waren die Flughäfen in der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki sowie auf Top-Inseln wie Kreta, Rhodos, Mykonos oder Santorini. Für die Betreiberkonzession bis in Jahr 2055 sollten bei der für Herbst 2015 anvisierten Vertragsunterzeichnung 1,23 Milliarden Euro fließen.
Doch daraus, wie auch aus den versprochenen Millionen-Investitionen der Fraport, wird vorläufig nichts, denn der Deal wurde von der neuen Syriza-Regierung umgehend auf Eis gelegt. Dort liegt er immer noch – bis zur Klärung der Frage, wie denn nun griechisches Staatseigentum mit einem Volumen von angeblich 50 Milliarden Euro privatisiert werden soll. Angestrebt wird eine von den Griechen geführte und von Europa kontrollierte Treuhandgesellschaft, die dann auch die Flughäfen an den Mann bringen soll.
Fraport-Chef Schulte will zum jetzigen Zeitpunkt trotz aller politischen Querelen und Unwägbarkeiten die Hoffnung auf jährlich rund 20 Millionen Passagiere an den Griechen-Flughäfen nicht aufgeben. Das ist etwa ein Drittel des Aufkommens an der Heimatbasis Frankfurt. «Es ist vereinbart, dass demnächst die Gespräche wieder aufgenommen werden. Schaun ‚mer mal», sagt Schulte vorsichtig optimistisch, denn so weit wie bei den Griechen war Fraport bei internationalen Ausschreibungen schon lange nicht mehr. Ob in Spanien, wo dem Management die Preise zu hoch waren, oder in Portugal und Brasilien, wo spendablere Bieter den Zuschlag erhielten, überall gingen die Deutschen in den vergangenen Jahren leer aus – vom Kleinflughafen in slowenischen Ljubljana mal abgesehen.
Dennoch betreibt Fraport derzeit erfolgreich acht Auslandsflughäfen in unterschiedlicher Beteiligungsintensität. Nach dem 1999 akquirierten Flughafen Antalya kamen etwa die Airports von Perus Hauptstadt Lima, im chinesischen Xi’an und im nun so geliebten St. Petersburg hinzu.
Mit Wachstumsraten von zwölf Prozent in Xi’an, elf Prozent in St. Petersburg und fünf Prozent in Lima läuft das Geschäft in der Ferne bestens. Im vergangenen Jahr steuerte das Auslandsgeschäft mit rund 93 Millionen Euro rund 37 Prozent zum Konzerngewinn bei.
Das Land Hessen – mit 31,35 Prozent der Anteile immer noch größter und einflussreichster Fraport-Eigner – organisiert derweil in Brüssel politische Unterstützung für das Griechen-Geschäft. In der vergangenen Woche war Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) bei Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Dort warb er für eine nicht näher beschriebene «Sicherheitskonstruktion», mit der das milliardenschwere Investment der Fraport begleitet werden müsse.
Christian Ebner, dpa und Steffen Weyer, dpa-AFX