Fast 100 Menschen sterben 2010 beim Absturz einer polnischen Regierungsmaschine, darunter der damalige Präsident Kaczynski. Um die Ursache ranken sich Theorien. Fünf Jahre danach steht das Gedenken auch im Schatten des Wahlkampfs. Warschau (dpa) – Begleitet von Anschlagstheorien hat Polen an die Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk vor fünf Jahren erinnert. Er hoffe, dass das […]

Fast 100 Menschen sterben 2010 beim Absturz einer polnischen Regierungsmaschine, darunter der damalige Präsident Kaczynski. Um die Ursache ranken sich Theorien. Fünf Jahre danach steht das Gedenken auch im Schatten des Wahlkampfs.

Warschau (dpa) – Begleitet von Anschlagstheorien hat Polen an die Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk vor fünf Jahren erinnert. Er hoffe, dass das Gedenken die polnische Gesellschaft einen könne, sagte Präsident Bronislaw Komorowski am Freitag in einem Rundfunkinterview. Der nationalkonservative Oppositionschef Jaroslaw Kaczynski hingegen warf den polnischen Behörden und der Regierung Versagen bei der Aufklärung der Katastrophe mit 96 Toten vor.

«Sie haben die polnische Gesellschaft fortwährend angelogen», sagte er am Nachmittag auf einer Gedenkfeier der Partei «Recht und Gerechtigkeit» (PiS). Kaczynski ist der Zwillingsbruder des in Smolensk getöteten damaligen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski. Die Regierungsmaschine war am 10. April 2010 beim Landeanflug auf das russische Katyn abgestürzt. Außer Kaczynski starben zahlreiche Vertreter der politischen und militärischen Elite Polens.

Ermittlungen zur Ursache dauern noch immer an. Kaczynski-Anhänger gehen von einem Mordanschlag aus, bisherige Untersuchungen des Innenministeriums von Piloten-Versagen.

Am Freitagmorgen wurde auf dem Warschauer Militärfriedhof Powazki der Absturzopfer gedacht. An der Feier nahmen Komorowski und Regierungschefin Ewa Kopacz teil. Bei der Feier wurden die Namen der Opfer vorgelesen. Zum Zeitpunkt des Unglücks wurde der 96 Toten in einer Schweigeminute gedacht. Eine polnische Regierungsdelegation reiste an den Unglücksort, um Kränze niederzulegen.

Der PiS-Abgeordnete Antoni Macierewicz schürte die Anschlagstheorien mit einem weiteren Untersuchungsbericht, in dem er am Freitag von mehreren Explosionen an Bord der Unglücksmaschine sprach. Am 10. April 2010 habe der «Ansturm aus dem Osten» begonnen, sagte er. Kaczynski und die Elite Polens seinen ein «Bollwerk der westlichen Zivilisation» gewesen.

Von Mord und einem Anschlag waren auch viele der PiS-Anhänger vor dem Warschauer Präsidentenpalast überzeugt, die seit den Morgenstunden dort demonstrierten und Kerzen oder Blumen niederlegten. Als Kaczynski vor mehr als tausend Versammelten sprach, wurde er wiederholt von Rufen wie «Wir wollen die Wahrheit über Smolensk» unterbrochen. Kaczynskis Rede ähnelte in Teilen einem Wahlkampfauftritt – in Polen sind in diesem Jahr Präsidenten- und Parlamentswahlen.

Ein Teil der Opferfamilien wiederholte am Freitag Forderungen nach einer neuen, internationalen Untersuchungskommission. Komorowski wies diese Idee zurück. «Ich kann mich nur wundern, wenn jemand der ganzen Welt beweisen will, dass die Polen nicht in der Lage sind, ihre eigenen Angelegenheiten zu klären und Ratgeber und Experten von außen brauchen», sagte er in dem Rundfunkinterview.