Berlin (dpa) – Psychische Erkrankungen bei Piloten sind nach Einschätzung des langjährigen Lufthansa-Psychologen Reiner Kemmler deutlich seltener als im Bevölkerungsdurchschnitt. «Man kann sagen, bei diesem hoch ausgelesenen Personal liegt die Quote der psychischen Erkrankungen maximal halb so hoch», sagte Kemmler dem Magazin «stern». «Wenn also – wie geschätzt wird – etwa zehn Prozent der Deutschen […]

Berlin (dpa) – Psychische Erkrankungen bei Piloten sind nach Einschätzung des langjährigen Lufthansa-Psychologen Reiner Kemmler deutlich seltener als im Bevölkerungsdurchschnitt. «Man kann sagen, bei diesem hoch ausgelesenen Personal liegt die Quote der psychischen Erkrankungen maximal halb so hoch», sagte Kemmler dem Magazin «stern». «Wenn also – wie geschätzt wird – etwa zehn Prozent der Deutschen irgendwann einmal unter einer Angsterkrankung leiden, sind es unter den Piloten maximal fünf Prozent.»

Kemmler, der den Angaben zufolge als Psychologe im Krisenstab der Lufthansa saß, hält den Menschen für «das größte Risiko in der Luftfahrt». 15 Prozent aller sicherheitsrelevanten Ereignisse seien vom Menschen ausgelöst, an weiteren 69 Prozent sei er beteiligt. Gleichzeitig sei der Mensch aber auch der wichtigste Faktor an Bord. «Nur er kann unvorhergesehene Probleme bewältigen.»

Kemmler arbeitete von 1989 bis 2005 als Psychologe für die Lufthansa und trainierte und therapierte dort unter anderem Flugschüler und Linienpiloten. Seit 2005 ist er selbstständig.

Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine war nach Erkenntnissen der Ermittler vor Jahren suizidgefährdet und in Psychotherapie. In jüngster Zeit sei ihm aber weder Selbst- noch Fremdgefährdung attestiert worden. Er steht im Verdacht, den Airbus mit 150 Menschen an Bord absichtlich zum Absturz gebracht zu haben.