Die neueste Spur ist die vielversprechendste: Bei einem Tiefflug über das Suchgebiet hat die Crew eines Aufklärers vermeintliche Wrackteile im Meer entdeckt. Jetzt dreht sich alles um die Bergung. Perth (dpa) – Grünes und orangefarbenes Treibgut hat im Indischen Ozean neue Hoffnung geweckt, dem Rätsel um die verschwundene Malaysia-Airlines-Maschine bald auf die Spur zu kommen. […]

Die neueste Spur ist die vielversprechendste: Bei einem Tiefflug über das Suchgebiet hat die Crew eines Aufklärers vermeintliche Wrackteile im Meer entdeckt. Jetzt dreht sich alles um die Bergung.

Perth (dpa) – Grünes und orangefarbenes Treibgut hat im Indischen Ozean neue Hoffnung geweckt, dem Rätsel um die verschwundene Malaysia-Airlines-Maschine bald auf die Spur zu kommen. Die Crew eines australischen Aufklärungsflugzeugs entdeckte die Teile, musste sich aber auf den Heimweg machen, bevor das Versorgungsschiff «HMAS Success» die Stelle erreichen konnte. Das Schiff nutzte die letzten Tageslichtstunden, um die Wasseroberfläche abzusuchen. «Die gesamte Crew hält Ausschau», twitterte die australische Seesicherheitsbehörde (Amsa). Das letzte Suchflugzeug habe das Gebiet bei Einbruch der Dunkelheit verlassen, ohne neue Objekte zu sichten.

Wenn das Treibgut geborgen werden kann, hätten die Experten ihren ersten handfesten Fund, um die Theorie zu prüfen, ob die Boeing 777-200 am 8. März in dem abgelegenen Seegebiet abstürzte. Sie sind zuversichtlich, dass sie feststellen können, ob die Teile aus der Maschine stammen oder nicht, wenn sie sie einmal in die Hände bekommen. Für die Familien ging die schreckliche Ungewissheit über das Schicksal ihrer Angehörigen in die dritte Woche.

Der australische Regierungschef Tony Abbott informierte seinen Amtskollegen in Malaysia über die Sichtung. «Ich warne aber: Wir wissen noch nicht, ob diese Teile zu Flug MH370 gehören, es kann auch gewöhnliches Treibgut sein», sagte Abbott im Parlament. «Dennoch haben wir Hoffnung, dass wir diese Teile bald bergen und damit einen Schritt näher dran sind, um dieses tragische Rätsel zu lösen.»

Insgesamt waren am Montag zehn Flugzeuge im Einsatz, darunter zwei aus China und eines aus Japan. Das Suchgebiet liegt 2500 Kilometer südwestlich von Perth an der australischen Westküste. Es dauert drei Stunden, bis die Maschinen die Region erreichen.

Die Strömung ist in dem rauen Seegebiet stellenweise gewaltig. Die Universität von Westaustralien hat Computermodelle entwickelt, um zu sehen, wohin mögliche Wrackteile getragen worden sein könnten. «Die Strömung treibt die Teile in zwei Sekunden einen Meter weit», sagte Meeresforscher Charitha Pattiaratchi der Nachrichtenagentur dpa – das wären bis Montag 700 Kilometer gewesen.

In dem derzeitigen Suchgebiet seien die Verhältnisse aber anders, berichtete der Amsa-Abteilungsleiter für Noteinsätze, John Young. Die Flugzeuge haben Bojen ins Wasser gesetzt, die ihre Position via Satellit übermitteln und mit der Strömung treiben. Die Bojen seien in verschiedene Richtungen getrieben worden oder hätten sich im Kreis bewegt, sagte Young. «Das ist gut für uns, dann müssen wir das Suchgebiet nicht jeden Tag neu anpassen», sagte er.

Ein chinesischer Reporter an Bord einer der beiden chinesischen Maschinen, die am Montag erstmals das Suchgebiet überflogen, hatte am Morgen nach eigenen Angaben ebenfalls mögliche Wrackteile gesichtet. Allerdings flog die Iljuschin-76-Maschine sehr hoch. Die Teile sollen durch ein Wolkenloch erspäht worden sein. Amsa betonte, dass es sich nicht um dasselbe Material handelte wie das, was die Crew des australischen Aufklärungsflugzeugs sah.

Ein tiefer fliegender US-Aufklärer vom Typ Poseidon konnte die Teile nicht wiederfinden, teilte Amsa mit. Dennoch nahmen der mit Hubschraubern ausgestattete chinesische Eisbrecher «Xuelong» sowie zwei Schiffe der chinesischen Marine Kurs auf die Region. «Sie werden allerdings erst am Dienstag oder Mittwoch in der Region ankommen», sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Peking.

Die Boeing 777-200 war mit 239 Menschen an Bord am 8. März in Kuala Lumpur Richtung Peking gestartet. Sie ist seitdem spurlos verschwunden. An Bord waren 153 Chinesen. China hat die zunächst von den malaysischen Behörden geleitete Suchaktion mehrfach scharf kritisiert. Das Suchgebiet liegt 2500 Kilometer südwestlich von Perth an der australischen Westküste.

Sobald Wrackteile eindeutig identifiziert sind, können Meeresforscher anhand der Strömungsmodelle feststellen, wo die Maschine ins Wasser getaucht sein muss. Die Zeit drängt: Die Blackbox, die technische Daten und Gespräche im Cockpit aufzeichnet, funkt etwa 30 Tage lang ein Signal. Das ist nach Angaben von Experten noch aus mehr als 4000 Metern Wassertiefe zu empfangen – so tief dürfte das Meer in dem angenommenen Absturzgebiet sein. Funkstille wäre etwa ab dem 7. April.