Die Luft- und Raumfahrtindustrie konnte sich bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget über eine Auftragsflut freuen. Die Branche boomt. Dennoch ist der Anteil der Leiharbeiter an den Belegschaften unverändert hoch, beklagt die IG Metall. Frankfurt/Main (dpa) – In der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie wurden in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 2000 Leiharbeiter fest in […]

Die Luft- und Raumfahrtindustrie konnte sich bei der Luftfahrtmesse in Le Bourget über eine Auftragsflut freuen. Die Branche boomt. Dennoch ist der Anteil der Leiharbeiter an den Belegschaften unverändert hoch, beklagt die IG Metall.

Frankfurt/Main (dpa) – In der deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie wurden in den vergangenen zwölf Monaten mehr als 2000 Leiharbeiter fest in die Stammbelegschaften übernommen. Das ergab eine am Freitag veröffentlichte Umfrage im Auftrag der Gewerkschaft IG Metall unter den Betriebsräten der Branche. «Das ist eine gigantische Zahl und ein Erfolg», sagte IG-Metall-Vorstand Jürgen Kerner der Nachrichtenagentur dpa. «Aber es ist auch ein zweischneidiges Schwert.» Denn für jeden fest übernommenen Leiharbeiter hätten die Betriebe einen neuen eingestellt. Der Anteil der Leiharbeit sei mit 14 Prozent gegenüber einer ähnlichen Umfrage im Vorjahr sogar leicht gestiegen.

Angesichts des absehbaren Mangels an Fachkräften sei es auch im Interesse der Unternehmen, die qualifizierten Arbeitnehmer in ihre Stammbelegschaften zu überführen. «Die Luft- und Raumfahrtindustrie ist eine Branche mit vollen Auftragsbüchern», sagte Kerner. «Wer sonst soll neue sichere Arbeitsplätze schaffen?» Nach der Umfrage, die mehr als 90 Prozent der Branche abdeckt, haben die Betriebe seit März 2012 knapp 4000 Mitarbeiter neu eingestellt, davon mehr als die Hälfte ehemalige Leiharbeiter. Von den rund 60 700 Beschäftigten, die von der Umfrage erfasst werden, seien jedoch immer noch fast 10 000 Leiharbeiter. «Das ist viel zu viel für eine so gesunde Industrie», sagte Kerner.

Ziel der IG Metall sei es, den Anteil der Leiharbeit auf unter zehn Prozent zu drücken. «Ganz werden wir sie nie wegbekommen», sagte der IG-Metall-Vorstand. Mindestens die Hälfte der 42 befragten Betriebe bezahle Leiharbeiter schlechter als die übrigen Arbeitnehmer. Zudem seien in den Unternehmen rund 1800 Unternehmen mit Werkverträgen eingesetzt. Sie erbringen oft, aber nicht immer, Dienstleistungen abseits der eigentlichen Produktion, so wie Werkschutz, Gartenarbeiten und Kantine. Rechnet man noch die Überstunden-Guthaben der Beschäftigten auf Arbeitszeitkonten hinzu, so verfügt die Branche nach Einschätzung der IG Metall über ein Potenzial von 18 500 zusätzlichen Arbeitsplätzen.

Das Argument der Arbeitgeberseite, dass mit Leih- und Zeitarbeit vor allem Auftragsspitzen flexibel abgearbeitet werden könnten, lässt Kerner nicht gelten. «Viele Arbeitnehmer arbeiten über Jahre als Leiharbeiter», sagte er. Für kurzfristige Auftragsdellen gebe es in der Branche hochflexible Arbeitszeitmodelle.