Frankfurt/Main Bei der Besetzung ihres Aufsichtsrats legt Lufthansa kurz vor der Hauptversammlung eine Notlandung hin. In letzter Minute verzichtet der umstrittene Wolfgang Mayrhuber auf Kandidatur und geplanten Vorsitz. Er wird für Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht. Einen Tag vor der Lufthansa- Hauptversammlung hat der designierte neue Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber das Handtuch geworfen. Der 66-Jährige frühere Lufthansa-Chef habe […]

Frankfurt/Main

Bei der Besetzung ihres Aufsichtsrats legt Lufthansa kurz vor der Hauptversammlung eine Notlandung hin. In letzter Minute verzichtet der umstrittene Wolfgang Mayrhuber auf Kandidatur und geplanten Vorsitz. Er wird für Fehlentwicklungen verantwortlich gemacht.

Einen Tag vor der Lufthansa- Hauptversammlung hat der designierte neue Aufsichtsratschef Wolfgang Mayrhuber das Handtuch geworfen. Der 66-Jährige frühere Lufthansa-Chef habe nach Kritik aus Aktionärskreisen erklärt, dass er für das Amt nicht zur Verfügung stehe, teilte das Unternehmen heute früh in einer Pflichtmitteilung für die Börse mit. Einen neuen Vorschlag werde der Aufsichtsrat noch heute veröffentlichen. Die Hauptversammlung findet morgen in Köln statt.

Der frühere Vorstandschef Mayrhuber sollte dem langjährigen Chefaufseher Jürgen Weber nachfolgen, hatte der Aufsichtsrat vorgeschlagen. Der Österreicher wird aber für strategische Fehler und verlustreiche Zukäufe in seiner Zeit als Vorstandschef in den Jahren 2003 bis 2010 verantwortlich gemacht. Den aktuellen Sparkurs mit harten Einschnitten auch beim Personal hätte Mayrhuber deshalb nicht glaubwürdig vertreten können, so die Kritik.

Der aktuelle Lufthansa-Chef Christoph Franz hatte auf seinem Sanierungskurs Sparmaßnahmen auch im Vorstand angekündigt. Den Aktionären will er eine Nullrunde bei der Dividende zumuten und im Unternehmen rund 3500 von derzeit 117.000 Jobs streichen.

Die Beratungsgesellschaft Institutional Shareholder Services (ISS) hatte ihren Kunden geraten, bei der Hauptversammlung gegen Mayrhuber zu stimmen. ISS kritisierte vor allem die Vielzahl der Aufsichtsratsmandate des Österreichers, der unter anderem bereits die Dax-Konzerne Infineon, BMW und Munich Re beaufsichtigt.

Weiterhin störte sich ISS an der aus ihrer Sicht zu kurzen „Abkühlzeit“ zwischen Vorstandsposten und Kontrolltätigkeit. Mayrhuber sollte ursprünglich bereits 2011 in den Lufthansa-Aufsichtsrat wechseln, hatte dann aber gemäß der deutschen Grundsätze für eine gute Unternehmensführung zwei Jahre Wartezeit eingehalten. Auch die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Unioninvest bestätigte, dass sie gegen Mayrhuber gestimmt hätte.

Der Lufthansa-Aufsichtsrat unter dem alten Vorsitzenden Weber wollte laut Ankündigung noch heute über einen neuen Personalvorschlag beraten und diesen bekanntgeben. Die Entscheidung über die wichtige Personalie fällen die Anteilseigner morgen.

Ebenfalls auf der Tagesordnung des Aufsichtsrats steht die Erweiterung des Konzernvorstands von vier auf fünf Personen. Laut Unternehmenskreisen sollen anstelle des ausscheidenden Personalvorstands Stefan Lauer der Swiss-Chef Harry Hohmeister und die Lufthansa-Personalchefin Bettina Volkens in das Leitungsgremium aufrücken und dabei ihre bisherigen Posten behalten. Volkens wäre nach Finanzchefin Simone Menne die zweite Frau in der Lufthansa-Führung.

Quelle: dpa