Zwangspause für tausende Passagiere in Düsseldorf
Düsseldorf In der Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens herrscht Hochbetrieb. Denn tausende Fluggäste müssen eine Zwangspause einlegen. Trotzdem haben viele sogar Verständnis für den Streik der Sicherheitsleute. Der Airport lässt Wasser verteilen und kühlt die Temperatur in der Halle runter. Professionell freundlich säuselt die Frauenstimme aus dem Lautsprecher: «Aufgrund des Streiks kommt es zu Verzögerungen bei […]
Düsseldorf
In der Abflughalle des Düsseldorfer Flughafens herrscht Hochbetrieb. Denn tausende Fluggäste müssen eine Zwangspause einlegen. Trotzdem haben viele sogar Verständnis für den Streik der Sicherheitsleute. Der Airport lässt Wasser verteilen und kühlt die Temperatur in der Halle runter.
Professionell freundlich säuselt die Frauenstimme aus dem Lautsprecher: «Aufgrund des Streiks kommt es zu Verzögerungen bei der Abfertigung». Viele tausend Fluggäste am Düsseldorfer Flughafen hören kaum hin, sie blicken immer wieder auf die großen Anzeigetafeln. Überall stehen die Menschen am Donnerstagvormittag ergeben und geduldig Schlange: Vor den Schaltern der Fluglinien, vor der Abfertigung in einer langen Reihe, die quer durch die riesige Halle verläuft.
Es sind Urlauber, Geschäftsleute, Familien mit Kindern, und sie alle warten auf ihren Abflug. Viele vergebens. Ein Streik der Sicherheitsleute hat den Betrieb am drittgrößten deutschen Flughafen empfindlich durcheinandergebracht. Bis zum Vormittag wurden in Düsseldorf fast 100 Flüge gestrichen. Aber richtig laut wird keiner der Passagiere in der Warteschlange.
Hans Ohloff rückt immer wieder ein paar Zentimeter vor zum Schalter von Air Berlin. «Der Streik ist schon in Ordnung, auch wenn die Situation nicht angenehm ist», sagt er. Schließlich habe er auch schon gestreikt. Mit Freunden ist er auf dem Weg zur Olympiade für Brieftauben in der Slowakei. Die Gruppe stand schon in der Abfertigungsschlange und erwischte den Flug nach Wien trotzdem nicht. Jetzt wollen sie die aufgegebenen Koffer wiederhaben. Dahinter wartet Elke Ottoy. Die Belgierin wollte über Wien nach Nizza fliegen. Auf diesem Flugweg klappt das jetzt nicht mehr. Nun will sie mit der Bahn nach Brüssel und dann weiterkommen. Aber erstmal versucht die blonde Frau, die drei Tage bei der Wassersportmesse boot in Düsseldorf war, von der Airline Geld für die verfallenen Flugtickets zu bekommen.
Ein Flughafen-Mitarbeiter in grellgelber Sicherheitsweste bringt Wasser. Dankbar nehmen die Wartenden die Halbliter-Plastikflaschen. «Die Leute sind freundlich», sagt der Helfer und lächelt beruhigend. Ein böses Wort hat er noch nicht gehört. Die Menschenmasse erhitzt die Abflughalle so, dass die Temperatur um zwei Grad abgesenkt wird. Ein wenig vorgewarnt war der Flughafen wohl schon. «Es lag etwas in der Luft», meint Airport-Sprecher Thomas Kötter. Die Wasservorräte waren gebunkert.
Ein Rentnerpaar aus Duisburg harrt auf dem Weg nach Mallorca in der Schlange vor der Abfertigung aus und nimmt es mit Humor: Die ältere Dame hat einen Stuhl ergattert. Mit dem Streik hat das Paar kein großes Problem: «Aber es wird immer auf die Kleinen abgewälzt» – also die Fluggäste. Ihr Mann, ein schlanker Herr mit verblichener roter Kappe, findet statt zu streiken, sollten die Tarifparteien gleich schlichten.
Der Geschäftsmann Mark Hanvey wartet mit einer Kollegin auf seinen Flug nach London. Mit britischer Beherrschung fragt er ungläubig, ob der Streik wirklich nicht angekündigt war. Die Zwangspause in Düsseldorf trifft ihn hart. Er musste Meetings absagen und am Abend wollte er eine Theateraufführung seiner Tochter in London besuchen. Und von Düsseldorf hat er nichts gehabt. «Wenn wir das gewusst hätten, wären wir wenigstens Essen gegangen», sagt die Kollegin im Business-Dress neben ihm.
Ulrike Hofsähs, dpa