Leipzig Alternative Kraftstoffe bleiben für den wachsenden Internationalen Luftverkehr vorerst von geringer Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie britischer und deutscher Forscher. Wettbewerbsfähig könnten Biokraftstoffe erst dann sein, wenn deren Produktion günstiger und das bisher verwendete Kerosin deutlich teurer sein würde. Biotreibstoffe galten in der Luftfahrtbranche lange als eine der besten kurz- bis mittelfristigen […]

Leipzig

Alternative Kraftstoffe bleiben für den wachsenden Internationalen Luftverkehr vorerst von geringer Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie britischer und deutscher Forscher. Wettbewerbsfähig könnten Biokraftstoffe erst dann sein, wenn deren Produktion günstiger und das bisher verwendete Kerosin deutlich teurer sein würde.

Biotreibstoffe galten in der Luftfahrtbranche lange als eine der besten kurz- bis mittelfristigen Alternativen zu herkömmlichen Kerosin. Mit dieser Vorstellung räumen das Imperial Colleges London, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) sowie das Deutsche Biomasseforschungszentrum (DBFZ) in einer Gemeinschaftsstudie jetzt auf. „In naher Zukunft rechnen wir nicht mit einem Durchbruch beim Einsatz in der Luftfahrt”, erklärt Daniela Thrän vom UFZ und DBFZ in Leipzig. Der Grund: Biokraftstoffe seien momentan noch doppelt so teuer wie der klassische Treibstoff.

Prognosen der Internationalen Flug-Transport-Vereinigung (IATA) zufolge wird der internationale Luftverkehr in den kommenden Jahren weiter wachsen. Der Branchenverband IATA rechnet mit einem Zuwachs von fünf Prozent pro Jahr. Der Austausch älterer Flugzeuge könnte insgesamt aber nur eine Effizienzsteigerung von drei Prozent bringen. Das bedeutet: Auch der Verbrauch an Treibstoff wird in den kommenden Jahren steigen. Die Luftfahrtindustrie hat sich aber zu einem CO2-neutralen Wachstum ab 2020 und zu einer Halbierung der Emissionen bis 2050 verpflichtet. Diese Verpflichtungen und die Ausweitung des Europäischen Emissionshandels auf den Luftverkehr setzen die Luftfahrtindustrie unter den Druck, nach Alternativen zu suchen.

Laut der Studie des UFZ und DBFZ würde sich aber eine Umrüstung auf Biokerosin für die Airlines wirtschaftlich nicht auszahlen. Wettbewerbsfähig könnten Biokraftstoffe daher frühestens in einem Jahrzehnt sein und wenn das aus Erdöl produzierte Kerosin künftig stärker besteuert werde. Außerdem müssten die Preise für Biokraftstoffe sinken. Dies sei aber nur denkbar, wenn die Produktionskosten für Biosprit im Vergleich zur Nachfrage stärker heruntergingen.

Hinzu kommt, dass bisher nur geringe Mengen in ausreichender Qualität verfügbar sind. Um das Gewicht nicht übermäßig steigen zu lassen, sind die Flugzeughersteller auf besonders energiereiche Treibstoffe angewiesen. Verschiedene Airlines und die US Air Force experimentieren dazu bereits.

Als vielversprechende Quellen gelten kurzfristig Kurzumtriebsplantagen, Holzreste und Leindotter. Langfristig könnten Biokraftstoffe im Luftverkehr auch Algen und Salzpflanzen enthalten. Deren Produktion müsste aber stark erhöht werden. Daneben müssten neue Logistiksysteme und internationale Vereinbarungen auf den Weg gebracht werden. Nachhaltige Lösungen sind daher nicht in Richtung eines kurzfristigen großflächigen Einsatzes von Biokraftstoffen in der Luftfahrt zu suchen. Würde der alternative Treibstoff in Zukunft nämlich aus den Biokraftstoffen der so genannten ersten Generation gewonnen, so würde dies die Nachfrage nach Palm-, Soja- und Rapsöl erhöhen und damit den Konflikt um „Tank oder Teller“ verschärfen.

Laut Studie können Biokraftstoffe nur dann wettbewerbsfähig sein, wenn deren Produktion günstiger und das bisher verwendete Kerosin deutlich teurer wird. Unter diesen Voraussetzungen könnten Biokraftstoffe 2050 einen Anteil von zehn Prozent am Treibstoffverbrauch des globalen Luftverkehrs haben. Das entspreche in etwa der Menge der 2010 weltweit im Straßenverkehr verbrauchten Biokraftstoffe.