Boeing dreht auf: Flugzeugbestellungen florieren
Chicago/Mexiko City Die Glückssträhne für den US-Flugzeugbauer Boeing hält an: Zahlreiche neue Aufträge – jüngst von Aeroméxico – sorgen für glänzende Geschäfte. Der US-Flugzeugbauer Boeing dreht nach einem überraschend starken zweiten Quartal weiter auf. Nachdem das Geschäft mit Verkehrsflugzeugen zunehmend runder läuft, erwartet Vorstandschef Jim McNerney für das laufende Jahr nun mehr Umsatz und Gewinn […]
Chicago/Mexiko City
Die Glückssträhne für den US-Flugzeugbauer Boeing hält an: Zahlreiche neue Aufträge – jüngst von Aeroméxico – sorgen für glänzende Geschäfte.
Der US-Flugzeugbauer Boeing dreht nach einem überraschend starken zweiten Quartal weiter auf. Nachdem das Geschäft mit Verkehrsflugzeugen zunehmend runder läuft, erwartet Vorstandschef Jim McNerney für das laufende Jahr nun mehr Umsatz und Gewinn als bislang. Auch im Rüstungs-, Raumfahrt- und Sicherheitsgeschäft legte Boeing zu. Die Aktie stieg bis zum Mittag in New York um 2 Prozent.
Die Boeing-Führung erwartet für 2012 jetzt einen Gewinn je Aktie von 4,40 bis 4,60 US-Dollar, wie der Airbus-Rivale am Mittwoch in Chicago mitteilte. Bisher hatte das Ziel bei 4,15 bis 4,35 Dollar gelegen. Beim Umsatz peilt Boeing jetzt 79,5 bis 81,5 Milliarden Dollar an, rund 1,5 Milliarden mehr als bislang. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz überraschend stark um 21 Prozent auf 20 Milliarden Dollar (rund 16 Mrd Euro). Der Überschuss legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um drei Prozent auf 967 Millionen Dollar zu.
Dabei drückten die Kosten für den neuen Langstreckenjet 787 «Dreamliner» und den modernisierten Jumbo-Jet 747-8 auf den Profit. Geringere Entwicklungskosten dämpften die Belastung. Unterdessen steigerte Boeing die Produktion auf 150 Maschinen, 27 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Im Gesamtjahr sollen nach wie vor 585 bis 600 neue Verkehrsflugzeuge die Werkshallen verlassen. Airbus hat sich rund 570 Auslieferungen zum Ziel gesetzt.
Dennoch ist bei Boeing noch nicht alles in Butter. Bei der Luftfahrtmesse in Farnborough hatte der US-Konzern dank der spritsparenden Neuauflage seines Mittelstreckenfliegers 737 mit dem Beinamen «MAX» zwar weit mehr Aufträge eingesammelt als sein europäischer Wettbewerber. Dennoch liegt Airbus mit mehr als 1400 Festaufträgen für sein Konkurrenzmodell A320neo weiterhin vorne. Die Mittelstreckenjets bilden das Massengeschäft für die Flugzeugbauer, dafür ist bei den großen Langstreckenjets die Gewinnspanne größer.
Von seinem modernisierten Jumbo-Jet 747-8 hat Boeing allerdings erst 36 Exemplare verkauft, und die Produktion des Langstreckenjets 787 «Dreamliner» läuft nur langsam hoch. Die Fluggesellschaften warten noch auf mehr als 800 «Dreamliner»-Maschinen. Das erste Exemplar wurde 2011 mit über drei Jahren Verspätung ausgeliefert. In diesem Jahr sollen zusammen 70 bis 85 Exemplare der 787 und der 747-8 fertig werden.
Ausgerechnet der Traumflieger sorgte in dieser Woche für Negativschlagzeilen: Erstkunde All Nippon Airways (ANA) aus Japan hatte fünf seiner elf «Dreamliner» vorübergehend in die Werkstatt geschickt. Auslöser war ein Teil des Rolls-Royce-Triebwerks, das nicht so lange hielt wie erwartet und daher ausgetauscht wurde. Boeing zufolge beschränkte sich das Problem jedoch auf diese fünf Maschinen.
Die mexikanische Fluggesellschaft Aeroméxico ließ sich von den Problemen auch nicht darin beirren, am Mittwoch neue 100 Maschinen zu ordern. Der Wert nach Preisliste liegt laut Boeing bei 10,8 Milliarden Dollar (8,9 Mrd Euro). Neben 90 der 737 MAX hat es Aeromexiko auch auf 10 «Dreamliner» abgesehen. Noch liegt allerdings nur ein Vorvertrag vor, wie Boeing erklärte. Die Bestellung muss damit noch festgezurrt werden.