München Vor wenigen Wochen hat ein außerhalb von Modellfliegerkreisen eher unbekannter Hersteller einen neuen Flugsimulator auf den Markt gebracht: Aerofly FS von Ikarus. Das Unternehmen hat bisher hauptsächlich Simulatoren verkauft, mit denen nicht „echte“ Flugzeuge simuliert werden konnten sondern um den Flug mit ferngesteuerten Modellen zu üben. Hierzu kann man sogar seinen eigenen RC-Sender mittels […]

München

Vor wenigen Wochen hat ein außerhalb von Modellfliegerkreisen eher unbekannter Hersteller einen neuen Flugsimulator auf den Markt gebracht: Aerofly FS von Ikarus. Das Unternehmen hat bisher hauptsächlich Simulatoren verkauft, mit denen nicht „echte“ Flugzeuge simuliert werden konnten sondern um den Flug mit ferngesteuerten Modellen zu üben. Hierzu kann man sogar seinen eigenen RC-Sender mittels eines Adapters an den PC anschließen. Angesichts der Tatsache dass ein Flugfehler bei Modellflugzeugen sehr schnell sehr teuer werden kann (vom ideellen Schaden oder gar Personenschäden einmal abgesehen) mag das durchaus sinnvoll sein.

Nun aber zurück zu Ikarus‘ neuestem Produkt. Ganz gemäß der Herkunft kann man mit Aerofly in einem Land fliegen: Der Schweiz. Weitere Gebiete stehen (noch?) nicht zur Verfügung. Während das wieder keine gute Nachricht für eingefleischte Langstreckenflieger ist, so ist auf der Habenseite zu verbuchen, dass die Landschaft dadurch umso detaillierter gestaltet wurde. Der Hersteller wirbt mit fotorealistischen Landschaften – und diesen Anspruch erfüllt er auch. Im ersten Bild kann man kaum sagen ob das ein Foto ist oder es aus dem Computer stammt. Beim zweiten Bild sieht man hingegen durchaus, dass das keine echte Aufnahme ist – trotzdem gehört es zu dem grafisch anspruchsvollsten was man überhaupt bekommen kann. Lediglich in Bodennähe könnten ein paar mehr Details nicht schaden – andere Simulatoren behelfen sich hier aber auch oft nur beispielsweise über zufällig gesetzte 3d-Grasbüschel, was nun auch nicht immer überzeugend wirkt.

Foto oder Simulation? (Quelle: www.ikarus.net)

Saftige Almen (Quelle: www.ikarus.net)

Ein kleiner Nachteil: Die Bodengrafiken sind Luftaufnahmen, die über ein Gitternetz aus Höhendaten gelegt wurden. Während das einerseits wunderschön aussieht, ist es andererseits gezwungenermaßen absolut statisch. Beispielsweise werfen die Berge Schatten, die nicht berechnet werden sondern eben Teil der Luftaufnahme sind und sich so nie nach Tageszeit ändern können. Es ist immer dieselbe Tageszeit und – durchaus wichtig – das Wetter kann sich nur geringfügig ändern. Tag/Nacht-Wechsel und Regen sind nicht möglich; Änderungen an Wind, Thermik, Sicht und Wolken funktionieren.

Ebenfalls grafisch hervorragend stellen sich die Flugzeuge und ihre Cockpits dar. Auch sie dürften zu dem Besten gehören das der Markt zur Verfügung stellt. Lichteinfall, Reflexionen und Schatten werden sehr überzeugend berechnet und lassen alles äußerst realistisch aussehen. Die 3d-Cockpits sind jedoch nicht „klickbar“; man kann die Flugzeuge nur per Tastaturkommandos bedienen (und mit dem Joystick natürlich).

Instrumente (Quelle: www.ikarus.net)

Ähnlich verhält es sich auch mit der Simulationstiefe. Während die Cockpits vollständig simuliert zu sein scheinen und die Avionik funktioniert wie sie soll, kann man auf die (vorhandenen) Funkgeräte getrost verzichten. Es gibt niemanden, mit dem man funken könnte; die Schweiz ist komplett leer; auch ein ATC ist nicht vorhanden. Diese Einsamkeit hat aber auch Vorteile: So kann die Simulation auch auf nicht state-of-the-art-Rechnern flüssig laufen. Für Abwechslung sorgen aber verschiedenste Flugaufgaben.

Flugaufgaben (Quelle: www.ikarus.net)

In Punkto Flugmodelle wurde eine für dieses Konzept stimmige Wahl getroffen: Vom Segelflieger (mit Windenstart!) über ältere und neuere einmotorige Propellermaschinen hin zur F-18 ist vertreten, was Spaß macht. Große Airliner sind nicht vorhanden und würden kaum Sinn machen wenn man „nur“ (und auch nur alleine) in der Schweiz fliegen kann. Während in der F-18 logischerweise nur die grundlegenden Systeme funktionsfähig sind (also keine Waffen), macht die Flugphysik einen guten Eindruck. Der Sound ist ebenfalls sehr gut, jedoch gilt auch hier wieder: Es werden hauptsächlich die Grundlagen gelungen simuliert, zu sehr ins Detail geht man dabei aber nicht. So fehlt etwa das Geräusch des Flap-Motors.

Ist AeroflyFS nun ein Konkurrent für FSX, die DCS-Reihe, X-Plane oder MS Flight? Es ist etwas schwer zu vergleichen, wenn man unbedingt möchte, dann müsste man diese Simulation eher in die Nachbarschaft von MS Flight rücken. Es ist eindeutig mehr auf die Freude am Fliegen auf Sicht in einer sehr schönen Umgebung ausgelegt als auf hardcore-Langstreckensimulation. Ganz treffend ist der Vergleich aber nicht, denn Aerofly bietet nach Meinung des Autors (möglicherweise bis auf das Fehlen eines Multiplayermodus) ein ganzes Stück mehr fürs Geld als MS Flight.

Quellen: www.ikarus.net / SimHQ