Luftfahrtkonzern EADS könnte bald Airbus heißen
Paris/Toulouse/München Thomas Enders will aus der Not eine Tugend machen. Nach dem Scheitern der Fusion mit BAE stellte er die Rüstungssparte auf den Prüfstand. Nun will er den Konzern umbauen – und dem Giganten nach mehreren vergeblichen Anläufen auch einen neuen, bekannten Namen verpassen. Es ist nicht der erste Anlauf, doch diesmal scheint es zu […]
Paris/Toulouse/München
Thomas Enders will aus der Not eine Tugend machen. Nach dem Scheitern der Fusion mit BAE stellte er die Rüstungssparte auf den Prüfstand. Nun will er den Konzern umbauen – und dem Giganten nach mehreren vergeblichen Anläufen auch einen neuen, bekannten Namen verpassen.
Es ist nicht der erste Anlauf, doch diesmal scheint es zu klappen. Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS soll künftig den Namen seiner wichtigsten Tochter Airbus tragen. Noch wichtiger: Auch die Struktur des Riesen soll neu geordnet werden, vor allem um das seit längerem schwächelnde Rüstungsgeschäft zu straffen und besser aufzustellen. EADS schweigt dazu, doch aus Unternehmenskreisen werden die Pläne bestätigt. Der Verwaltungsrat soll bis zur Vorlage der Halbjahreszahlen am kommenden Mittwoch (31. Juli) grünes Licht für die Pläne geben.
Konzernchef Thomas Enders wagt sich mit dem Umbau an ein Mammutprojekt. Nachdem im vergangenen Herbst die von ihm vorangetriebene Fusion mit dem britischen Rüstungskonzern BAE Systems vor allem am politischen Widerstand aus Berlin gescheitert war, brauchte der deutsche Topmanager dringend einen Plan B für die Wehrtechnik. In Europa wird in diesem Bereich heftig gespart. Das hat zur Folge, dass Rüstungsprojekte gekürzt oder gestrichen werden. Die Rüstungssparte Cassidian verlor innerhalb der vier EADS-Divisionen gemessen am Umsatz den zweiten Platz hinter Airbus und ist bereits die kleinste Sparte.
Nach dpa-Informationen ist nun etwa vorgesehen, Rüstungsgeschäfte von Töchtern wie Astrium mit der noch recht jungen Rüstungssparte Cassidian zusammenzuführen und damit das gesamte Wehrgeschäft unter einem Dach zu bündeln, vermutlich unter dem Namen Airbus Military. Damit könnten Kunden verschiedene Produkte künftig aus einer Hand geboten werden. Der große US-Rivale Boeing macht das bereits seit langem so. Bei EADS hat bisher jede Division teils mehr, teils wenig Rüstung im Programm – für manche Kunden ein schwer verständliches System.
Für die Cassidian-Mitarbeiter gelten die bislang bekannt gewordenen Pläne als vergleichsweise gute Nachricht. Enders hatte nach dem Aus für den Zusammenschluss mit den Briten klar gesagt: Alles kommt auf den Prüfstand. Danach hatte es Spekulationen gegeben, EADS könnte sich ganz aus dem Rüstungsgeschäft zurückziehen. Erst im Juni hatte der Konzernchef öffentlich einen Verkauf ausgeschlossen.
Mit dem Kampfflugzeug Eurofighter habe man gute Produkte im Angebot, sagte der Nachfolger des Franzosen Louis Gallois damals. Man trenne sich nicht von einem «starken Business mit guten Margen». Gleichzeitig kündigte Enders allerdings an, Forschungs- uns Entwicklungsprojekte im Bereich der Verteidigung stärker von Aufträgen abhängig zu machen. So sollen beispielsweise bis auf weiteres keine Konzerngelder mehr in die Entwicklung von Drohnen investiert werden. Welche Auswirkungen der Umbau auf die Arbeitsplätze haben wird, ist bislang unklar.
In trockenen Tüchern ist die Sache ohnehin noch nicht. «Der Strategieprozess läuft noch. Der Verwaltungsrat hat noch keine Entscheidung getroffen», sagte ein EADS-Sprecher am Mittwoch. Allerdings präsentiert der Konzern am kommenden Mittwoch (31. Juli) seine Zahlen für das zweite Quartal und turnusmäßig tritt am Vortag der auch für Strategiefragen zuständige Verwaltungsrat zusammen. Es gilt als sicher, dass er sich mit dem Thema beschäftigen wird.
Zuletzt hatte Enders Vorgänger Gallois eine Umbenennung von EADS in Airbus prüfen lassen. Umgesetzt wurden die Pläne allerdings nicht – angeblich, weil es an Rückendeckung von damaligen Großaktionären wie Daimler und Lagardère mangelte. Sie haben nach ihrem Ausstieg nun nichts mehr mitzureden.
Quelle: dpa