28.10.2014 Schulterklopfer und nur wenig Skepsis: Nach gut anderthalb Jahren an der Spitze des Reisekonzerns wird Tui-Chef Joussen von den Aktionären enthusiastisch gefeiert. Seine Fusion mit der umsatzstarken Tochter findet großen Beifall – sie soll zum Jahresende an den Start gehen. Hannover – Der Weg in die Tui-Fusion geriet für Friedrich «Fritz» Joussen zum Triumphzug: […]

28.10.2014

Schulterklopfer und nur wenig Skepsis: Nach gut anderthalb Jahren an der Spitze des Reisekonzerns wird Tui-Chef Joussen von den Aktionären enthusiastisch gefeiert. Seine Fusion mit der umsatzstarken Tochter findet großen Beifall – sie soll zum Jahresende an den Start gehen.

Hannover – Der Weg in die Tui-Fusion geriet für Friedrich «Fritz» Joussen zum Triumphzug: «Sie haben ihrem Namen alle Ehre gemacht – Friedrich der Große hat zugeschlagen», lobte der Hamburger Aktionärsvertreter Bernd Günther am Dienstag den Tui-Chef. Ein Glücksfall in höchster Potenz sei der Zusammenschluss: «Prima gemacht – und weiter so!» Die Schaffung eines Weltmarktführers stand für Joussen nach gut anderthalb Jahren an der Spitze des hannoverschen MDax-Konzerns an. Die Fusion mit der umsatzstarken britischen Tochter Tui Travel billigten knapp 100 Prozent der anwesenden Aktionäre – ein Traumergebnis. Es sei «die entscheidendste Schlacht der Unternehmensgeschichte», brachte es ein Redner auf den Punkt.

Auf der außerordentlichen Hauptversammlung in Hannover hörte Joussen von den Aktionären der Tui AG fast nur Nettigkeiten – aber auch ein paar kritische Nachfragen. Warum eine Übernahme statt eine Lösung nach europäischem Recht, wie beim Luft- und Raumfahrtkonzern Airbus? Wieso wird die Tui-Aktie laut Gutachter mit 18,50 Euro bewertet, wenn der Kurs doch zur Zeit bei 10 bis 11 Euro liege. Ob es spezielle Programme für Mitarbeiter geben werde – und ob sie Stellenstreichungen befürchten müssten?

Joussen und sein Führungsteam hatten alles getan, um die Attraktivität des Konzerns in bestem Licht erscheinen zu lassen. Immerhin ging es um sein Meisterstück: Joussen gelang nach seiner Rosskur für Europas größten Reisekonzern die Fusion mit der britischen Tochter Tui Travel, um damit zum Weltmarktführer aufzusteigen. Bisher gehörte die Tochter nur zu 54 Prozent der Tui AG – den Rest halten freie Aktionäre. Die stimmten am Abend einem Ende der komplizierten Verschachtelung zwischen Hannover und London zu.

Von einem besonderen Tag sprach Joussen selbst – «auch für mich persönlich». Durch die Fusionen kämen zwei starke Gesellschaften zusammen, die zusammengehörten. Die gesamte Wertschöpfungskette der Branche werde durch die beiden starken Einheiten abgebildet. «Wir bleiben eine deutsche Aktiengesellschaft», erklärte er mit Hinweis auf den künftigen gemeinsamen Firmensitz Hannover, «allerdings werden wir mit dem Zusammenschluss internationaler». Seine Botschaft: Sein Sparprogramm trägt Früchte, es gibt Wachstum und Dividenden, höhere Auslastung, erhöhte Profitabilität – es geht aufwärts.

Seine Worte kamen an. Eine wahre «Idylle» spüre er, so der Saarbrücker Aktionär Manfred Klein. Der Zusammenschluss wurde von den meisten Aktionären als alternativlos gesehen. So etwa vom Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Marc Tüngler: «Was wir heute in der Hand haben, ist genau das, was wir immer gewollt haben – die industrielle Logik dieser Entscheidung ist überwältigend.» Joussen schreibe sich ins Geschichtsbuch der Unternehmensgeschichte ein.

«Sie haben gut verhandelt», lobte Tüngler den gebürtigen Duisburger – schob aber die Forderung nach konkreten Zahlen zu den erwarteten Ergebnissen und Dividendenzahlungen nach: «Herr Joussen: Wie sieht denn Ihre Dividendenstrategie aus? Wir wollen mehr Dividende.» Die entscheidende Zustimmung kam am Abend dann auch von den Tui- Travel-Aktionären – der Weg zum Weltmarktführer war damit frei.

Ralf E. Krüger, dpa