Durch zahlreiche Geschäftsübernahmen wächst der Vercharterer Vistajet mit einem einzigartigen Mitgliedermodell zum größten Betreiber der Geschäftsluftfahrt.

Die Nachricht war ein Paukenschlag: Seit Februar dieses Jahres fliegt Air Hamburg unter dem Dach von VistaJet. 44 Flugzeuge kamen damit zur Flotte des Global Players hinzu, davon 21 Embraer Legacy 600/650/650E und drei Falcon 7X. Nicht zu vernachlässigen: ein großer Stamm treuer, zahlungskräftiger Kunden in ganz Europa.

Die Flotte von VistaJet wächst auf 250 Flugzeuge an

Mit dieser Akquisition wächst die Flotte von VistaJet auf 250 Flugzeuge, steigt das Unternehmen gemessen an der Flottengröße und der Zahl der Flugstunden zum weltweit größten Charterunternehmen für Businessjets auf. NetJets hat zwar rund 700 Flugzeuge in der Flotte, doch wer sie nutzen will, muss einen Miteigentumsanteil kaufen. Bei VistaJet wird nur eine jährliche Vorauszahlung fällig, wenn man auf garantierte Verfügbarkeit Wert legt. Ansonsten reicht ein Anruf oder seit 2018 die Buchungsanfrage per App.

Ausgeruht am Ziel ankommen? Mit VistaJet kein Problem. Foto: Vistajet

VistaJet ist seit 2018 auf Shoppingtour und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die Geschäftsluftfahrt ihr Gesicht in den vergangenen Jahren grundlegend verändert hat. Mit dem Kauf von XOJET stärkte das Unternehmen seine Präsenz im umsatzstarken US-Markt. Seitdem folgten Red Wing Aviation, Apollo Jets, Talon Air Service und jetzt Air Hamburg. In einem Markt, der aus einer Vielzahl kleiner und bestenfalls mittelgroßer Unternehmen bestand, geben nun zunehmend große Anbieter den Ton an.

Garantierte Verfügbarkeit: Vercharterer Vistajet will 96 Prozent der Welt abdecken können

Sie können ihren Kunden eine hohe Verfügbarkeit, einheitliche Sicherheits- und Servicestandards weltweit und globale Reichweite versprechen. Als VistaJet 2017 seinen hunderttausendsten Flug absolvierte, waren die Jets des Unternehmens auf 1489 Flughäfen in 186 Ländern zu Gast gewesen. VistaJet gibt an, mit garantierter Verfügbarkeit 96 Prozent der Welt abdecken zu können.

Das Kabinendesign wurde über alle Flugzeuge der Flotte hinweg angeglichen. Foto: Vistajet

Dabei hilft auch die Bombardier Global 7500 mit ihrer Reichweite von mehr als 14 000 Kilometern. Am 29. März nahm VistaJet den zehnten Jet dieses Typs in Empfang, die hundertste Global 7500, die die Werkshallen von Bombardier verließ. Bis zum Jahresende sollen sieben weitere folgen. VistaJet ist damit der weltweit größte Betreiber dieses Flugzeugs. Die Maschinen sind Teil einer Mega-Bestellung, mit der VistaJet-Gründer Thomas Flohr 2012 seine Wettbewerber schockte. Er orderte auf einen Schlag 142 Bombardier Global der verschiedenen Versionen im Wert von 7,8 Milliarden Dollar.

Vercharterer Vistajet hat eine eigene Buchungsapp für die Kunden entwickelt

Was an Größenwahn erinnern ließ, folgte einem schlichten Kalkül. Flohr hatte die haarsträubende Ineffizienz der Branche erkannt. Die meisten Charterjets bringen es nur auf ein paar hundert Flugstunden im Jahr, die Global 7500 von VistaJet sind mehr als 1400 Stunden in der Luft. Das senkt die Kosten pro Flugstunde. Dank der eigenen Buchungsapp sind Broker bei vielen Flügen außen vor. Auch das macht den Business- oder Urlaubstrip mit VistaJet billiger als mit vielen Konkurrenten. Wobei: Wirklich billig sind 15 000 US-Dollar pro Flugstunde natürlich nicht.

Autor: Heinrich Großbongardt