Heimkehr im Flugzeug des Regierungschefs – Ebola-Patient in Madrid
07.08.2014 Ein spanischer Geistlicher wird in Madrid in einer Quarantäne-Station wegen Ebola behandelt. Die Regierung hatte den 75-Jährigen aus Liberia in Westafrika ausfliegen lassen. Ist Spanien auf die Behandlung eines Ebola-Infizierten vorbereitet? Madrid – Miguel Pajares hat ein ganzes Krankenhaus fast für sich allein. Der 75-jährige Spanier ist seit dem Ausbruch der aktuellen Ebola-Epidemie in […]
07.08.2014
Ein spanischer Geistlicher wird in Madrid in einer Quarantäne-Station wegen Ebola behandelt. Die Regierung hatte den 75-Jährigen aus Liberia in Westafrika ausfliegen lassen. Ist Spanien auf die Behandlung eines Ebola-Infizierten vorbereitet?
Madrid – Miguel Pajares hat ein ganzes Krankenhaus fast für sich allein. Der 75-jährige Spanier ist seit dem Ausbruch der aktuellen Ebola-Epidemie in Westafrika der erste Infizierte, der in Europa behandelt wird. Der Geistliche wurde am Donnerstag aus Liberia ausgeflogen und in die Quarantäne-Station eines Madrider Krankenhauses gebracht. Die übrigen 30 Patienten der Klinik Carlos III waren zuvor in ein anderes Spital verlegt worden.
Um Pajares in sein Heimatland zurückzubringen, hatte die spanische Regierung einen Airbus A310 der Luftwaffe nach Monrovia geschickt, mit dem sonst Ministerpräsident Mariano Rajoy oder Mitglieder des Königshauses auf ihren Auslandsreisen unterwegs sind. Für den Krankentransport waren im Mittelgang des Flugzeuges Liegen aufgestellt worden, die mit Plastikplanen überspannt und von der Außenwelt abgeschirmt waren. Zusammen mit Pajares wurde eine spanische Ordensschwester aus Liberia ausgeflogen, die mit dem Geistlichen zusammengearbeitet hatte, bei der aber bisher keine Ebola-Symptome auftraten.
Die spanische Öffentlichkeit stellt sich die Frage: Ist das Land auf die Behandlung eines Ebola-Infizierten vorbereitet? «Die Sicherheit ist garantiert», versicherte die Direktorin der Gesundheitsbehörde, Mercedes Vinuesa. In medizinischen Kreisen wurden dagegen kritische Stimmen laut. «Niemand kann zu 100 Prozent garantieren, dass das Virus nicht nach außen gelangt», sagte der Chef der Ärztegewerkschaft Amyts, Daniel Bernabéu. «Man darf die Mediziner hier in Madrid nicht unnötigen Risiken aussetzen.»
Die Medizinergewerkschaft CSIF bemängelte, das Pflegepersonal sei in «Schnellkursen» nur notdürftig auf die Behandlung eines Ebola-Infizierten vorbereitet worden. Die spanischen Medien begrüßten dagegen einhellig die Entscheidung der Regierung. «Pajares in sein Heimatland zurückzuholen, war ein Akt der Menschlichkeit», betonte die Zeitung «El Mundo». «Es gibt keinen Grund, Alarm zu schlagen.» Das Konkurrenzblatt «ABC» ergänzte: «Die Rettungsaktion war für Spanien eine moralische Pflicht. Sie wird vielleicht nicht die letzte dieser Art sein.»
Die Quarantäne-Station im sechsten Stock des Carlos-III-Krankenhauses hatte seit Monaten leer gestanden. «Dort gibt es nur Staub», sagte ein Mitarbeiter. Über Nacht wurden in aller Eile die bestehenden Anlagen reaktiviert: Unterdruck in den Krankenzimmern verhindert, dass Luft nach draußen gelangt; für die Abfälle gibt es einen geschlossenen Kreislauf mit eigener Verbrennungsanlage.
Pajares wirkte bei seiner Einlieferung «ein wenig verwirrt», wie die Ärzte mitteilten. Sein Gesundheitszustand sei aber stabil. Die Nonne Juliana Bohi befinde sich in einem «sehr guten Allgemeinzustand». Der Geistliche hatte selbst darum gebeten, nach Spanien zurückgebracht zu werden. «Es geht mir sehr dreckig, ich kann nicht einmal den Kopf heben», hatte er in Monrovia der Zeitung «El País» am Telefon berichtet. «Wir wollen nach Spanien, weil man uns dort wie Menschen behandelt.» Wenn es nach dem 75-Jährigen gegangen wäre, hätte das spanische Flugzeug auch zwei afrikanische Nonnen mitgenommen, die mit ihm in Monrovia gearbeitet und sich ebenfalls mit Ebola infiziert hatten. Die spanische Regierung lehnte dies jedoch strikt ab.
Pajares hatte sich als Jugendlicher einem katholischen Orden angeschlossen und sich zum Krankenpfleger ausbilden lassen. Seit acht Jahren arbeitete er in einem Krankenhaus in Monrovia. Dort pflegte er zuletzt den Direktor, der am Samstag an Ebola starb. Zwei Tage später stellte man auch bei ihm das Virus fest. «Miguel hat sich sein Leben lang damit befasst, anderen zu helfen», sagte Pajares‘ jüngerer Bruder Emilio (69).
Zuletzt war der Geistliche im Juni in seinem Heimatdorf Iglesuela bei Toledo gewesen. Im Haus der Familie hängt in seinem Zimmer ein Fanschal von seinem Lieblingsverein Real Madrid. Im Herbst wollte Pajares, wie Angehörige der Zeitung «El País» berichteten, dorthin zurückkehren und in Pension gehen. (dpa)