Derzeit werden weltweit 23 der insgesamt 48 produzierten Fokker 70 aktiv betrieben. Der Bau des Jets aus niederländischer Produktion war 1997 nach nur fünf Jahren eingestellt worden.

Der niederländische Flugzeughersteller Fokker hatte einst genau zugehört und hingeschaut: Nicht nur die Luftverkehrswirtschaft, auch die Airlines sahen Ende der achtziger/Anfang der neunziger Jahre einen bis zur Jahrtausendwende hin steigenden Bedarf an Regionaljets mit Platz für 70 bis 125 Passagieren.

Grund genug für das Unternehmen, im November 1992 das Programm für den Bau der 80-sitzigen Fokker 70 zu starten. Dabei lag zu diesem Zeitpunkt noch nicht eine Bestellung für die Maschine, die kleine Schwester der bereits seit 1986 fliegenden Fokker 100, vor. Letztendlich wurden in fünf Jahren Produktion auch nur 48 Exemplare der Fokker 70 gebaut. Von einem Verkaufsschlager kann also nicht die Rede sein. Allerdings: Aktuell steht noch knapp die Hälfte all dieser kleinen Jets im aktiven Dienst.

Was macht die Fokker 70 charakteristisch?

Die Konstruktion der 30,91 Meter langen Fokker 70 mit ihrem charakteristischen Flügelprofil, den am Rumpf angebrachten Triebwerken und dem T-förmigen Heck basiert auf der Anfang der sechziger Jahre entwickelten Fokker F28, die wiederum auch als Blaupause für die Fokker 100 gelten kann. Bei gleichem Rumpfquerschnitt wurde der Prototyp der Fokker 70 lediglich um zwei Spanten, genau um 4,62 Meter, gegenüber der 100er gekürzt. Und weil der Hersteller rund um die erfolgreiche Fokker 100 eine ganze Jet-Familie aufbauen wollte, ähneln sich die gekürzte Version und die längere Holländerin designmäßig doch sehr.

Eine Fokker 70 der TUS Airways im Anflug auf Larnaka, Zypern..
TUS Airways aus Zypern betrieb in der Vergangenheit unter anderem Fokker 70. Bild: Dietmar Plath

Beide Flugzeuge weisen weitgehende Systemgleichheit auf, und die Piloten dürfen sie mit derselben Musterberechtigung fliegen. Die Tragflächen sind nahezu identisch. Die Spannweite beträgt jeweils 28,08 Meter. Auch wird die Fokker 70 von denselben Turbofan-Triebwerken wie die 100er-Version angetrieben: dem Tay 620 von Rolls-Royce. Allerdings variiert das Cockpit leicht: Ein Layout entsprach dem der Fokker 100, ein anderes war dagegen den Bedürfnissen der Regionalfluggesellschaften angepasst.

Wer war Erstbetreiber der Fokker 70?

Der Erstflug der Fokker 70 fand im April 1993 statt. Die Serienproduktion begann im Februar 1994. Im Oktober desselben Jahres erhielt der Jet seine Zulassung. Das erste Exemplar, eine Executive-Version, wurde noch im selben Monat an den US-amerikanischen Automobilhersteller Ford ausgeliefert.

Niederländische Fokker 70 in Lübeck
Mitglieder des niederländischen Königshauses nutzten in der Vergangenheit für die Reisen ins Ausland unter anderem Fokker 70. Bild: Archiv Aero International

Im Februar 1996 jedoch musste der niederländische Hersteller Insolvenz anmelden, 1997 endete die Produktion der Fokker 70. Zu den wichtigsten Betreiberinnen des holländischen Jets weltweit zählten die österreichische Austrian Airlines, die ungarische Malev, Vietnam Airlines, aber vor allem KLM Cityhopper, die ihre letzte Fokker 70 im Jahr 2017 ausgemustert hat.

Wie wichtig war die Fokker 70 für KLM?

Der letzte Flug einer Fokker 70 der KLM führte Ende Oktober 2017 von London nach Amsterdam. Und das war kein Zufall. KLMs erste Passagierflugzeuge waren bereits Fokker, Fokker II um genau zu sein, und diese pendelten ab 1920 zwischen der niederländischen und der britischen Hauptstadt. So schloss sich also der Kreis.

Fokker 70 der KLM Cityhopper in Bremen
KLM Cityhopper setzte ihre Fokker 70 unter anderem auch nach Bremen ein. Bild: Dietmar Plath

Die letzte Fokker 70 der KLM trug bei ihrem Abschiedsflug übrigens eine besondere Lackierung: ein Porträt von Anthony Fokker – dem legendären Luftfahrtpionier und Unternehmensgründer. „Heute endet eine Ära. Nach 97 Jahren endet die Partnerschaft zwischen KLM und Fokker“, zeigte sich der damalige KLM-CEO Pieter Elbers traurig, enthüllte aber auch prompt ein Denkmal „zu Ehren aller hart arbeitenden Mitarbeiter von KLM, Fokker und KLM Cityhopper, die von 1920 bis 2017 mit diesen hervorragenden niederländischen Flugzeugen gearbeitet, sie rund um den Globus geflogen und Luftfahrtgeschichte geschrieben haben“.

Wo kann man heute noch mit Fokker 70 fliegen?

KLM hatte ihre letzten Fokker 70 an Fluggesellschaften in Asien, Afrika und Südamerika verkauft. Aktuell fliegen diese und andere Maschinen dieses Typs beispielsweise noch in Kenia bei Skyward Airlines beziehungsweise I-Fly, in Somalia bei Salaam Air Express und Premier Airlines, in Papua-Neuguinea bei Air Niugini oder bei Alliance Airlines in Australien. Darüber hinaus setzen das kenianische und das burmesische Militär Fokker 70 ein. Allerdings: Air Niugini ersetzt ihre Fokker 70 (und auch Fokker 100) derzeit sukzessive durch A220. Hier ist der Abgesang auf die Niederländerin bereits angestimmt.

Wie sieht der Fokker 70 Sitzplan aus?

Die Fokker 70 bietet Platz für bis zu 80 Passagiere, meist mit einem komfortablen Sitzabstand von 81 Zentimetern. Alliance Airlines beispielsweise hat ihre Fokker 70 mit 80 Sitzen in einer 2-3-Konfiguration – also zwei Sitze nebeneinander auf der einen Seite des Ganges und drei Plätze in einer Reihe auf der anderen Seite – ausgestattet.

Die Kabine einer Fokker 70 der Austrian.
Austrian hatte einst ihre Fokker 70 mit der typischen 2-3-Kofiguration bestuhlt. Bild: Austrian Airlines

Air Niugini dagegen bietet auch 2-2-Konfigurationen in der Business Class an. Dahinter, in der Economy Class, folgt dann allerdings die bekannten 2-3-Sitzplatz-Anordnung. Die Kabine ist geräumig und bietet eine Stehhöhe im Gang von mehr als zwei Metern. Außerdem genießen Passagiere den relativ niedrigen Geräuschpegel in der Kabine und die Frischluftzufuhr: Es wird keine Umluft verwendet.

Was schätzen die Airlines an der Fokker 70?

Die Fokker 70 ist für Steilanflüge zertifiziert. Sie kann daher an Flughäfen wie London-City (IATA-Code: LCY) eingesetzt werden. Außerdem ist das Flugzeug mit einer nach unten zu öffnenden Tür mit stabiler integrierter Treppe ausgestattet, das erleichtert das Ein- und Aussteigen auf Flugplätzen ohne Fluggastbrücken. Die Tür ist allerdings vollständig fluggastbrückenkompatibel, somit bietet die Fokker 70 große betriebliche Flexibilität.

Die Fokker 70 kommt auf eine Reichweite von bis zu 3400 Kilometern bei maximaler Zuladung von knapp elf Tonnen. Das schafft viele Optionen in der regionalen Streckennetzplanung. An Startstrecke reichen dem Jet auf Meeresniveauhöhe 1300 Meter und für die Landung 1200 Meter.

Ist eine Fokker 70 schon einmal verunglückt?

Eine Fokker 70 der österreichischen Austrian war am 5. Januar 2004 in einen Zwischenfall nahe des Münchner Flughafens verwickelt. Die Crew musste die in Wien gestartete Maschine, Registrierung OE-LFO, aufgrund eines Schubverlustes 4,5 Kilometer vor der Piste auf einem Acker zwischen Reisen und Schwaig notlanden.

Fokker 70 der Austrian musste nahe München notlanden.
Eine Fokker 70 der Austrian musste im Januar 2004 nahe des Flughafens München auf einem Acker notlanden. Bild: Archiv Aero International

28 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder waren an Bord, drei Personen verletzten sich bei dem Zwischenfall leicht. Das Flugzeug dagegen wurde stark beschädigt und erst Jahre später, 2007, wieder in einen betriebsfähigen Zustand versetzt.