Das Modell klingt vernünftig: Nach einer Flugreise kompensiert man die ausgestoßenen Emissionen durch eine Spende an eine Organisation, die Projekte zur CO2-Einsparung unterstützt. So wird die eigene Belastung des Klimas woanders wieder wettgemacht. Aber ist das so einfach? Oder ist die CO2-Kompensation nur eine Art moderner Ablasshandel, der das eigene schlechte Gewissen beruhigen soll? Antje Monshausen […]

Das Modell klingt vernünftig: Nach einer Flugreise kompensiert man die ausgestoßenen Emissionen durch eine Spende an eine Organisation, die Projekte zur CO2-Einsparung unterstützt.

So wird die eigene Belastung des Klimas woanders wieder wettgemacht. Aber ist das so einfach?

Oder ist die CO2-Kompensation nur eine Art moderner Ablasshandel, der das eigene schlechte Gewissen beruhigen soll? Antje Monshausen von Tourism Watch bei Brot für die Welt stellt klar: «Erst kommt reduzieren, dann kommt kompensieren.» Weniger zu fliegen, ist also der bessere Schritt.

Für Vielflieger ist die CO2-Kompensation aus Sicht der Expertin also durchaus eine Art Ablasshandel. «Damit sollte man nicht legitimieren, einfach weiterzumachen wie bisher.» Anders sehe es aus, wenn der Flug unvermeidbar sei. Doch welche Reise ist wirklich unvermeidlich? Das ist oft Ansichtssache.

Für Monshausen sind Flugreisen vermeidbar, wenn auch ein weniger klimaschädigendes Verkehrsmittel zum Einsatz kommen könnte. Zum Beispiel die Bahn. «Die meisten Städte in Europa sind auf dem Landweg erreichbar», sagt die Expertin. «Das bedeutet aber oft, die Reise anders zu gestalten. Nach Rom kommt man zum Beispiel auch mit dem Nachtzug, aber das lohnt sich nicht für ein Wochenende, sondern eher für eine Woche.»

Viel Greenwashing

Wer doch fliegt, der kann immerhin den Weg der CO2-Kompensation wählen. Dabei sollte man sich aber über eines bewusst sein: «Wenn ich CO2 für einen Flug kompensiere, mache ich die CO2-Wirkung damit nicht ungeschehen. Ich sorge lediglich mit einer Spende dafür, dass woanders Projekte gefördert werden, die CO2 einsparen», erklärt Monshausen. Und hier gebe es neben seriösen Anbietern, wie Atmosfair oder Klima-Kollekte, auch viel Greenwashing.

Ein Beispiel: «Angebote, bei denen Bäume gepflanzt werden, sind ungeeignet, um damit Flugreisen zu kompensieren», sagt Monshausen.

dpa