25.03.2016 Mit der Katastrophe sind sie noch näher zusammengerückt: Zwei Bürgermeister in den französischen Alpen wandeln seit dem Germanwings-Absturz zwischen Trauerarbeit und Neubeginn. Le Vernet/Prads-Haute-Bléone (dpa) – Ihre Gemeinden sind alt. Und klein, sehr klein. Doch der Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 hat die französischen Alpenorte Le Vernet und Prads-Haute-Bléone international ins Zentrum des Interesses gerückt. […]

25.03.2016

Mit der Katastrophe sind sie noch näher zusammengerückt: Zwei Bürgermeister in den französischen Alpen wandeln seit dem Germanwings-Absturz zwischen Trauerarbeit und Neubeginn.

Le Vernet/Prads-Haute-Bléone (dpa) – Ihre Gemeinden sind alt. Und klein, sehr klein. Doch der Absturz von Germanwings-Flug 4U9525 hat die französischen Alpenorte Le Vernet und Prads-Haute-Bléone international ins Zentrum des Interesses gerückt. Die beiden Bürgermeister gehen damit nach Art dieser entlegenen Region um – ernsthaft und unaufgeregt. Beide sagen: «Das Leben muss weitergehen.»

François Balique ist Bürgermeister von Le Vernet. Die Gemeinde liegt der Absturzstelle am nächsten. «Wir haben noch 132 Einwohner», sagt Balique. Noch, denn viele Junge ziehen weg von hier. Balique ist 67 Jahre alt. Seit 1977 steht er der Gemeinde vor, wenn er nicht gerade als Anwalt in seiner Pariser Kanzlei sitzt. Er kennt hier alles und alle. Le Vernet sei nicht mehr wie vor dem Absturz. «Wir hinken noch ein bisschen durch das Leben», umschreibt das Balique.

Während Le Vernet am nächsten an der Absturzstelle liegt, gehört das Arreal des Unglücksorts offiziell zu Prads-Haute-Bléone, einige Kilometer weiter. In Prads kann Bernard Bartolini ebenfalls auf eine stattliche Amtszeit zurückblicken: Seit 1983 ist der 64-Jährige Bürgermeister der heute 195 Einwohner. Es sind vielleicht die korsischen Vorfahren, die Bartolini so zurückhaltend erscheinen lassen. Doch er ist ein großer Kümmerer. Alle wollen den Angehörigen helfen. «Wir haben das mit den Herzen gemacht», sagt Bartolini, «die Menschen, die Familien empfangen. Alles in großer Einfachheit.»     

Während der Tage und Wochen um die Trauerfeierlichkeiten sind Balique und Bartolini stets präsent, für alle großen Sorgen und kleinen Fragen ansprechbar.

Beide versuchen auch, nach vorn zu schauen. Nahe der Unfallstelle, in einem kleinen Talabschnitt mitten in den Bergen soll dafür einer der Orte entstehen. Eine Begegnungsstätte für junge Menschen. Vielleicht einmal im Jahr ein Treffen von Jugendlichen aus Deutschland, Frankreich und Spanien.

Es gibt einen kleinen Unterschied zwischen den beiden Orten und ihren Bürgermeistern. In Prads erinnert eine Gedenkstätte an 149 Opfer der Katastrophe. Wenige Kilometer weiter in Le Vernet sind es 150, der Copilot wird mitgezählt: «Auch diese Angehörigen trauern.»

Gerd Roth, dpa