Der viel gelobte Krisenmanager Söder muss eine «große Panne» im Kampf gegen Corona eingestehen. Und noch immer ist unklar, wie viele positive Tests genau liegen blieben – und woher die Menschen stammen. Das soll sich allerdings ändern. München (dpa) – Nach der schweren Panne bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen an bayerischen Autobahnen trägt die Staatsregierung […]

Der viel gelobte Krisenmanager Söder muss eine «große Panne» im Kampf gegen Corona eingestehen. Und noch immer ist unklar, wie viele positive Tests genau liegen blieben – und woher die Menschen stammen. Das soll sich allerdings ändern.

Nach der schweren Panne bei der Übermittlung von Corona-Testergebnissen an bayerischen Autobahnen trägt die Staatsregierung weiter die genauen Zahlen zusammen. Am Freitagnachmittag wollten die zuständigen Behörden und das Gesundheitsministerium neue Zahlen und Details veröffentlichen. Auch die Herkunft der mehr als 1000 infizierten Reiserückkehrer, deren Ergebnisse lange liegen blieben, war am Freitag zunächst noch offen.

Die Bundesregierung begrüßte die Aufarbeitung der Probleme. Es sei eine schwere Panne passiert, die sehr ernsthaft und bedauerlich sei, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert in Berlin. Daher sei es wichtig, die Information der Betroffenen schnellstmöglich nachzuholen und Fehler zu analysieren, um solche Pannen künftig zu vermeiden.

Am Mittwoch hatte die Staatsregierung die dramatischen Ausmaße der Panne eingestehen müssen: 44 000 Reiserückkehrer, die im Ausland im Urlaub waren, warteten (Stand Mittwoch) nach Tests an bayerischen Autobahnen noch auf ihre Ergebnisse. Darunter waren nach Angaben von Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) vom Donnerstag auch mehr als 1000 nachweislich positiv getestete. Es wurden aber noch weitere Daten geprüft, so dass die Zahl am Ende nochmals steigen könnte.

Ministerpräsident Markus Söder (CSU), der mit der Einrichtung der Autobahn-Teststationen bundesweit vorgeprescht war, entschuldigte sich am Donnerstag für die Panne. Huml, die ihm zweimal den Rücktritt angeboten hatte, ließ er im Amt und sprach ihr sein Vertrauen aus. Andreas Zapf wurde hingegen als Leiter des Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit abgelöst und ins Ministerium versetzt.

Von der Opposition kam erneut scharfe Kritik. Söder nutzte «Leute aus seinen Reihen als Blitzableiter, um von seiner persönlichen Verantwortlichkeit abzulenken», sagte etwa Grünen-Landeschef Eike Hallitzky. «Von einem Ministerpräsidenten mit Führungsverantwortung müsste gerade in Krisenzeiten sehr viel mehr zu erwarten sein.»

Nach Ansicht der Politologin Ursula Münch hätte Huml ihren Posten abgeben müssen. «Meines Erachtens hätte Söder sehr viel Anlass gehabt, dass Rücktrittsangebot der Ministerin entgegenzunehmen, weil da im Ressort wirklich vieles schiefgelaufen ist, und dafür ist eine Ressortchefin verantwortlich», sagte die Direktorin der Akademie für Politische Bildung im oberbayerischen Tutzing dem Bayerischen Rundfunk. Der Ministerpräsident hoffe nun, dass der mahnende Blick genüge. «Aber da kann man durchaus Zweifel haben.»

Von der Jungen Union Bayern kam erwartbar Lob: «Es zeugt von Charakter Fehler einzugestehen und sie anschließend auszubügeln», twitterte die CSU-Nachwuchsorganisation. «Bayern hat die richtige Strategie.»

Nach Bayern eröffnete am Freitag auch Baden-Württemberg eine Autobahn-Teststation, an der A5 nahe der Grenze zu Frankreich. Allerdings müssen sich die Getesteten ebenfalls in Geduld üben, bis ein Ergebnis vorliegt. Nach Angaben von Landesgesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) kann dies bis zu vier Tage dauern.

Auch in einigen anderen Bundesländern müssen sich Getestete einige Tage gedulden, bis ein Ergebnis vorliegt; in Hamburg sind es laut Gesundheitsbehörde manchmal mehrere Tage. Andere Landesregierungen wie die in Nordrhein-Westfalen bescheinigten sich, dass es kaum Verzögerungen gebe. Allerdings hatte die Stiftung Patientenschutz zuletzt aus Beratungsgesprächen berichtet, dass aus dem Bundesgebiet vereinzelt «Resultate von Grenzübergängen, Flughäfen und Bahnhöfen gar nicht oder nur schleppend übermittelt werden». Für Rückkehrer aus Risikogebieten sind die Corona-Tests inzwischen sogar verpflichtend.

dpa ctt/kre/fuw yyby z2 bb