Afrika abseits ausgetretener Pfade: Im Süden von Mosambik locken endlose Strände und eine wilde Natur mit Elefanten und Meeresschildkröten. Kann der Tourismus Entwicklung bringen? Maputo (dpa/tmn) – Die Hoffnung für den Naturschutz kam mit einer breiten Teerstraße und einer gigantischen Brücke über die Bucht von Maputo. Die Verkehrsader wurde 2018 zwischen Mosambiks Hauptstadt und der […]

Afrika abseits ausgetretener Pfade: Im Süden von Mosambik locken endlose Strände und eine wilde Natur mit Elefanten und Meeresschildkröten. Kann der Tourismus Entwicklung bringen?

Die Hoffnung für den Naturschutz kam mit einer breiten Teerstraße und einer gigantischen Brücke über die Bucht von Maputo. Die Verkehrsader wurde 2018 zwischen Mosambiks Hauptstadt und der Grenze zu Südafrika bei Kosi Bay fertiggestellt.

Dass die neue Infrastruktur auch Gefahren birgt, zeigen Warnschilder: In einem roten Dreieck wirft ein Elefant ein Auto um. Andererseits fördert die neue Straßenverbindung den Naturtourismus.

Das bestätigt Miguel Goncalves. Als Chefranger ist er sowohl für das Reserva Especial de Maputo als auch für das vor der Küste direkt anschließende Reserva Marinha Parcial da Ponta do Ouro zuständig. Im Jahr 2019 seien es immerhin 13 000 Besucher gewesen – nicht gerade viele, aber deutlich mehr als vor der neuen Brücke.

Während das Eingangstor zum Doppelreservat nun bequem per Auto erreichbar ist, herrscht im Inneren des Parks noch immer die Wildnis – mehr noch, als es lange Zeit davor der Fall war.

Wildtiere als Spende für Mosambik

Bis 1992 hatte der Bürgerkrieg das Land zerrüttet. Bewaffnete Banden setzten den Tierbeständen schwer zu und wilderten so lange, bis kaum mehr als ein paar scheue Antilopen, einige versprengte Elefanten und Flusspferde und Krokodile übrig blieben. Vor zehn Jahren begann die Parkverwaltung dann mit der Wiederbelebung der Populationen, 5000 Tiere wurden bisher im Park ausgewildert.

«Die meisten wurden von anderen Reservaten gespendet, trotzdem war das eine enorme Investition. Teuer sind vor allem das Einfangen und der Transport der Tiere», erklärt Goncalves. Der chronisch überschuldete mosambikanische Staat hatte und hat dafür kaum Mittel. Finanziert wurde der Wiederaufbau im Wesentlichen von der Peace Parks Foundation, einer privaten Stiftung, die sich für länderübergreifende Schutzgebiete im südlichen Afrika einsetzt.

Das Reserva Especial de Maputo und das Meeresschutzgebiet sind Teil der Lubombo Transfrontier Conservation Area, die sich bis nach Südafrika und ins Königreich eSwatini erstreckt. Neben den Kosten für die Wiederauswilderungsprogramme der Tiere übernimmt die Stiftung auch die Gehälter von 40 Parkangestellten.

Auf Pirschfahrt zu den Elefanten

Es ist eine Anschubfinanzierung, die den Tourismus wiederbeleben soll. Wo sich einst Milizen verschanzten, können Urlauber heute wieder auf Safari gehen. Der Park bietet dazu Fahrten mit offenen Allradfahrzeugen an. Wer über einen entsprechend ausgerüsteten Wagen und einen gut ausgeprägten Orientierungssinn verfügt, darf sich auch auf eigene Faust durch die spärlich ausgeschilderten, tiefen Sandpisten kämpfen. Unterwegs grasen Zebras, Gnus und Antilopen im weitläufigen Grasland, Giraffen laben sich an den Blättern der vereinzelten Bäume, Elefanten durchstreifen die Küstenwälder.

Der Höhepunkt des Reservats wartet jedoch an den schier endlosen Sandstränden. Der ganzjährig warme Indische Ozean lädt hier nicht nur zum Baden und Schnorcheln über den farbenfrohen Riffen ein, sondern beherbergt auch große Bestände an Meeresschildkröten.

Schnorcheln an traumhaften Stränden

Die Parkverwaltung entsendet in der Brutsaison von Oktober bis März Dutzende Beobachter an die Strände, an denen die Schildkröten ihre Gelege im Sand vergraben. Das Programm zeigt klare Erfolge. «Wir haben die Wilderei gestoppt», sagt Goncalves stolz. «In den vergangenen neun Jahren wurden lediglich zwei Schildkröten getötet.»

Die Folge des effektiven Schutzprogramms: «Die Population der kleineren Karettschildkröten wächst, bei den gigantischen Lederrückenschildkröten ist sie stabil», sagt der Ranger.

Wie prächtig sich die Natur erholt hat, zeigt sich bei einer kurzen Schnorcheltour gleich vom Strand aus. Bereits im seichten Wasser lauert ein großer Schwarm Stachelmakrelen auf frisch geschlüpfte Schildkrötenjunge. Über den Riffen dahinter ziehen zwischen Blauen Papageienfischen und etlichen anderen bunt gestreiften und gepunkteten Arten zahlreiche ausgewachsene Karettschildkröten ihre Bahnen. Ihnen können die Stachelmakrelen nichts mehr anhaben – und für die Einheimischen haben die Tiere einen neuen Wert gewonnen.

Der Tourismus bringt ein Einkommen

Für die umliegenden Gemeinden, die den Beständen durch Überfischung und Wilderei lange zugesetzt haben, wird die wiedererstarkte Natur nun durch den Tourismus zum Kapital. Jonito Timbane weiß das aus eigener Erfahrung. Noch vor ein paar Jahren half er seinem Vater dabei, selbstgefangenen Fisch und Gemüse in der Hauptstadt Maputo zu verkaufen. Per Dhau transportierten sie ihre Waren über die Bucht.

Heute leitet der 28-Jährige die «Anvil Bay Lodge», die erste Luxusunterkunft im Park. Die aus lokalen Rohstoffen gebauten Holz-Chalets stehen nur ein paar Schritte vom Strand entfernt im Küstenwald. 39 Menschen haben in der Lodge Arbeit gefunden, 80 Prozent von ihnen stammen aus den umliegenden Gemeinden.

«Vielleicht jeder Fünfte in den Dörfern hier hat einen Job», schätzt Timbane und meint damit feste Arbeitsplätze in einem Unternehmen. 40 Prozent der Menschen würden sich noch immer als Fischer durchschlagen, 20 Prozent als Kleinbauern und manche wanderten auch nach Südafrika ab, um dort nach Arbeit zu suchen. Er selbst hat im Nachbarland einen Kurs in einer Hotelfachschule belegt.

Die Wildtiere sind Chance und Risiko

Die Umstellung auf den Tourismus ist nicht für alle Menschen in der Region einfach. Einerseits schaffen die Lodges – zwei weitere sind bereits im Bau – den Bauern neue Märkte für ihre Waren. Andererseits bedrohen die wiederangesiedelten Wildtiere aber auch die Ernten.

Die Menschen aus Tsolombane, der Gemeinde, in der Lodge-Leiter Timbane aufwuchs, werden derzeit gar umgesiedelt, weil ihr Dorf im Inneren des Parks liegt. 5000 US-Dollar und Baumaterial bekommen die Menschen dazu als Starthilfe. 79 von etwa 120 Familien im Park hätten sich bereits für das Programm gemeldet, erklärt Chefranger Goncalves. Und betont, dass die Umsiedlung freiwillig sei.

Eine wirkliche Alternative haben die Dorfbewohner angesichts der wachsenden Elefantenherden, die sich über ihre Felder hermachen, aber ohnehin nicht. Es sind schwierige Umwälzungen, deren Erfolg letztlich auch von einer schnellen Wiederbelebung des Tourismus nach der Corona-Krise abhängen wird. Doch funktioniert das Konzept, dann gewinnen alle – die Natur und die Menschen.

Mosambik

Klima und Reisezeit: Die Regenzeit im Süden Mosambiks fällt in die dortigen Sommermonate von November bis März, die mit im Schnitt 30 Grad Temperatur am wärmsten sind. Die trockeneren Wintermonate sind mit Temperaturen um 24 Grad mild und angenehm.

Anreise: Maputo hat einen internationalen Flughafen, der mit Umsteigen zum Beispiel in Johannesburg erreichbar ist. Von dort aus weiter zu den Parks mit einem Mietwagen oder mit einem von der Unterkunft arrangierten Shuttle-Transport.

Einreise: Ein Touristenvisum für Mosambik sollte vorab bei der Botschaft in Berlin beantragt werden. (www.embassy-of-mozambique.de)

Übernachtung: Luxuriöse Unterkünfte wie die «Anvil Bay Lodge» nehmen bei Vollverpflegung pro Nacht und Person 400 bis 500 Euro. Bald soll als Budgetvariante aber auch selbstständiges Campen im Reserva Especial de Maputo ermöglicht werden. Günstigere Pensionen gibt es im Strandort Ponta do Ouro nahe der südafrikanischen Grenze.

Gesundheit: Insbesondere während der Regenzeit in den Sommermonaten besteht erhöhtes Malaria-Risiko. Entsprechende Prophylaxe ist ratsam.

Corona-Lage: Das Auswärtige Amt warnt angesichts der internationalen Reisebeschränkungen vor Urlaubsreisen nach Mosambik.

Informationen: www.tfcaportal.org, www.turismomocambique.co.mz

dpa/tmn selt a3 xx xlt pla amc