Es ist ja jedes Jahr das Gleiche: Man werkelt so vor sich hin und plötzlich ist Weihnachten. Stimmung? Fehlanzeige! Warum also nicht dahin fahren, wo es Weihnachtsstimmung auf Knopfdruck gibt? Ein Selbstversuch in Disneyland Paris. Mit Minnie Maus und Kind. Marne-la-Vallée (dpa/tmn) – Im Winter in einen Freizeitpark, Schlange stehen in der Kälte und mit Eisfüßen auf eine […]

Es ist ja jedes Jahr das Gleiche: Man werkelt so vor sich hin und plötzlich ist Weihnachten. Stimmung? Fehlanzeige! Warum also nicht dahin fahren, wo es Weihnachtsstimmung auf Knopfdruck gibt? Ein Selbstversuch in Disneyland Paris. Mit Minnie Maus und Kind.

Marne-la-Vallée (dpa/tmn) – Im Winter in einen Freizeitpark, Schlange stehen in der Kälte und mit Eisfüßen auf eine Parade warten – warum genau sollte jemand so etwas tun? Eine Frage, die man sich stellt, wenn es zur Weihnachtszeit ins Disneyland Paris geht, jedenfalls als Erwachsener. Was die Vierjährige dagegen brennend interessiert: ob sich Minnie Maus zum Fest besonders herausgeputzt hat, womöglich mit Glitzer? Hat sie natürlich, so viel dürfen wir verraten. Aber der Reihe nach.

Wer zur Weihnachtszeit nach Disneyland fährt, der bekommt – Weihnachten, und zwar die volle Dröhnung. Direkt hinter dem Eingang des Parks funkelt ein gigantischer Christbaum, vor dem Dornröschenschloss stapeln sich bunt verpackte Geschenke, und aus allen Lautsprechern dudeln Versionen von «Stille Nacht» und «Last Christmas».

Die letzte Saison des Jahres ist für Disneyland überall auf der Welt eine der wichtigsten, sagt Creative Director Mark Huffman. «Unsere Mission ist es, Familien zusammenzubringen. Welche Zeit wäre dafür besser geeignet als Weihnachten?» Die Disney-Figuren seien in der Lage, die Menschen zu verzaubern, verspricht er. Stimmung auf Knopfdruck also.

Und tatsächlich: Zieht die kunterbunte Weihnachtsparade an einem vorbei, erwischt man sich bei dem einen oder anderen Gedanken an die eigene Kindheit. Da führt Goofy als Nussknacker die rot-weiß gekleideten Zinnsoldaten an, Pfefferkuchenmänner flirten mit ihren Zuckerbäckerinnen, und Briefträger tanzen mit lebendig gewordenen Postsäcken Richtung Nordpol. Am Ende – wie könnte es anders sein – grüßt der Weihnachtsmann selbst von einer überdimensionalen goldenen Kutsche.

Was einen dabei aber wirklich in Stimmung bringt, ist der Song. Komponist Scott Erickson hat mehrere Stücke geschrieben, bis das eine – perfekte – dabei war, erzählt Showdirektor Matthieu Robin. Es muss im Ohr bleiben und die Leute zum Tanzen bringen, darf ihnen aber auch nach einer halben Stunde Dauerschleife nicht auf den Senkel gehen. Mission geglückt, das muss man sagen.

Die Vierjährige allerdings interessieren «Santa» und die mitreißende Musik herzlich wenig. Sie hat nur Augen für eine: Minnie Maus, die übrigens genauso wie Mickey in dieser Weihnachtssaison ihren 90. Geburtstag feiert, auch wenn das kaum einen zu interessieren scheint. Für die Parade hat sich die Grand Dame des Disney-Universums in einen samtenen roten Mantel gehüllt. Outfit Nummer eins an diesem Wochenende. «Schick», befindet das Kind. «Aber glitzert gar nicht.»

Wie gut, dass keine der Weihnachtsshows ohne Minnie auskommt. In «Mickey’s Christmas Big Band» tritt sie als Jazz-Diva gleich in drei verschiedenen Kleidern auf – mit Glitzer, versteht sich. In «Goofy’s Incredible Christmas» reist sie im gelb-grünen Dress mit der Entenhausener Gang an den Nordpol und springt als Primaballerina im pinken Tutu aus einem riesigen Geschenk.

In der Geburtstagssause «Surprise Mickey!» organisiert sie im Pünktchenrock mit schwarzem Glitzerbolero eine Überraschungsparty für Mickey. Und in «A Merry Stitchmas» erklären Minnie – grün-rot-karierter Rock, rote Bluse – und die anderen ihrem Freund Stitch, was es mit Weihnachten auf sich hat.

Das alles ist laut und bunt, es ist kitschig und flach. Aber es lädt auch zum Träumen ein, zum Lachen und Staunen. Etwa, wenn die Hotelattrappe «Tower of Terror» zur dreidimensionalen Leinwand wird und sich in eine quietschbunte Geschenke-Fabrik verwandelt. Oder wenn Minnie ihren großen Auftritt am Klavier hat und Mickey dem Drummer der Big Band am Schlagzeug Konkurrenz macht. Es ist ein weihnachtlicher Overkill, keine Frage.

Dafür bleibt auch im Winter viel Zeit, in den zahlreichen schier endlosen Warteschlangen zwischendurch Luft zu holen. Schon am Morgen harren die Menschen an manchen Attraktionen bis zu anderthalb Stunden aus. Ein Stück weit vermeiden lässt sich so vertane Zeit mit der gut gemachten Disneyland-App. Sie zeigt schon beim Frühstück, um welche Fahrgeschäfte man besser einen großen Bogen macht.

Mit kleinen Kindern etwa tun es auch die weniger gut besuchten Attraktionen ganz hinten im Disneyland Park. Die Vierjährige schippert mit Begeisterung mehrmals durch das Märchenland («Pays des contes de fées») oder düst mit dem bunten «Casey Jr.»-Zug um eine Miniversion des Schlosses. Wartezeit: jeweils fünf Minuten.

Nicht verpassen sollten die Kleinsten allerdings eine Runde durch «it’s a small world», in der zur Weihnachtszeit Puppen aus aller Welt «Jingle Bells» singen. Es lohnt sich, zu verschiedenen Tageszeiten nach der Wartezeit zu schauen. Im Laufe des Wochenendes schwankt sie zwischen 10 und 50 Minuten.

Direkt daneben droht die längste Wartezeit im kleinkindgerechten Teil des Parks. Unheilvolle 90 Minuten verkündet das Schild vor dem Prinzessinnenpavillon, wo Besucher ein Foto mit Arielle oder Dornröschen schießen können. Das ist selbst der Vierjährigen zu lang. Sie hält stattdessen Ausschau nach umherlaufenden Figuren wie Goofy, Pluto oder dem Hutmacher aus «Alice im Wunderland». Foto ist Foto, findet sie.

Und dann ist er plötzlich da, der eine, unvergessliche Moment: «Mama, da ist Minnie Maus.» Was soll man sagen – strahlende Kinderaugen, ein großes Hallo, eine herzliche Umarmung, sogar ein kurzes Tänzchen. «Happy Birthday», flüstert sie der Maus noch ins Ohr. Sie hat nämlich nicht vergessen, dass es auch Minnies Geburtstag ist.

Was die Maus anhatte, ist dem kleinen Groupie ebenfalls nicht entgangen. Es war Minnies Klassiker, das rote Kleid mit den weißen Tupfen – und damit das neunte Outfit an diesem Wochenende. Minnie Maus, so viel steht fest, ist eine echte Fashionista. Insgesamt 400 Teile befinden sich in ihrem Kleiderschrank, sagt Lydie Richard, die für die Figuren im Park verantwortlich ist. Aber wie viele Minnies durch den Park spazieren und auf den Bühnen stehen, das verrät sie nicht. «Es gibt nur eine Minnie.» Wäre ja irgendwie auch schade um den ganzen schönen Schein.

Info-Kasten

Das kostet ein Adventswochenende in Disneyland Paris

Die Weihnachtssaison geht in Disneyland Paris noch bis zum 6. Januar 2019. Ein Wochenende im Advent mit zwei Übernachtungen kostet für eine vierköpfige Familie inklusive Halbpension zum Beispiel in «Disney’s Newport Bay Club» ab rund 1100 Euro. Vom Hotel aus läuft man etwa 15 bis 20 Minuten bis zu den beiden Parks. Direkt neben dem Eingang befindet sich das «Disneyland Hotel», das mit rund 2100 Euro ohne Halbpension allerdings deutlich teurer ist. Nach Paris fliegt von mehreren deutschen Flughäfen zum Beispiel Air France. (Preise online abgefragt am 21.11.2018)

Essen in Disneyland Paris

Vor allem wer mit Kindern in den Parks zu Gast ist, sollte essenstechnisch vorsorgen. Nicht nur sind die in den Parks angebotenen Menüs und Buffets recht kostspielig – man steht auch überall lange an. Für Tagesbesucher ist es empfehlenswert, eigene Snacks mitzunehmen. Wer ein ganzes Wochenende vor Ort ist, kann nach Angeboten inklusive Halbpension Ausschau halten. Außerdem lohnt es sich, zeitlich gegen den Strom zu essen. Die Schlangen zum Mittagessen lichten sich etwa ab 14.00 Uhr merklich. In manchen Restaurants können (oder müssen) Gäste vorab reservieren.