Karneval in Nizza: Mimen, Mimosen und Mittelmeer Von Christine Longin, dpa
Der Karneval ist das wichtigste Ereignis in Nizza. Hunderttausende kommen jedes Jahr zu den Umzügen und zur legendären Blumenschlacht. Nach dem Terroranschlag auf der berühmten Strandpromenade 2016 hat die Metropole an der Côte d’Azur zu alter Lebensfreude zurückgefunden. Nizza (dpa/tmn) – In Nizza dominiert im Februar die Farbe Gelb. Wenn es anderswo noch grau und […]
Der Karneval ist das wichtigste Ereignis in Nizza. Hunderttausende kommen jedes Jahr zu den Umzügen und zur legendären Blumenschlacht. Nach dem Terroranschlag auf der berühmten Strandpromenade 2016 hat die Metropole an der Côte d’Azur zu alter Lebensfreude zurückgefunden.
Nizza (dpa/tmn) – In Nizza dominiert im Februar die Farbe Gelb. Wenn es anderswo noch grau und kalt ist, blühen an der Côte d’Azur schon die Mimosen. Ihr süßlicher Duft legt sich auch über das wichtigste Ereignis der Stadt: den zweiwöchigen Karneval. In dieser Zeit kommen 25 Tonnen der kleinen gelben Blumen zum Einsatz.
«Blumenschlacht» heißt dieses weltweit einzigartige Spektakel. Prächtig geschmückte Wagen ziehen nachmittags durch die Straßen, rollende Schaufenster der Floristen der Region. Deren Blumenpracht lässt sich das ganze Jahr über auf dem Marché aux Fleurs bewundern.
Der Karneval in Nizza ist weit über die Landesgrenzen Frankreichs hinaus berühmt. Rund 400 000 Zuschauer zieht die größte Veranstaltung an der Côte d’Azur jedes Jahr an. Das mondäne Nizza mit seinem italienisch angehauchten Masséna-Platz wird dabei zur Kulisse für bunt gekleidete Samba-Tänzerinnen, feenhafte Gestalten auf Stelzen, flatternde Riesenschlangen und die «grosses têtes» – Riesenköpfe der Politiker des Landes. Ein gewaltiges Spektakel.
«Das Schöne an Nizza ist die Leichtlebigkeit, vor allem im Winter», sagt die Deutsche Barbara Kimmig, die seit zehn Jahren eine Pension in Strandnähe führt. Der Karneval, der auf eine Tradition aus dem 13. Jahrhundert zurückgeht, zelebriert genau diese Leichtigkeit. Rund 20 Wagen, 20 Tonnen Konfetti, tausend Tänzer und Musiker und viel Sonne sorgen für ausgelassene Stimmung.
«Das ist immer ein schöner, festlicher Moment, auf den zwölf Monate lang hin gearbeitet wird», erzählt Francoise Schmitt. Die pensionierte Hotelbesitzerin weiß, wovon sie spricht: Ihre Tochter Catherine fährt seit Jahren auf einem der Wagen mit.
Dutzende «Carnavaliers» arbeiten fast das ganze Jahr über an den fahrenden Kunstwerken, die von Zeitungskarikaturisten entworfen werden. Mit Holz, Eisen, Pappmaché, Draht und viel Farbe fabrizieren sie die bis zu 17 Meter hohen Figuren, die vor allem nachts beim beleuchteten «Corso» eindrucksvoll zur Geltung kommen.
Den Masséna-Platz dominiert dann der riesige König Karneval, der am Ende jeder Saison feierlich verbrannt wird, um im nächsten Jahr wieder aufzuerstehen. Jedes Jahr erscheint seine Majestät Triboulet in einer anderen Verkleidung, ganz nach dem jeweiligen Motto des Karnevals. 2017 zeigte er sich als Sonnenkönig mit Weltkugel in der linken und Stecker in der rechten Hand. «König der Energie» lautete das Thema, das der Stadt nach dem Anschlag auf der Promenade des Anglais wieder neuen Schwung geben sollte.
Feiern wollte Nizza – trotz der 86 Menschen, die am 14. Juli 2016 auf der weltberühmten Strandpromenade gestorben waren. «Man muss feiern, denn die Lebensfreude ist Teil unserer Kultur», sagt der für Tourismus zuständige stellvertretende Bürgermeister Rudy Salles. Die Stadt erhöhte allerdings die Sicherheitsvorkehrungen für Großveranstaltungen, die seither in einem gesicherten und abgesperrten Areal stattfinden. Für Nizza hängt viel an dem bunten Spektakel, das ein Budget von sechs Millionen Euro hat. Das Großereignis schafft 1800 Arbeitsplätze und bringt 30 Millionen Euro in die Kassen.
«Der Karneval ist das Herzstück des Winters», sagt der Vorsitzende der Hotelgewerkschaft, Denis Cipollini. «Die Bettenauslastung steigt auf 70 Prozent unter der Woche und 90 Prozent am Wochenende.» Vor allem die Hotels mit zwei und drei Sternen sind gefragt, während die teuren Herbergen wie das berühmte «Negresco» an der Promenade des Anglais in der Regel noch Kapazitäten frei haben.
Vier Fünftel der Karnevalsbesucher sind Franzosen, der Rest kommt aus dem Ausland. Insbesondere die Chinesen begeistern sich für das bunte Treiben in Nizza, der französischen Stadt mit den zweitmeisten chinesischen Touristen nach Paris. Das Interesse ist so groß, dass die Mittelmeer-Metropole ihren Karneval inzwischen nach China exportiert hat, wo Wagen und Schausteller in der chinesischen Partnerstadt Xiamen im April noch einmal durch die Straßen ziehen. Nizza sieht darin eine Möglichkeit, in Asien als Reiseziel zu werben.
Die Perle der Riviera hat auch neben dem Karneval viel zu bieten. «Der Vorteil der Stadt ist ihre Vielseitigkeit», sagt Hotelwirtin Kimmig. «Es gibt nicht nur den Strand, sondern auch viel Kultur.» Nicht umsonst gilt Nizza mit seinem Musée Matisse, dem Museum für moderne Kunst und dem Chagall-Museum als zweite Kunstmetropole Frankreichs nach Paris. Im Februar locken auch die vielen Feste in den Nachbarstädten. «Die Touristen schauen sich neben dem Karneval auch das Zitronenfest in Menton und das Mimosenfest in Mandelieu-la-Napoule an», berichtet Cipollini.
Die Besucher bleiben meist eine knappe Woche in der Region – so wie Karin Philippi. «Wir haben schon eine Parfümfabrik in Grasse und ein Olivenmuseum besucht», erzählt die Rentnerin aus Neustadt in der Pfalz. Besonders begeistert ist sie vom Wetter in Nizza, wo es schon im Februar frühsommerlich heiß werden kann. «Man fühlt sich hier wie in Rio de Janeiro», sagt sie.
Info-Kasten: Nizza
Anreise: Mit dem Flugzeug bis zum Airport Nizza-Côte d’Azur. Von dort fahren Busse (Linie 98 und 99) in die Innenstadt.
Karneval: Der Karneval von Nizza findet 2018 vom 17. Februar bis 3. März statt. Motto ist «Roi de l’espace» (König des Weltraums). Der Blumenkorso findet jeweils mittwochs und samstags um 14.30 Uhr statt, der beleuchtete Karnevalsumzug samstags und dienstags um 21.00 Uhr. Weitere berühmte Umzüge sind die Parada Nissarda und die Blumenschlacht auf dem Wasser.
Informationen: Atout France – Französische Zentrale für Tourismus, Postfach 10 01 28, 60001 Frankfurt (E-Mail: info.de@france.fr, http://de.france.fr/).