Smartlynx Airlines groundet lettische Flotte
Smartlynx Airlines stellt den Betrieb in Lettland ein. Ein neuer Eigentümer, hohe Schulden und ein gescheitertes Schutzschirmverfahren sorgen für Unsicherheit. Ein Überblick über die Hintergründe der Stilllegung.
Die europäische Luftfahrt erlebt 2025 eine Häufung wirtschaftlicher Turbulenzen. Nach Play, Braathens International und Eastern Airlines trifft es nun auch Smartlynx Airlines. Der einst wichtige Wet-Lease-Partner von Eurowings hat den Flugbetrieb in Lettland eingestellt – die gesamte Flotte ist gegroundet. Die Entwicklungen werfen zahlreiche Fragen auf, insbesondere aufgrund einer kurz zuvor vollzogenen Eigentümerstruktur.
Smartlynx Airlines Grounding: Ein unerwarteter Stillstand
Über Flugdaten wurde zuerst sichtbar, was das Management anschließend bestätigte: Die acht Airbus A320 und vier A321 von Smartlynx Airlines Latvia bleiben am Boden. Laut CEO Edvinas Demenius sei die Entscheidung erst nach einer umfassenden Prüfung aller Optionen gefallen. Unter den aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnte der Betrieb jedoch nicht fortgeführt werden.
Die Ankündigung kommt zur Unzeit. Noch vor wenigen Monaten galt Smartlynx als ein tragender Pfeiler im europäischen ACMI-Geschäft – also im Wet- und Dry-Lease-Segment, in dem Airlines Kapazitäten an andere Betreiber vermieten. Besonders in Hochlastzeiten war Smartlynx ein oft gebuchter Partner.
Eigentümerwechsel: Wie der Verkauf die Lage verschärfte
Ein zentrales Element des Smartlynx Airlines Grounding ist der jüngste Eigentümerwechsel. Im Oktober trennte sich das bisherige Mutterunternehmen SIA, ein Teil des umfangreichen Avia-Solutions-Konzerns, von 90 Prozent seiner europäischen Smartlynx-Gesellschaften. Käufer war der niederländische Fonds Stichting Break Point Distressed Assets Management, die verbleibenden zehn Prozent gingen an das Management.
Recherchen deuten darauf hin, dass der Fonds über ein zypriotisches Anwaltsbüro geführt wird, das zahlreiche Firmen verwaltet. Neben dem lettischen Flugbetrieb wechselten auch die Ableger in Estland und Malta den Eigentümer. Nur kurze Zeit später beantragte Smartlynx Latvia ein Schutzschirmverfahren in Eigenverwaltung.
Schuldenlast als Kernproblem
Dass Smartlynx Airlines in wirtschaftliche Schieflage geraten konnte, überrascht Branchenanalysten kaum – die Zahlen sind eindeutig. Der Airline lasten laut dem Branchenportal Blacklist.aero Verbindlichkeiten von rund 238 Millionen Euroauf. Davon entfallen mehr als 175 Millionen Euro auf Forderungen innerhalb der Avia-Solutions-Gruppe, ein bemerkenswert hoher Anteil.
Externe Gläubiger kommen ebenfalls ins Spiel:
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etwa 5 Millionen Euro gegenüber Lufthansa Technik und Lufthansa Systems
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rund 750.000 Euro Schulden bei Airbus für Ersatzteile
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zusätzlich 522.000 Euro Steuerschulden in Lettland
Vor diesem Hintergrund sollte ein Sanierungsplan bis Februar 2026 erarbeitet werden. Doch das Grounding lässt offen, ob dieser Prozess fortgeführt werden kann.
Folgen für den europäischen ACMI-Markt
Das Smartlynx Airlines Grounding trifft den europäischen ACMI-Sektor zu einem sensiblen Zeitpunkt. Viele Netzwerk- und Ferienfluggesellschaften greifen auf kurzfristige Kapazitäten zurück, um Engpässe abzufangen. Mit dem Wegfall einer etablierten ACMI-Airline steigt der Druck auf die verbleibenden Anbieter – und möglicherweise auch die Preise.
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