Die britische Regionalfluggesellschaft Blue Islands hat ihren Betrieb eingestellt. Rund 100 Mitarbeitende haben ihren Job und die Kanalinseln Jersey und Guernsey einen wichtigen Carrier verloren.

Die Fluggesellschaft Blue Islands gehörte zu den Kanalinseln wie die regionaltypischen Jersey-Rinder. Doch während die Kühe der hellbraunen Wiederkäuer als Produzentinnen schwarzer Butter bekannt sind, gelang es dem Carrier zuletzt nicht mehr, schwarze Zahlen zu schreiben. Die ATR-72-Betreiberin musste die Segel streichen.

„Nach 26 Jahren im Dienst der Kanalinseln bedauern wir zutiefst, dass Blue Islands heute Abend den Betrieb eingestellt hat“, teilte ein Sprecher der Fluggesellschaft am späten Abend des 14. Novembers mit. Zuvor habe die Regierung Jerseys die Unterstützung eingestellt.

Am 17. November wurden schließlich Stuart Arthur Gardner, Simon Jamie Edel und Dan Edkins von Ernst & Young zu gemeinsamen Liquidatoren der Fluggesellschaft bestellt, die sich laut eigener Aussage „mit Herz und Seele den Kanalinseln verbunden“ gefühlt habe.

Welche Verbindungen hatte Blue Islands im Angebot?

Wöchentlich 136 Flüge standen zuletzt im Angebot des Regionalcarriers. So hatte Blue Islands mit ihren ATR 72-500 und -600 regelmäßig Jersey mit der Nachbarinsel Guernsey, beide gelten als Steueroasen, aber auch mit dem britischen Festland verbunden. Unter anderen wurden Verbindungen nach Bristol, East Midlands, Exeter und Southampton sowie eine Verbindung zwischen Guernsey und Southampton bedient.

Nach dem Grounding sprang prompt die ebenfalls auf den Kanalinseln ansässige Aurigny in die entstandenen Lücken. Unter anderem hat sie zusätzliche Flüge zwischen Guernsey und Southampton sowie zwischen Guernsey und Jersey aufgenommen. „Unsere Mission ist es immer, die Menschen der Kanalinseln nach Hause zu bringen, egal was passiert“, erklärte Aurigny in einer Mitteilung nach dem Aus der Blue Islands.

Zudem ist die Loganair seit dem 16. November auf Strecken von Jersey nach Bristol, Exeter, Guernsey und Southampton sowie zwischen Guernsey und Southampton unterwegs. Jerseys Regierung unterstützt den beschleunigten Markteintritt der Schotten mit immerhin 1,5 Millionen Pfund.

Blue Island im Kurzporträt

Blue Islands Limited kann auf eine bewegte Vergangenheit zurückblicken. Gegründet wurde sie offiziell 2001, tatsächlich aber war sie bereits seit 1999 als Le Cocq’s Air Link aktiv. Sie hatte sich den Transport von verderblichen Waren von Bournemouth in Südengland zur Insel Alderney auf die Fahnen geschrieben.

Trislander der Le Cocq's Air Link.
Blue Islands hat eine Vergangenheit als Le Cocq’s Air Link und setzte unter anderem Trislander ein. Bild: Blue Islands

Am 1. Februar 2002 wurden auf derselben Strecke Passagierflüge aufgenommen. Im ersten Jahr konnten immerhin 10.000 Fluggäste vom Angebot überzeugt werden. Im August 2003 folgte die Umbenennung der Airline in „Rockhopper“. Drei Jahre später verlegte das Unternehmen seine Hauptbasis von Alderney nach Jersey. Zudem war die Fluggesellschaft nunmehr eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Healthspan Group, die wiederum auf Guernsey sitzt.

Im Februar 2006 änderte der Carrier seinen Firmennamen in „Blue Islands“. Dieser Schritt erfolgte parallel zur Einflottung der ersten BAe Jetstream 32. Mit ihr und weiteren Flugzeugen dieses Typs kam der Erfolg: Dank der Jetstreams konnte die Airline unter anderem auf der Verbindung zwischen Guernsey und Jersey recht schnell die Marktführerschaft übernehmen und beispielsweise Flüge bis nach Zürich und Genf ins Angebot nehmen.

2009 stieß Rob Veron als CEO zum Unternehmen. Unter ihm verfolgte Blue Islands fortan die Strategie, eine reine ATR-Betreiberin zu werden. Und wiederum ging es bergauf: 2016 wurde der Carrier zwischenzeitig Franchise-Partner der Flybe, und 2019, inzwischen wieder mit den eigenen Farben unterwegs, konnten so viele Passagiere in einem Jahr wie nie zuvor gezählt werden: 415.000.

Rob Veron, CEO der Blue Islands.
Unter CEO Rob Veron wurde Blue Islands eine reine ATR-Betreiberin. Bild: Blue Islands

Im Juli 2020 gönnte sich die Fluggesellschaft ein neues Markenoutfit, doch die inzwischen weltweit ausgebrochene Coronapandemie forderte ihren Tribut. Der Erfolg blieb letztlich auf der Strecke.

Seit etwa einem Jahr war Blue Islands vergeblich auf der Suche nach einem Investor, wie die BBC inzwischen erfahren hat. Laut dem britischen Sender habe Jersey die Blue Islands allein seit September mit 1,7 Millionen Pfund unterstützt. Insgesamt beläuft sich die Schuldenlast der Regionalairline bei der Inselregierung auf 9,1 Millionen Pfund. Der Flughafenbetreiber Ports of Jersey beziffert seine Forderungen auf 3,2 Millionen Pfund.