Bei der Lufthansa steigt die Gefahr von Pilotenstreiks. Die Friedenspflicht endet am Freitag, doch einstweilen wird verhandelt. Kann ein Arbeitskampf abgewendet werden?

Wenige Tage vor Ablauf der Friedenspflicht dauern die Tarifverhandlungen zwischen der Lufthansa und ihren rund 5200 Stammpiloten an. Man sei weiter in Gesprächen, könne aber zu Details nichts sagen, erklärten beide Seiten am Dienstag auf Anfrage.

Streiks bei Lufthansa ab Juli wieder möglich

Am Freitag endet die Friedenspflicht der bisherigen Vereinbarung, so dass theoretisch ab Juli Streiks in der Hauptreisezeit möglich sind. Über das weitere Vorgehen hat die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) nach Angaben eines Sprechers noch nicht entschieden, zumal die Gespräche nicht abgeschlossen sind.

Bei einem Scheitern sind Warnstreiks ebenso wie die Einleitung einer Urabstimmung über unbefristete Streiks denkbar. Zuletzt hatten die Lufthansa-Piloten am 2. September 2022 mit einem Warnstreik den Flugbetrieb lahmgelegt. Es fielen mehr als 800 Flüge mit rund 130 000 betroffenen Passagieren aus.

Jüngstes Angebot als unzureichend abgelehnt

Verhandelt wird über Gehälter und Arbeitsbedingungen von rund 5200 Piloten der Kerngesellschaft Lufthansa sowie der Frachttochter Lufthansa Cargo. Im September hatten beide Seiten eine Zwischenlösung vereinbart, um mehr Zeit für die Lösung grundsätzlicher Fragen zu erhalten, die aber ausgeblieben ist. Die Zwischenlösung enthielt zwei pauschale Gehaltserhöhungen um jeweils 490 Euro im Monat, was laut Lufthansa Steigerungen zwischen 5,5 und 20 Prozent bedeutete.

Nun fordert die VC 8,5 Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von einem Jahr. Zusätzlich will sie zahlreiche Regelungen zu Dienstzeit und Bereitschaften ändern sowie die Gehaltsstruktur vereinheitlichen. Das jüngste Angebot des Unternehmens hat die Gewerkschaft als unzureichend abgelehnt. Es strecke die geforderten 8,5 Prozent auf 30 Monate und gehe auf zahlreiche Detailforderungen nicht ein.

Neue Gesellschaft City Airlines von Lufthansa gegründet

Im Hintergrund schwelt weiter der Grundsatzstreit über die Größe der Kerngesellschaft. Konzernchef Carsten Spohr hatte vor Monaten die Bereitschaft erkennen lassen, eine zwischenzeitlich aufgekündigte Flottenzusage über 325 Flugzeuge wiederzubeleben. Diese dürften dann ausschließlich von Piloten geflogen werden, die nach VC-Tarif beschäftigt sind.

Die VC wehrt sich seit Jahren gegen Bestrebungen der Lufthansa, Verkehrsleistungen und damit Jobs auf kostengünstigere Flugbetriebe zu verlagern. Die Lufthansa hat in München die neue Gesellschaft City Airlines gegründet, die ab 2024 kurze und mittlere Zubringerflüge zum Drehkreuz München übernehmen könnte. (dpa)