Deutschlands Flughäfen schlagen Alarm: Auf der diesjährigen Jahrestagung des Flughafenverbandes ADV in Düsseldorf machten Vorstände und Geschäftsführer deutlich, dass der Luftverkehrsstandort Deutschland vor entscheidenden Herausforderungen steht.

Deutschlands Flughäfen senden ein klares Warnsignal. Zwischen geopolitischen Unsicherheiten, steigenden Betriebskosten und wachsender Regulierungsdichte fordern die Vertreter der Branche eine klare politische Kurskorrektur.

Luftverkehrsstandort Deutschland unter Druck

ADV-Präsidentin Aletta von Massenbach fand deutliche Worte: Flughäfen seien keine isolierten Verkehrsknotenpunkte, sondern Lebensadern für Regionen, Unternehmen und Menschen. „Wenn wir den Anschluss verlieren, verlieren wir mehr als Marktanteile – wir verlieren Vertrauen und Zukunftsperspektiven“, so von Massenbach.

Die Branche sieht sich in einem Spannungsfeld zwischen Klimaschutz, wirtschaftlichem Druck und politischen Vorgaben. Viele Flughäfen kämpfen mit stagnierenden Passagierzahlen, steigenden Energiepreisen und gleichzeitig wachsenden Investitionsanforderungen für Nachhaltigkeitsprojekte.

Drohnenvorfälle zeigen neue Sicherheitsrisiken

Ein zentrales Thema der ADV-Tagung war die wachsende Bedrohung durch Drohnenvorfälle. Jüngste Zwischenfälle an den Flughäfen München und Brüssel verdeutlichen die Dringlichkeit des Problems. Immer häufiger müssen Starts und Landungen aus Sicherheitsgründen unterbrochen werden – mit massiven Folgen für Passagiere und Airlines.

Von Massenbach fordert klare Zuständigkeiten: „Die Abwehr unbemannter Flugobjekte darf keine Aufgabe der Flughäfen allein sein. Der Staat muss seiner Schutzpflicht nachkommen und Drohnendetektion als Teil der nationalen Sicherheitsstrategie begreifen.“

Bürokratie bremst Wettbewerbsfähigkeit

Ein weiteres Kernproblem: die zunehmende Regulierungsflut. Laut ADV-Präsidentin verlieren Flughäfen jährlich Millionenbeträge durch komplexe Berichtspflichten und EU-Regularien. „Wir wollen gestalten, nicht verwalten“, so von Massenbach.

Die Branche fordert eine „Fitnessprüfung“ der bestehenden Regularien – von der EASA bis zur nationalen Gesetzgebung. Nur mit weniger Bürokratie, mehr Flexibilität und Vertrauen könnten Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit in Einklang gebracht werden.

Forderungen der ADV an die Politik

Die deutschen Flughäfen haben ihre Erwartungen an Bundesregierung und EU-Institutionen klar formuliert:

  • Wettbewerbsbedingungen verbessern: Standortkosten senken, Luftverkehrsteuer abschaffen, Sicherheitsgebühren deckeln

  • Bürokratie abbauen: Berichtspflichten reduzieren, Genehmigungsverfahren vereinfachen

  • Realistische Energieeffizienzvorgaben: Flughäfen bei EU-Richtlinien differenziert behandeln

  • Internationale Konnektivität stärken: Neue Luftverkehrsabkommen mit Wachstumsmärkten abschließen

  • Flugsicherungskosten sichern: Staatliche Unterstützung kleinerer Flughäfen fortsetzen

Politische Unterstützung gefordert

ADV-Vizepräsident Lars Redeligx, Gastgeber der Tagung, brachte die Erwartungen der Branche auf den Punkt: „Unsere Flughäfen sind Plattformen für Mobilität, Wirtschaft und Innovation. Jetzt braucht es nicht nur Verständnis, sondern entschlossene politische Unterstützung.“

Der Appell ist eindeutig: Nur mit einem starken politischen Rückhalt kann der Luftverkehrsstandort Deutschland seine internationale Wettbewerbsfähigkeit sichern – und zugleich seinen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Sicherheit leisten.