Zwei Ungleiche im Flughafen-Chaos
Berlin/Schönefeld Sie gehören zu den Hauptdarstellern im Flughafen-Theater: Horst Amann und Rainer Schwarz. Auf dem einen ruhen alle Hoffnungen, den anderen wollen immer mehr zum Rücktritt drängen. Sie kamen als Importe mit Erfahrung: Rainer Schwarz und Horst Amann. Schwarz trat den Posten als Berliner Flug-hafenchef im Juni 2006 an, nachdem er zuvor in gleicher Funktion […]
Berlin/Schönefeld
Sie gehören zu den Hauptdarstellern im Flughafen-Theater: Horst Amann und Rainer Schwarz. Auf dem einen ruhen alle Hoffnungen, den anderen wollen immer mehr zum Rücktritt drängen.
Sie kamen als Importe mit Erfahrung: Rainer Schwarz und Horst Amann. Schwarz trat den Posten als Berliner Flug-hafenchef im Juni 2006 an, nachdem er zuvor in gleicher Funktion in Düsseldorf gearbeitet hatte. Amann ist seit gut zwei Wochen der Technikchef des künftigen Hauptstadtflughafens Berlin Brandenburg und hatte am größten deutschen Airport in Frankfurt mehrere Großprojekte gestemmt. Im Schönefelder Flughafenchaos soll es Amann nun richten – während auf Schwarz Rücktrittsforderungen niederprasseln.

Von selbst zu gehen, wäre allerdings nicht Schwarz‘ Art. Er ist keiner, der sich wegduckt. Kritische Fragen in Ausschüssen und von Journalisten beantwortet er bereitwillig.
Schwarz hatte mit Vorschusslorbeer in der Hauptstadt angefangen: Vier Jahre lang hatte der gebürtige Essener den Düsseldorfer Flughafen mit mehr Interkontinentalflügen und Billigflug-Angeboten gestärkt. Unter Schwarz stieg auch in Berlin die Passagierzahl deutlich.
Einmal bezeichnete der promovierte Betriebswirt den Hauptstadtflughafen als «ein letztes Puzzlestück in der Wiederver-einigung» – wann das aber in das große Ganze eingesetzt werden kann, steht noch in den Sternen. Das Debakel nahm seinen Lauf, als bekanntwurde, dass das Prestigeprojekt erst am 17. März 2013 eröffnet werden soll. Doch auch an diesen Termin glaubt inzwischen fast niemand mehr. Im Zuge des Hin und Hers um Starttermin und Kosten musste Technikchef Manfred Körtgen seinen Hut nehmen. Der 55-jährige Langstreckenläufer Schwarz blieb.
Nach Forschungsjahren begann Schwarz 1988 seine Karriere in der Luftfahrtbranche. Beim Münchner Flughafen leitete der Vater zweier Kinder Abteilungen für Rechnungswesen und Marketing. 1996 kam er als Geschäftsführer zum Flughafen Nürnberg, 2001 wechselte nach Düsseldorf.

Auf den Architekten Körtgen folgte der Bauingenieur Amann. Der 59-Jährige gilt als einer, der schon mit einigen Krisen fertig geworden ist. Für Fraport, den Betreiber des Frankfurter Flughafens, setzte der Vater von Zwillingen die politisch umstrittene, aber technisch perfekte neue Landebahn Nord-west pünktlich um. Zuvor hatte der Mann mit dem Schnurrbart noch für die Deutsche Bahn die ICE-Hochgeschwindigkeitstrasse nach Köln mit dem Fernbahnhof am Frankfurter Flughafen geplant.
Mit Protesten gegen Großprojekte kennt er sich aus. Im März 2009, kurz nach Beginn der Rodungsarbeiten für die neue Landebahn, brannte nach einem Anschlag Amanns Dienst-wagen vor seinem Privathaus. Das Gespräch mit den Ausbaugegnern scheute er aber nicht.
Schon vor dem Amtsantritt in der Bundes-hauptstadt pendelte Amann zwischen Frankfurt und Berlin, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen. Nun wird von ihm eine ordnende Hand erwartet.
Leticia Witte, dpa
Fotos: Flughafen BER, Fraport