Berlin Schwarze Zahlen bedeuten noch keine rosarote Zukunft, das macht Airline-Chef Prock-Schauer gleich klar. Air Berlin muss weiter sparen. Schon 2014 aber soll die volle Flughöhe erreicht sein. Der Ton ist ein anderer geworden bei Air Berlin. Er sei ja ein eher ruhiger und besonnener Typ, sagt der neue Chef Wolfgang Prock-Schauer. Ganz anders als […]

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Schwarze Zahlen bedeuten noch keine rosarote Zukunft, das macht Airline-Chef Prock-Schauer gleich klar. Air Berlin muss weiter sparen. Schon 2014 aber soll die volle Flughöhe erreicht sein.

Der Ton ist ein anderer geworden bei Air Berlin. Er sei ja ein eher ruhiger und besonnener Typ, sagt der neue Chef Wolfgang Prock-Schauer. Ganz anders als sein ewig kampflustiger, wenig diplomatischer Vorgänger Hartmut Mehdorn. Der hatte den Anlegern zuletzt polternd schwarze Zahlen versprochen. Jetzt schlägt der weißhaarige Österreicher Prock-Schauer ruhigere Töne an. Doch mit seiner Botschaft lehnt er sich am Mittwoch ähnlich weit aus dem Fenster: Eine schwarze Null bis 2014.

Am Ende hatte Mehdorn sein Versprechen wahr gemacht. Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft wies für das vergangene Jahr einen Überschuss von fast sieben Millionen Euro aus – zum ersten Mal seit vier Jahren. Doch das gelang nur durch Mehdorns Coup, den Verkauf des Vielfliegerprogramms. Jetzt steht Prock-Schauer am Ruder und verspricht auch ohne diesen Einmaleffekt bald wieder «eine schwarze Null auf Netto-Ebene».

Dabei fliegt Air Berlin derzeit praktisch auf Sicht. Die Zukunft in der Luftfahrtbranche ist düster, die nächsten Turbulenzen sind fast ausgemacht. Bezogen auf die Zahl der Passagiere verzeichneten die deutschen Flughäfen den schwächsten Jahresstart seit der Finanzkrise 2009. Für dieses Jahr rechnet der Flugverband ADV nur noch mit einem Passagierwachstum von 0,4 Prozent. «Die aktuelle Verkehrsentwicklung an den Flughäfen ist alarmierend», sagt Verbandschef Ralph Beisel.

Immer mehr Fluggesellschaften streichen Ziele, senken die Frequenzen. Ein Grund ist laut Prock-Schauer der innerhalb eines Jahres um zehn Prozent gestiegene Kerosinpreis. Allein die Luftverkehrssteuer kostete Air Berlin im vergangenen Jahr zudem 150 Millionen Euro. Auch die Verschiebung am Hauptstadtflughafen, dessen neuer Chef ausgerechnet Mehdorn ist, kostet Geld. Und die Schuldenkrise lässt den Verkehr in Deutschland und Europa – dem Kerngebiet von Air Berlin – drastisch schrumpfen.

Vor diesem Hintergrund sei die Fluggesellschaft viel zu schnell gewachsen, schreibt Prock-Schauer im Geschäftsbericht 2012. Streckennetz, Flotte und Personal – alles zu groß. Das Sparprogramm «Turbine» hatte der neue Chef von Mehdorn geerbt – und es gleich verschärft. 900 Arbeitsplätze stehen auf der Streichliste, fast jeder zehnte Job. Die ersten 180 hat Air Berlin bereits im ersten Quartal erledigt.

Bis Ende nächsten Jahres sollen insgesamt 400 Millionen Euro zusammengespart werden. Dabei ist Air Berlin schon lange auf Sparkurs. Firmengründer Joachim Hunold selbst hatte die Schrumpfkur vor seinem Abgang 2011 verordnet. Jetzt fallen noch mehr unrentable Strecken weg, Flieger werden aussortiert, Piloten an den arabischen Großaktionär Etihad Airways ausgeliehen. So sollen Auslastung und Ergebnis gleichzeitig steigen.

Die größten Effekte des Sparprogramms seien aber erst im kommenden Jahr zu erwarten, bremst Prock-Schauer die Erwartungen. Auch wenn der schlanke Mann mit der auffälligen schwarzen Brille Air Berlin «in der Liga der renommierten Airlines» sieht, bestätigt er die positive Prognose für 2014 zunächst nur ungern und zögerlich. Ganz anders als sein lauter Vorgänger Mehdorn. «Jeder Manager hat seinen eigenen Stil», kommentiert der Neue.

Quelle: Theresa Münch, dpa