Europas Flugsicherung wird zum Bremsklotz des Luftverkehrs: Innerhalb von zehn Jahren haben sich die dadurch verursachten Verspätungen mehr als verdoppelt – mit spürbaren Folgen für Airlines und Passagiere.

Verspätungen im europäischen Luftverkehr sind längst kein Randphänomen mehr. Eine aktuelle Analyse der International Air Transport Association (IATA) zeigt: Verzögerungen, die auf die Flugsicherung zurückzuführen sind, haben sich innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt. Zwischen 2015 und 2024 stieg die Gesamtverspätung um 114 Prozent – und das, obwohl die Zahl der Flüge im gleichen Zeitraum nur moderat zunahm.

Für Airlines, Flughäfen und Passagiere bedeutet diese Entwicklung erhebliche operative und wirtschaftliche Belastungen. Die Daten zeichnen das Bild eines Systems, das mit der steigenden Nachfrage kaum Schritt hält.

Flugsicherungs-Verzögerungen in Europa trotz geringer Verkehrszunahme

Besonders auffällig ist das Missverhältnis zwischen Verkehrsaufkommen und Verspätungen. Während die Zahl der Flüge in Europa seit 2015 lediglich um rund sieben Prozent wuchs, explodierten die durch die Flugsicherung verursachten Verzögerungen regelrecht. In der Auswertung wurden wetterbedingte Störungen ebenso ausgeklammert wie Flugausfälle durch Streiks, um ein möglichst klares Bild der strukturellen Probleme zu erhalten.

Das Ergebnis: Engpässe in Kapazität und Personal gelten als Hauptursachen. Diese Schwachstellen seien seit Jahren bekannt, wurden jedoch nicht konsequent behoben, kritisiert die IATA.

Frankreich und Deutschland im Fokus der Flugsicherungs-Verzögerungen Europas

Ein Großteil der Verzögerungen lässt sich auf zwei Länder zurückführen. Frankreich und Deutschland sind laut Bericht gemeinsam für mehr als die Hälfte aller flugsicherungsbedingten Verspätungen in Europa verantwortlich. Beide Länder spielen eine zentrale Rolle im europäischen Luftraum – umso gravierender wirken sich Defizite in Personalplanung und Infrastruktur aus.

IATA-Generaldirektor Willie Walsh spricht von den Konsequenzen eines langfristigen Versagens, die Flugsicherung zukunftsfähig aufzustellen. Selbst eine erwartete leichte Entspannung im Jahr 2025 könne den negativen Trend des vergangenen Jahrzehnts nicht ausgleichen.

Millionen verspäteter Flüge durch Flugsicherungs-Verzögerungen Europa

Die Dimensionen sind erheblich: Zwischen 2015 und Herbst 2025 wurden rund 7,2 Millionen Flüge durch die Flugsicherung verspätet. Der Großteil dieser Flüge hatte Verzögerungen von bis zu 30 Minuten, doch etwa 700.000 Flüge waren um mindestens eine halbe Stunde verspätet.

Allein im Jahr 2024 summierten sich die Verspätungen auf über 30 Millionen Minuten – mehr als doppelt so viel wie 2015. Auffällig ist zudem die starke saisonale Konzentration: Rund 38 Prozent der Verspätungen traten in den verkehrsreichen Sommermonaten Juli und August auf.

Personalprobleme als Treiber der Flugsicherungs-Verzögerungen Europas

Besonders dramatisch ist die Entwicklung beim Personal. Im Jahr 2024 waren Personal- und Kapazitätsmängel für fast 90 Prozent aller flugsicherungsbedingten Verzögerungen verantwortlich. Verspätungen aufgrund fehlenden Personals – ohne Berücksichtigung von Streiks – nahmen seit 2015 um mehr als 200 Prozent zu.

Arbeitsniederlegungen spielen ebenfalls eine Rolle, wenn auch eine kleinere. Über das Jahrzehnt hinweg verursachten Streiks der Flugsicherung fast zehn Millionen Minuten Verspätung. Bemerkenswert ist, dass diese Zahl sogar die Phase der Corona-Pandemie einschließt, in der der Flugverkehr zeitweise stark eingeschränkt war.