Lufthansa trauert um ihren ehemaligen Chefpiloten und Leiter der Verkehrsfliegerschule, Jürgen Raps. Der gebürtige Franke ist jetzt im Alter von 74 Jahren überraschend gestorben.

Es gibt kaum einen Lufthansa-Piloten oder Luftfahrtjournalisten, der in den vergangenen Jahrzehnten nicht mit Jürgen Raps zu tun hatte. Eine Frage zur A380? Lufthansas Chefpilot Raps wusste die Antwort. Ein Hintergrundgespräch zu den Perspektiven angehender Piloten? Raps, viele Jahre lang Leiter der Verkehrsfliegerschule und später auch Honorarprofessor an der Hochschule Bremen, erklärte die Situation, ordnete ein, erwies sich als verlässliches Orakel.

Jetzt ist die deutsche Piloten-Legende im Alter von 74 Jahren gestorben. „Mit Jürgen Raps verliert Lufthansa einen ihrer prägendsten Piloten“, ließ Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty in einer ersten Reaktion auf LinkedIn wissen. Sein Tod hinterlasse eine spürbare und sehr schmerzliche Lücke in der deutschen Luftfahrt.

AERO INTERNATIONAL pflegte sehr guten Kontakt zu dem gebürtigen Franken und traf ihn unzählige Male persönlich – zuletzt im April 2024 in Phoenix im US-Bundesstaat Arizona. Herausgeber Dietmar Plath und Luftfahrtexperte Jens Flottau waren seinerzeit in Goodyear Gast der Lufthansa Aviation Training, um vor Ort Einblick in die Praxis-Ausbildung künftiger Lufthansa-Piloten zu erhalten, und trafen dort auf einen zufriedenen Raps im Ruhestand. Er hatte seine Träume verwirklicht.

Jürgen Raps‘ Werdegang

Der Bilderbuch-Lufthanseat wusste tatsächlich bereits als Kleinkind, was er einmal werden wollte: Pilot. 1970 begann er in Bremen bei der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa mit der Ausbildung. Erste Meriten sammelte Raps auf der Boeing 737. Später kamen Flugstunden auf der DC-10 hinzu, schließlich wurde er Kapitän und freundete sich mit Langstecken-Airbussen an.

1996 ernannte ihn der Kranich zum Flugbetriebsleiter. 2007 zählte er zu den ersten Piloten weltweit, die das Type Rating für die A380 erhielten. Inzwischen war der Bayreuther auch Mitglied des Passage-Vorstandes. Und als die Fußball-Nationalmannschaft 2010 zur WM nach Südafrika flog, saß Jürgen Raps im Riesenairbus natürlich ganz vorne links, das ließ er sich nicht nehmen.

Raps‘ Karriere nach dem aktiven Dienst

2011 verabschiedete die Lufthansa den damals 60-Jährigen in den Ruhestand – nach nunmehr 41 Jahren Konzernzugehörigkeit. 19.000 Flugstunden hatte der Pilot aus Leidenschaft bis dahin angesammelt. Doch von der Luftfahrt lassen, mochte er immer noch nicht.

Fortan lehrte er als Honorarprofessor an der Hochschule Bremen im Masterstudiengang „Aeronautical Management“. Außerdem war er Präsident zur Vertretung von Industrie und Luftfahrt innerhalb der Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany (Aireg). Zukunft gestalten – das lag ihm am Herzen.