Die Pilotenausbildung kostet. Doch ist der günstigste weg auch der beste? Wie viel Zeit sollte eingeplant werden? Und ist ein duales Studium für jeden geeignet? Hier die Tipps vom Profi.

Den Traum vom Fliegen möchten viele junge, naturwissenschaftlich und technisch interessierte Menschen auch beruflich verwirklichen. Zumal die Berufsaussichten für Piloten aktuell gut sind. Nicht nur im deutschsprachigen Raum oder in Europa. Flugzeughersteller Boeing geht beispielsweise davon aus, dass die Branche bis 2044 weltweit fast 660.000 zusätzliche Piloten benötigt.

Doch wie sieht für junge Menschen der effizienteste Weg ins Cockpit aus? Wer ist geeignet für eine Pilotenkarriere? Und mit welchen Kosten müssen Flugschülerinnen und -schüler rechnen? AERO-INTERNATIONAL-Redakteurin Astrid Röben hat Jens Küper, Geschäftsführer der RWL German Flight Academy, gefragt. Die Mönchengladbacher Flugschule hilft nicht nur Hobbyfliegern beim Erwerb der Privatpilotenlizenz (PPL), sondern bildet seit mehr als 40 Jahren Verkehrspiloten aus. Die Absolventen fliegen heute bei namhaften Airlines im In- und Ausland.

Jens Küper leitet die German Flight Academy.
Jens Küper leitet die German Flight Academy. Bild: RWL

Wie werde ich Pilot? Tipps vom Profi

AERO: Sie bieten in Ihrer Flugschule angehenden Piloten unter anderem die integrierte ATPL-Ausbildung, ein modulares Konzept sowie eine Ausbildung im Rahmen eines dualen Studiums an. Welcher ist der effizienteste Weg ins Cockpit?

JENS KÜPER: Es kommt drauf an, von welcher Seite man es betrachtet. Geht es um die Schnelligkeit? Dann die integrierte ATLP-Ausbildung. Das ist der geradlinigste und somit auch der schnellste Weg. Ich kenne Absolventen, die die komplette Ausbildung bei uns in 16 Monaten durchlaufen haben. Betrachten wir hingegen den Faktor Geld, dann scheint die modulare Ausbildung auf den ersten Blick vielleicht attraktiver, weil die einzelnen Module bei verschiedenen Anbietern – immer dort, wo sie am günstigsten sind – belegt werden können. Dabei stehen die Flugschulen in Deutschland auch mit denen im Ausland im Wettbewerb. Ich bin jedoch der Meinung, dass die Qualität der Ausbildung bei einem ständigen Wechsel der Flugschule leidet. Nicht nur, dass der rote Faden verloren geht und die mangelnde Kontinuität dem Lernerfolg wenig förderlich ist: Da werden beim Ausbildungsbetrieb A beispielsweise andere Flugzeuge eingesetzt als bei B und C. Auch die Ausbilder sind stets andere. Hilfreich ist das nicht. Eine qualitativ hochwertige Ausbildung ist in der Regel nicht die günstigste.

Stichwort duales Studium: Für wie wichtig halten Sie es, dass Piloten neben ihrer Lizenz noch ein zweites Standbein haben?

Das ist eine individuelle Entscheidung. Die Studiengänge in Aachen oder Bremen sind wirklich anspruchsvoll und damit auch nicht für jeden geeignet. Zudem dauert die Ausbildung insgesamt auch bedeutend länger. Für diejenigen, die als Verkehrspiloten ins Cockpit möchten, quasi als Einstieg in den Beruf, ist das Studium zunächst einmal nicht relevant. Wohl aber kann das Studium beispielsweise in Krisenzeiten helfen, vor allem aber Karriereschritte bei einer Airline erleichtern – auf dem Weg hin zu Managementaufgaben.

Dann lassen Sie uns über die Kosten sprechen: Was kostet die Verkehrspilotenausbildung momentan?

Im Ausland, wo Personal- und Treibstoffkosten geringer sind, ist die Ausbildung vielleicht noch für 70.000 Euro zu haben. In Deutschland ist es für uns als Flugschule schwierig, sie für diesen Betrag darzustellen. Bei uns werden die Ausbildungskosten ab dem 1. Januar 2026 die 90.000-Euro-Marke überspringen. Einige Flugschulen liegen wie wir unter der 100.000-Euro-Grenze. Andere sprechen bereits von Kosten in Höhe von bis zu 120.000 Euro. Selbst dann sollten die Interessenten noch einen kleinen Puffer einplanen. Wie auch in der Fahrschule können immer mal einige Praxisstunden mehr benötigt werden, oder irgendetwas kann dazwischenkommen.

Sie sagten, dass die Ausbildung in 16 Monaten machbar sei, doch wie lange benötigt das Gros Ihrer Schülerinnen und Schüler?

Der Durchschnitt braucht etwa 20 bis 24 Monate. Warum es bei dem einen oder der anderen vielleicht auch dann länger dauert, kann verschiedene Ursachen haben. Da ist zum einen das individuelle Leistungsvermögen der Auszubildenden zu nennen. Es kann aber auch am Wetter liegen. Im Winter können wir aufgrund der Witterung seltener fliegen als im Sommer. Das verlängert die Ausbildung.

Power Week 2025: AERO INTERNATIONAL Abo-Angebot
Power Week 2025: AERO INTERNATIONAL Abo-Angebot Bild: Jahr Media

Das Leistungsvermögen testen Sie im Vorfeld auch selbst?

Ja. Wir nehmen Interessierte mit bestandenem DLR-Test beziehungsweise EAQC-Test der Interpersonal auf – oder auch nach unserer eigenen Leistungsüberprüfung, die jedoch ebenfalls von der Interpersonal durchgeführt wird. Alle drei Tests ähneln sich sehr und haben dasselbe Ziel. Zusätzlich kann man bei uns aber auch in die Ausbildung starten, wenn man ein Studium abgeschlossen hat, bei dem wir unsere Schwerpunkte in Englisch, Physik, Mathematik abgedeckt sehen.

Wie hoch ist die Durchfallquote bei Ihren Leistungsüberprüfungen?

Wer sich bei uns für die Leistungsüberprüfung angemeldet hat, sollte in der Regel das Abitur in der Tasche haben. Und die meisten sind sehr gut vorbereitet. 80 bis 90 Prozent bestehen den Test. Wobei ich sagen muss, dass es bei der Leistungsüberprüfung nicht darum geht, die Leistungsfähigsten herauszufiltern, sondern diejenigen, die in der Lage sind, die Ausbildung erfolgreich zu meistern. Uns geht es ja auch darum, dass wir zu Beginn nicht bei den Grundkenntnissen in Englisch, Physik und Mathematik anfangen müssen.

Gibt es für die Ausbildung ein Mindestalter?

Die Ausbildung kann man grundsätzlich auch mit 17 Jahren beginnen. Der Eintrag des ATPL in die Fluglizenz ist jedoch erst ab 19 Jahren möglich. Die Schülerinnen und Schüler, die derzeit bei uns starten, sind zumeist zwischen 18 und 25 Jahre alt.

Tecnam P-Mentor der Flugschule RWL German Flight Academy.
Die RWL German Flight Academy betreibt inzwischen auch Tecnam P-Mentor in ihrer Schulungsflotte.

Gemeinsam mit der Luxair haben Sie das Luxair Pilot Cadet Program auf die Beine gestellt. Wie ist es dazu gekommen und welche Vorteile hat dieses Programm für die Kadetten?

Wir arbeiten schon seit vielen Jahren mit der Luxair zusammen. Deren Piloten werden beispielsweise auf unseren Simulatoren trainiert, außerdem hat die Airline schon viele unserer Absolventen eingestellt. Die Zusammenarbeit mit Luxair läuft hervorragend, die Bewerberzahlen für das Kadettenprogramm sind hoch. Was verständlich ist, denn Luxair streckt die Ausbildungskosten komplett vor. Aber: Die Zahl der Plätze ist begrenzt und das Auswahlverfahren entsprechend streng. Aktuell sind etwa 30 Luxair-Kadetten bei uns in der Ausbildung. Und auch im kommenden Jahr werden noch einige Schülerinnen und Schüler hinzukommen.

Pilotenausbildung: RWL German Flight Academy (Mönchengladbach)

Die RWL German Flight Academy mit Sitz am Verkehrslandeplatz Mönchengladbach (EDLN) bietet umfassende Pilotenausbildungen vom Privatpiloten (PPL) bis zur Verkehrsflugzeugführerlizenz (ATPL) an. Die Flugschule ist als Approved Training Organisation (ATO DE.ATO.002) und Combined Airworthiness Organisation (CAO DE.CAO.0039) zertifiziert. RWL German Flight Academy. Ausbildungsschwerpunkte sind moderne Theorie- und Praxissegmente, unter anderem mit Einsatz von Full-Flight-Simulatoren (z. B. Boeing 737) und Integrationsprogrammen für die Airline-Karriere.