Wie werde ich Pilot? Wege ins Cockpit und was man wissen sollte
Wie werde ich Pilot? Der Traum vom Fliegen ist greifbarer denn je. Airlines suchen händeringend Nachwuchs, die Jobchancen sind hervorragend. Doch wie sieht der Weg ins Cockpit wirklich aus?
Inhaltsverzeichnis
Der Beruf des Piloten gilt als einer der faszinierendsten der Welt – und er ist heute gefragter denn je. Nach Jahren des Überangebots fehlen weltweit Zehntausende Pilotinnen und Piloten. Wer heute überlegt, ins Cockpit zu gehen, hat also glänzende Aussichten. Doch wie wird man Pilot, welche Voraussetzungen braucht man und welche Wege führen tatsächlich dorthin?
Wie werde ich Pilot? Die besten Chancen seit Jahrzehnten
Die Luftfahrt erlebt einen gewaltigen Umbruch. In den kommenden 20 Jahren soll sich die weltweite Flugzeugflotte laut Airbus nahezu verdoppeln – von derzeit rund 24.000 auf etwa 48.000 Flugzeuge. Um diese Maschinen zu fliegen, werden laut Airbus 585.000 neue Pilotinnen und Piloten benötigt. Boeing geht sogar von bis zu 674.000 aus.
Dazu kommt: Die sogenannten Baby Boomer, also die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er und 1960er, erreichen nun das Rentenalter. In Europa wird laut einer Studie des Beratungsunternehmens Oliver Wyman bis 2032 rund 19.000 Piloten fehlen. Kurzum: Wer heute überlegt, Pilot zu werden, hat so gute Chancen wie selten zuvor – egal ob bei Airlines, in der Frachtfliegerei oder in der Business Aviation.
Der Weg zur Lizenz: ATPL, CPL und Co.
Die klassische Berufsausbildung führt über die Airline Transport Pilot License (ATPL) – die höchste Pilotenlizenz im zivilen Luftverkehr. Sie berechtigt, als Kapitän auf mehrmotorigen Verkehrsflugzeugen zu arbeiten.
Die Ausbildung kann integriert (in Vollzeit an einer Flugschule) oder modular (schrittweise über mehrere Jahre) erfolgen. Sie umfasst Theorieunterricht, Simulatortraining und Flugpraxis. Viele angehende Piloten absolvieren sie an privaten Flugschulen, sogenannten Approved Training Organisations (ATO), andere über Airline-Programme wie die European Flight Academy der Lufthansa Group.
Allerdings hat die Ausbildung ihren Preis: Für eine ATPL-Ausbildung werden heute häufig über 100.000 Euro fällig. Zwar bieten einige Airlines wieder geförderte Modelle an, dennoch finanzieren viele Schüler ihre Ausbildung selbst. Ein Risiko, das gut überlegt sein will. Denn in den ersten Berufsjahren sind die Gehälter oft noch vergleichsweise niedrig.
Vom Simulator ins echte Cockpit
Ein zentraler Bestandteil jeder Pilotenausbildung ist das Training im Flugsimulator. In den sogenannten Full-Flight-Simulatoren werden reale Situationen simuliert – von Triebwerksausfällen über Gewitterlandungen bis hin zu komplexen Notverfahren.
Moderne Simulatoren sind technisch so weit entwickelt, dass sie die echten Flugbedingungen nahezu perfekt nachbilden. Die dort verbrachte Trainingszeit darf heute sogar ins Fluglogbuch eingetragen werden. Nur der erste Kontakt mit dem realen Flugzeug, etwa bei Platzrunden oder der praktischen Prüfung, muss noch „in echt“ erfolgen.
Diese Ausbildungsmethode spart Kosten, schont die Umwelt und erhöht die Sicherheit. Und sie bereitet Pilotinnen und Piloten optimal auf ihren späteren Arbeitsplatz vor.
Musterberechtigung: Das Type Rating
Nach Abschluss der Ausbildung folgt der nächste Schritt: das Type Rating (deutsch: Musterberechtigung). Es berechtigt zum Fliegen eines bestimmten Flugzeugtyps – etwa einer Airbus A320 oder Boeing 737. Ein Type-Rating-Kurs dauert in der Regel etwa vier Wochen und findet fast ausschließlich im Simulator statt. Dort trainiert die Crew gemeinsam im sogenannten Multi Crew Cooperation (MCC)-Verfahren, also im Team, wie im echten Linienbetrieb.
Je nach Flugzeugmuster und Anbieter kann ein Type Rating mehrere Zehntausend Euro kosten. Einige Airlines übernehmen diese Kosten für ihre Nachwuchspiloten, andere erwarten eine Eigenleistung. Um die Fluglizenz zu behalten, müssen Piloten alle sechs Monate ins Simulator-Training zurückkehren – ein Berufsleben lang.
Unübliche Wege ins Cockpit
Neben der klassischen ATPL-Ausbildung führen auch andere Wege ins Cockpit:
- Militärische Laufbahn: Viele Berufspiloten starten ihre Karriere bei der Luftwaffe und wechseln später in die zivile Luftfahrt.
- Business Aviation und Fracht: Kleinere Betreiber bieten Chancen für Piloten mit weniger Flugstunden, oft auf Turboprops oder kleinen Jets.
- Duale Studiengänge: Einige Hochschulen kombinieren Pilotenausbildung und Luftfahrtmanagement – ein zweites Standbein für Krisenzeiten.
Diese alternativen Wege sind besonders interessant für Quereinsteiger oder Bewerber, die ihre Ausbildung flexibel finanzieren möchten.
Frauen im Cockpit: Aufholbedarf mit Potenzial
Noch immer sind Frauen im Cockpit eine Minderheit. Weltweit liegt der Anteil laut der International Society of Women Airline Pilots bei nur 5,8 Prozent, in Deutschland bei knapp 7 Prozent. Doch es bewegt sich etwas: Die Lufthansa-Gruppe meldet einen Anteil von rund 9 Prozent, in der European Flight Academy sind es bereits 14 Prozent. Flugschulen berichten, dass immer mehr junge Frauen Interesse zeigen, wenn auch oft noch mit Zurückhaltung.
Flugschülerin Sophia Viktoria Preuß betont: „Flexible Arbeitszeitmodelle wie Teilzeit und planbare Dienstpläne erleichtern Frauen und Männern mit Familie den Einstieg.“ Auch das öffentliche Bild spiele eine Rolle, ergänzt Larissa Richter: „Pilotinnen müssen im Marketing sichtbarer werden. Nur so kann sich das Berufsbild verändern.“
Eines steht fest: Die Branche kann es sich künftig schlicht nicht mehr leisten, auf Frauen im Cockpit zu verzichten.
Krisensicher? Nur bedingt – aber zukunftsstark
Die Luftfahrt ist bekannt für ihre Zyklen. Wirtschaftskrisen, Pandemien oder geopolitische Konflikte treffen sie oft zuerst. Wer Pilot werden möchte, sollte sich dieser Volatilität bewusst sein und idealerweise ein zweites Standbein durch ein Studium oder eine Zusatzqualifikation aufbauen.
Doch die langfristigen Aussichten bleiben positiv: Selbst mit dem Fortschritt der Künstlichen Intelligenz ist ein vollautonomes Flugzeug ohne Piloten in absehbarer Zeit nicht realistisch. Die heute ausgebildeten Pilotinnen und Piloten werden noch jahrzehntelang gebraucht – weit über das Jahr 2060 hinaus.
Ein Beruf mit Verantwortung und Faszination
Wer sich fragt: Wie werde ich Pilot? – der sollte wissen, dass der Weg anspruchsvoll, teuer, aber auch erfüllend ist. Die Kombination aus Technik, Verantwortung und Abenteuer fasziniert nach wie vor. Die Aussichten sind glänzend: Noch nie war der Einstieg ins Cockpit so chancenreich wie heute. Ob im Linienverkehr, in der Fracht oder in der Business Aviation – die Welt braucht Pilotinnen und Piloten.
Oder, wie es eine Flugschülerin treffend formulierte: „Traut euch – der Himmel hat genug Platz für alle!“