Mit Waschbär und Weitblick – Porter Airlines erobert Kanada
Waschbären gelten landläufig als selbstbewusst bis frech. Ob ein dicker Waschbär deshalb auch das Maskottchen jener aufstrebenden Fluggesellschaft aus Kanada ist, die gerade dabei ist, sich auf dem nordamerikanischen Kontinent auszubreiten?
Die rede ist von Porter Airlines – einer jungen Fluggesellschaft, die durch guten Bord-Service und dank eines Streckennetzes, das mit kleinen Jets und Props hochfrequent betrieben wird und inzwischen von der Ost- bis zur Westküste reicht, einen hervorragenden Ruf in Kanada und sogar darüber hinaus erworben hat.
Das besagte Bären-Maskottchen namens „Mr. Porter“ erscheint in Zeitungsanzeigen und Drucksachen an Bord. Und ohne eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und Mut hätte es Porter Airlines sicherlich nicht dahin geschafft, wo sie heute steht.
Geschichte von Porta Airlines startet in Toronto
Die Geschichte der 2006 gegründeten Regionalfluggesellschaft geht zurück auf eine Idee des luftfahrtaffinen Unternehmers Robert Deluce, mit Turboprops des kanadischen Herstellers Bombardier die Finanzmetropole mit Städten im näheren Umkreis zu verbinden. In der Anfangsphase war die Airline dafür bekannt, Flüge vom innenstadtnahen Airport namens „Billy Bishop“ anzubieten. Der international als Toronto City Airport bekannte Flughafen liegt auf einer Insel vor der größten Stadt Kanadas im Lake Ontario und hat zehn Gates.
Als der städtische Plan, den Flughafen über eine Brücke mit dem Festland zu verbinden, scheiterte, nutzte die Fluggesellschaft eine Entschädigungszahlung dazu, das kleine Terminal auf der Insel zu kaufen und den einzigen Wettbewerber, die Air- Canada-Tochter Jazz, zu vertreiben. Diese hatte zu jenem Zeitpunkt tägliche Flüge in die kanadische Hauptstadt Ottawa angeboten.
Flugzeuge fliegen auch ab Toronto Pearson International Airport
Deluces‘ Fluggesellschaft erlebte in den darauffolgenden Jahren einen kometenhaften Aufstieg: Immer mehr Destinationen und neue Flugzeuge erweiterten das Portfolio von Porter Airlines. Im Jahr 2010 wurde das einst kleine Terminal vor der Skyline von Toronto vergrößert und 2015 die Insel über einen Fußgängertunnel mit Laufbändern mit der Stadt verbunden. Bis dahin war der Insel-Airport nur mit der kostenlosen Fähre erreichbar.
Der Traum, den Flughafen so zu erweitern, dass er auch von großen Jets angeflogen werden kann, wurde jedoch von der Regierung abgelehnt, um Anwohner nicht zu sehr dem Lärm auszusetzen. Doch Not macht erfinderisch, und Porter fand stattdessen andere Möglichkeiten, zu expandieren. Seit 2021 fliegen ihre Flugzeuge zusätzlich auch vom großen Hauptflughafen der Stadt ab, dem Toronto Pearson International Airport. Dort bündelt auch Air Canada ihr Geschäft und betreibt ihren größten Hub.
Jetzt auch mit Jets
In Toronto-Pearson ist die Konkurrenz stark, und Porters Position ähnelte der von David im Ringen mit Goliath. Aber die kleine Waschbär-Airline ließ sich von dem Ungleichgewicht nicht abschrecken und eröffnete neue Routen zu Zielen im ganzen Land – und in die USA. Mit Erfolg.
Hatte Porter zunächst nur Q400 in ihrer Flotte, also nur Propeller-Maschinen, kamen mit den Embraer 195-E2 bald auch kleine Jets hinzu, die das Reisen auf längeren Strecken schneller machen. Aktuell setzt das Unternehmen 44 dieser Jets ein, weitere sind bestellt. Dazu kommen 29 Q400. Transportiert werden pro Jahr rund 5,5 Millionen Passagiere, im Streckennetz stehen 40 Ziele in Kanada und den USA.
Porter Airlines ist eine familiär geführte Airline
Trotz der Expansion des Streckennetzes und dem Einsatz moderner Jets blieb Porter Airlines ein Familienbetrieb. Die Porter Aviation Holdings wird bis heute von der Familie Deluce kontrolliert. Robert J. Deluce ist Vorsitzender des Unternehmens und sein Sohn Michael CEO der Fluggesellschaft. Die Tochter-Firma Porter FBO betreibt die Flughafen-Einrichtungen am Billy-Bishop-Airport und die City Centre Terminal Corporation das Terminal. Beide sind im Besitz von Firmengründer Robert und anderen Anteilseignern. Bruder Peter ist ebenfalls bei Porter Airlines in führender Rolle aktiv.
Der On-Board-Service von Porter hat einen guten Ruf. Weil beide eingesetzten Flugzeugtypen nur jeweils zwei Sitze auf jeder Seite des Mittelgangs haben, gibt es bei Porter keine unbeliebten Mittelplätze. Die Embraer 195-E2 bieten kostenloses Wi-Fi, über das auch ein Bord-Unterhaltungs-Programm angeboten wird, das Passagiere auf ihre eigenen Geräte streamen.
Auf eine Business Class verzichtet Porter, aber Getränke, selbst Wein oder Bier, und Snacks sind für alle Passagiere kostenlos. In der „Porter Reserve“ genannten Buchungsklasse gibt es auf längeren Flügen kostenlose Mahlzeiten. In Nordamerika, wo alle Airlines in der Economy Class nur Buy-on-Board- Essen anbieten, hat Porter somit ein Alleinstellungsmerkmal. Die Mahlzeiten werden allerdings nicht auf Nachtflügen oder auf Flügen mit weniger als zweieinhalb Stunden Dauer serviert. Und: Die Getränke werden in Gläsern serviert und nicht in Plastik-Bechern.
„Porter hat 18 Jahre lang den Flugverkehr neu definiert. Wir bauen unser Streckennetz auf dem gesamten Kontinent weiter aus und bieten Reisenden äußerst wettbewerbsfähige Tarife für ein gehobenes Serviceniveau, das es bisher auf dem Markt nicht gab“, erklärte Michael Deluce, CEO von Porter Airlines, erst im vergangenen Oktober. „Unser Schwerpunkt, alle Economy-Passagiere mit echter Gastfreundschaft zu behandeln, ist die Grundlage dessen, was wir sind und worauf jedes Teammitglied stolz ist.“
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