Ryanair streicht zwei Millionen Sitzplätze in Spanien und attackiert Flughafenbetreiber
Michael O‘Leary, CEO der Ryanair Group, gewährt Einblick in die veränderten Marktbedingungen innerhalb Europas, in die Destinations-Wunschliste und in die Flottenpolitik seines Konzerns.
Zwei Millionen Sitzplätze möchte die irische Low-Cost-Fluggesellschaft Ryanair im kommenden Winter allein in Spanien streichen. Und das nicht ohne Grund: Die spanische Flughafenbetreiberin AENA habe die Gebühren um 6,2 Prozent erhöht. Betroffen seien vor allem Regionalflughäfen, sagt Michael O’Leary, CEO der Ryanair Group.
Für ihn ist das Hochziehen der Kostenschraube ein schwer nachvollziehbarer Schritt: „Die AENA belastet mit ihrer Gebührenordnung leere Flughäfen auf dieselbe Weise wie Madrid und Barcelona.“
Verlagerung von Kapazitäten
Ryanair ziehe daraus Konsequenzen, denn man habe vor allem im Winter Schwierigkeiten, die Flugzeuge an den spanischen Regionalflughäfen auch zu füllen. „Etwa eine Million dieser Sitzplätze kehrt nach Barcelona beziehungsweise Madrid zurück, weil wir dort höhere Ticketpreise erzielen können. Eine weitere Million Sitzplätze wurden nach Italien und Portugal verlegt – dorthin, wo die Kosten niedriger sind und wir mehr Wachstumspotenzial sehen“, so der CEO.
Die Fluggesellschaft ist in der Wahl ihrer Basen maximal flexibel. „Ich liebe Länder, die die Kosten senken. Meine Favoriten sind Italien, Ungarn und die Slowakei“, schmunzelt O‘Leary. Auch Schwedens Weg sei löblich, sei es doch das erste Land gewesen, da eine Umweltsteuer gesenkt habe, sagt er.
Anders Deutschland, aber auch Österreich. So wird Ryanair die in Wien stationierte Flotte von 19 Flugzeugen im vergangenen Winter auf 16 für den kommenden Winterflugplan ab Ende Oktober verkleinern. O’Leary betont, dass Ryanair die Flugzeuge vom etwa 60 Kilometer entfernten Bratislava aus günstiger betreiben könne. Zwei zusätzliche Flugzeuge werden laut O‘Leary in der slowakischen Hauptstadt stationiert, drei weitere in Tirana, Albanien, und acht zusätzliche Maschinen in Italien.
Ryanair hat Ende September zudem die Flüge nach Jordanien wiederaufgenommen. Überhaupt habe Ryanair ein Auge auf den Nahen Osten geworfen: Ob man nach Israel zurückkehren werde, wisse er nicht, aber „Ägypten ist ein interessanter Markt, ebenso Tunesien und Algerien“. Diese Länder seien jedoch noch nicht dereguliert. „Bis sie einem Open-Skies-Programm beitreten, können wir dort nicht fliegen, so wie wir es in Marokko und Jordanien tun“, sagt O’Leary.
Boeing 737 MAX 10 als Zukunftsmodell
Und wie sieht es flottenpolitisch aus? Wann kommen die ersten Boeing 737 MAX 10? „Es scheint, dass Boeing zuversichtlich ist, dass die Zertifizierung der 737 MAX 10 im ersten Halbjahr 2026 erfolgen wird.“ Ryanair habe 300 dieser 737-Varianten bestellt, so der Konzernchef. Und Boeing habe seinem Unternehmen schriftlich bestätigt, dass die ersten 15 Boeings dieses Typs, entsprechend dem ursprünglichen Vertrag, zwischen Januar und Mai 2027 ausgeliefert werden.
Allerdings: Sollte diese Version nicht zertifiziert werden, würde sich Ryanair ersatzweise nicht mit der kleineren, bereits in der eigenen Flotte im Einsatz stehenden Variante begnügen: „Ich will keine MAX 8-200, ich will die MAX 10.“ Laut O’Leary biete das größere Flugzeug 20 Prozent mehr Sitzplätze, verbrauche aber 40 Prozent weniger Treibstoff pro Sitzplatz. „Und wir haben stark frequentierte Strecken, auf denen wir ein Flugzeug mit 228 Plätzen statt eines 197-Sitzers locker füllen können.“
Ryanair betreibt aktuell eine Flotte von mehr als 320 Boeing 737 MAX 8 und Boeing 737-800. Für dieses Jahr plante die Ryanair Group ursprünglich, auf 250 Millionen Passagiere zu wachsen. „Die endgültige Fluggastzahl wird voraussichtlich 206 Millionen betragen“, so der CEO.
Lesen Sie auchLufthansa feiert 100 Jahre mit Sonderlackierung
