United Airlines hat nicht vor, Flugzeuge, Slots und Strecken des unter den Gläubiger-Schutzschirm geschlüpften Low-Cost-Carriers Spirit Airlines zu übernehmen. Das stellte United-CEO Scott Kirby jetzt klar.

Zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres musste kürzlich die in Florida sitzende Low-Cost-Gesellschaft Spirit Airlines Gläubigerschutz nach Chapter 11 beantragen. Die erst im Frühjahr abgeschlossene Reorganisation kann somit als gescheitert gelten. Jetzt gilt es, sich abermals neu aufzustellen und sowohl Netzwerk als auch Flotte zu verkleinern.

Eine A320 der Spirit Airlines.
Spirit Airlines musste erneut Insolvenz beantragen, nachdem sie erst im März ein Chapter-11-Verfahren hat abschließen können. Bild: Spirit Airlines

Dass zumindest Full-Service-Carrier United Airlines derzeit jedoch kein Interesse daran hat, aussortierte Flugzeuge oder abgelegte Verbindungen zu übernehmen, hat jetzt der CEO der United Airlines, Scott Kirby, gegenüber Reuters betont. Konkret stellt er klar, dass sein Unternehmen kein Angebot für die Vermögenswerte des insolventen Carriers abgeben werde, falls diese auf den Markt kämen.

Warum hat United kein Interesse an Spirit-Flugzeugen?

Spirit Airlines und United Airlines: Beide Fluggesellschaften betreiben A320 und A321. Doch laut United-CEO Scott Kirby dauere die Umrüstung der Narrowbodies der Billigfluggesellschaft auf United-Standard zwei bis drei Jahre und koste zig Millionen US-Dollar. Das sei United nicht bereit zu investieren. Ebenso gebe es in den wichtigsten Märkten der Spirit Airlines, zum Beispiel Fort Lauderdale in Florida, nicht genügend Gates für United Airlines. Das passe also auch nicht, deshalb wolle sein Konzern es auch gar nicht erst versuchen.

Allerdings: Anfang dieses Monats hatte das Star-Alliance-Mitglied aus Chicago mit dem Verkauf von Tickets für Verbindungen zu 15 typischen Spirit-Zielen begonnen. Das Unternehmen erklärte, die neuen Flüge sollten den Spirit-Kunden alternative Optionen bieten, falls der Billigflieger plötzlich seinen Betrieb einstellt.

Ist die Billigflugära in den USA vorbei?

Die finanziellen Schwierigkeiten der Spirit sowie der Boom der Premium-Angebote bei den US-Fluggesellschaften hatte bereits die Sorge geweckt, dass die Billigflugära in den Vereinigten Staaten vorbei sei. Kirby hingegen spielt diese Bedenken herunter und sagte gegenüber Reuters, dass es immer noch viele Fluggesellschaften gebe, die günstige Reisemöglichkeiten anbieten. „Manche Modelle werden nicht funktionieren, andere schon, aber es gab und wird in den USA immer viel Billigkonkurrenz geben“, so Kirbys Vermutung.

Sucht United Airlines derzeit zusätzliche Piloten?

Sicher sei hingegen, dass United Airlines momentan mit deutlich mehr Piloten plant. Zumal jetzt auch wieder die Zahl der Flugzeug-Neuauslieferungen von Boeing an den Konzern steige, so Kirby weiter. Bis Ende kommenden Jahres sollen 2500 zusätzliche Piloten eingestellt werden.

Darüber hinaus geht der United-CEO davon aus, dass seine Airline ihre A350-Order noch in diesem Jahr in feste Bestellungen umwandeln wird. Das Unternehmen hat aktuell 45 A350-900 im Warenkorb liegen, konkrete Bestellungen aber wiederholt verschoben und geändert. Doch die Notwendigkeit, ältere Boeing 767 und 777 zu ersetzen, dürfte eine Entscheidung vorantreiben.

United Unentschlossenheit hat in der Branche zu Spekulationen geführt, dass das Unternehmen die Bestellung möglicherweise stornieren oder in andere Airbus-Modelle umwandeln könnte, beispielsweise in A321neo, die United bereits gekauft hat.