Austrian Airlines CEO Annette Mann erläutert im exklusiven Interview mit Aero International Mitarbeiter Kurt Hofmann Neuigkeiten zur Flotte. Deren Flugzeugtypen sollen in Zukunft auf nur zwei reduziert werden.

Die Flottenmodernisierung von Austrian Airlines gewinnt an Fahrt, nachdem die Lufthansa Group der Wiener Fluggesellschaft insgesamt 22 Flugzeuge der A320neo-Familie mit CFM-Leap-Antrieben zugeteilt hat. Die Lufthansa erhält inzwischen wiederum endlich die lang erwarteten, aber mit Verzögerung ausgelieferten Boeing 787-9, wodurch weitere 787 für Wien frei werden.

„Es sieht gut aus, dass wir ab dem ersten Quartal 2026 in schneller Folge mindestens drei, vier oder vielleicht fünf 787 hinzufügen können, sobald wir sie für die Übergabe erhalten“, erläutert Austrian Airlines CEO Annette Mann gegenüber AERO INTERNATIONAL in Wien. „Diese fünf 787 sind bereits im Lufthansa-Konzern im Einsatz – fünf weitere werden brandneu ausgeliefert.“

Boeing 787-9 sollen ältere Modelle ersetzen

Austrian betreibt derzeit zwei 787-9. Weitere zehn Dreamliner ermöglichen es der Fluggesellschaft, ihre verbleibenden 767-300ER und 777-200ER bis 2028/29 zu ersetzen und gleichzeitig ihre Langstreckenflotte auf insgesamt zwölf Flugzeuge zu erweitern. „Nach aktueller Planung soll die Auslieferung der fünf neuen 787-Flugzeuge aus Everett ab Ende 2027 beginnen“, so Mann.

Die Zuteilung von 17 Flugzeugen der A320neo-Familie – elf A320neo und sechs A321neo – an Austrian ist notwendig, damit die Fluggesellschaft Flugzeuge der vorherigen Generation der A320-Familie ersetzen kann. Die ersten Schmalrumpfflugzeuge werden voraussichtlich ab Juli 2026 ausgeliefert. „Unsere sechs A321ceo werden durch sechs A321neo ersetzt“, sagte die Austrian Airlines CEO. Laut den Flottenplänen der Lufthansa sollen in den kommenden Jahren 16 A320neo folgen. Sechs dieser Maschinen werden die Lücke schließen, die durch die Reduzierung der Embraer-Flotte von Austrian entsteht.

Die Austrian-Flotte verfügt derzeit über fünf A320neo-Maschinen mit Pratt & Whitney-Getriebefan-Antrieb. Diese werden durch fünf A320neo-Maschinen mit CFM-Leap-Triebwerken ersetzt, um den Triebwerkstyp der Flotte zu standardisieren. Künftig werden alle 22 Jets der A320neo-Familie von Austrian mit Leap-Triebwerken ausgestattet sein.

In Zukunft nur zwei Flugzeugtypen bei Austrian

Die derzeit fünf Flugzeugtypen umfassende Flotte von Austrian Airlines – darunter Embraer-Regionaljets, Airbus-Schmalrumpfflugzeuge, die 767-300ER, 777-200ER und die 787-9 – wird künftig auf zwei reduziert, die ausschließlich aus Flugzeugen der A320-Familie und der 787-9 bestehen. Austrian bestätigte im Sommer die Ausmusterung ihrer 17 Flugzeuge umfassenden Regionalflotte vom Typ Embraer 195LR, die Ende dieses Jahres beginnen soll. Die Ausmusterung der Embraer-Flugzeuge ist derzeit für 2028 geplant.

„Wir prüfen stets, wie viel Kapazität wir am Markt anbieten können. Unser Embraer-Rollover-Plan ist eng damit verknüpft, die verfügbaren Sitzplatzkilometer stabil zu halten und gleichzeitig – basierend auf einer optimierten Kostenstruktur mit reduzierter Flottenkomplexität – eine gute wirtschaftliche Basis für zukünftiges Wachstum zu schaffen“, so Annette Mann. „Wenn wir dies mit weniger Flugzeugen erreichen, würde sich dies natürlich positiv auf unsere Kostenstruktur und unsere Kostenwettbewerbsfähigkeit auswirken.“

Austrian erwartet Vorteile durch die Reduzierung der Embraer-Regionaljets, da die brasilianischen Flugzeuge im Vergleich zu einem größeren A320 oder A320neo höhere Kosten pro Sitzplatz aufweisen. Die Ausmusterung der Embraer-Flotte soll außerdem mit Veränderungen im Personalbestand einhergehen. „Wir werden keinen Personalüberschuss haben, weder bei Piloten, Kabinenpersonal noch in der Wartung“, sagte die CEO. Aus diesem Grund hat die Umschulung der Cockpit-Crews für Boeing- und Airbus-Flugzeuge bereits begonnen.

Airline setzt auf Wetlease-Strategie

Auch Wetleases sind Teil des Plans. Austrian hat drei ATR 72-600 vom schwedischen Anbieter Braathens und drei A220-300 von AirBaltic im Wetlease-Vertrag. Auch die Konzernschwester Air Dolomiti wird künftig zwei Flugzeuge im Wetlease-Vertrag für Austrian betreiben.

Die österreichische Airline hat im Kollektivvertrag mit Piloten eine Wetlease-Quote festgelegt, die eine maximale Anzahl von Wetlease-Flugzeugen vorschreibt. Diese Zahl liegt im einstelligen Bereich. „Insbesondere die starke Saisonalität in unserem vom Tourismus geprägten Heimatmarkt macht Wetlease-Flugzeuge notwendig, um die Sommerhochsaison oder Strecken mit geringer Nachfrage abzudecken“, sagte Annette Mann. Die übergeordnete Strategie bestehe laut ihr darin, dass Austrian ihre Kosten senken wolle, ohne ihren Marktanteil zu schrumpfen.