15.01.2016 Im Weltraum winkt ein Milliardengeschäft, bei dem immer mehr kommerzielle Unternehmen mitmischen. Die große Raumfahrtnation USA setzt nun verstärkt auf private Unternehmen. Es ist der Auftakt einer radikalen Neuausrichtung. Hannover (dpa) – Bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa steht eine Zeitenwende an. Stärker als bisher bahnen sich die USA nun über private Firmen den Weg ins […]

15.01.2016

Im Weltraum winkt ein Milliardengeschäft, bei dem immer mehr kommerzielle Unternehmen mitmischen. Die große Raumfahrtnation USA setzt nun verstärkt auf private Unternehmen. Es ist der Auftakt einer radikalen Neuausrichtung.

Hannover (dpa) – Bei der US-Raumfahrtbehörde Nasa steht eine Zeitenwende an. Stärker als bisher bahnen sich die USA nun über private Firmen den Weg ins All. US-Präsident Barack Obama hatte den Paradigmenwechel 2010 bereits angekündigt. Vor allem Tesla-Chef Elon Musk und Amazon-Chef Jeff Bezos hatten sich daraufhin früh in einer bis dahin staatlich dominierten Branche positioniert, der glänzende Entwicklungschancen bescheinigt werden. «Die Dynamik der globalen Raketen-Transportindustrie dürfte sich 2016 fortsetzen, da neue, verbesserte Raketen in China, Europa, Indien, Japan Russland und den USA auf den Markt kommen», meint die Fachpublikation Aviation Week.

Dem gebürtigen Südafrikaner Musk gehört die Firma SpaceX, die nun gemeinsam mit den Unternehmen Orbital und Sierra Nevada von 2018 bis 2024 für die unbemannten Versorgungsflüge zur Internationalen Raumstation ISS verantwortlich sind. SpaceX und Orbital ATK mit ihren Kapseln «Dragon» und «Cygnus» waren bereits erfolgreich für die Nasa tätig: Bei neun erfolgreichen Missionen brachten beide seit 2012 große Mengen Versorgungs- und Ausrüstungsgüter zur Raumstation.

Die Kommerzialisierung der Raumfahrt-Industrie wird beflügelt durch neue technische Möglichkeiten und ehrgeizige Pläne. Die Europäische Raumfahrtagentur Esa träumt viereinhalb Jahrzehnte nach dem ersten Menschen auf dem Mond von einer Basis auf dem Erdtrabanten – spätestens dann, wenn die von Amerikanern, Kanadiern, Japanern, Europäern und Russen gemeinsam betriebene Raumstation ISS 2024 wegfallen sollte. Die Nasa sucht erstmals seit 2011 nach neuen Astronauten. Der Grund: Neben Einsätzen auf der ISS werden sie voraussichtlich auch bei einem ehrgeizigeren Projekt dabei sein.

«Die Nasa befindet sich auf dem Weg zum Mars und rund um unseren Plan, um unsere Vision und unseren Zeitplan, einen amerikanischen Astronauten in den 2030er Jahren auf den roten Planeten zu schicken, entwickelt sich ein neuer Konsens», schreibt Nasa-Direktor Charles Bolden, selbst ein ehemaliger Astronaut, in seinem Blog. Es gehe auch darum, US-Astronauten von der ISS wieder mit kommerziellen US-Raumschiffen sicher zur Erde zurückzuholen. Die Trendwende beim Weg ins All ist zum einen begründet durch die klammen Budgets der Raumfahrtnationen, zum anderen auch durch strategische Gründe.

Die bisherige Abhängigkeit von den bewährten, aber technologisch veralteten russischen Sojuz-Raketen passte einfach nicht mehr ins Konzept. Zumal es Alternativen gibt. Den konventionellen Konzepten von Raumfahrt-Weltmarktführer Lockheed Martin und seinem Partner Boeing setzte der Gründer des Elektrosportwagen-Herstellers Tesla, Elon Musk, ein neues Konzept entgegen: eine wiederverwendbare Rakete.

Erstmals landete eine selbst entwickelte Falcon-9-Trägerrakete am 21. Dezember 2015 nach erfolgreicher Weltraummission wieder senkrecht auf der Erde. Zuvor hatte die oberste Stufe elf Satelliten in ihre Umlaufbahn gebracht. Einen Monat zuvor hatte das Unternehmen Blue Origin von Bezos ebenfalls eine Rakete wieder landen lassen. Es war aber ein reiner Testflug: Die «New Shepard» hatte keine Last ins All befördert. Beobachter sehen durch die wiederverwendbaren Raketen bereits den Beginn einer neuen Ära, die auch das Geschäft im All revolutionieren und dem Weltraum-Tourismus befeuern könnte.

Ralf E. Krüger, dpa