Chicago Alles dreht sich bei Boeing um den «Dreamliner». Noch ist unklar, welche Belastungen durch das Flugverbot und mögliche neue Entwicklungskosten auf den Flugzeugbauer zukommen. In den Planzielen für 2013 wird das Problem noch ausgeblendet. Der US-Flugzeugbauer Boeing hält trotz des Desasters um seinen Vorzeigejet «Dreamliner» an seinen Wachstumsplänen fest. Für das laufende Jahr stellte […]

Chicago

Alles dreht sich bei Boeing um den «Dreamliner». Noch ist unklar, welche Belastungen durch das Flugverbot und mögliche neue Entwicklungskosten auf den Flugzeugbauer zukommen. In den Planzielen für 2013 wird das Problem noch ausgeblendet.

Der US-Flugzeugbauer Boeing hält trotz des Desasters um seinen Vorzeigejet «Dreamliner» an seinen Wachstumsplänen fest. Für das laufende Jahr stellte der Airbus-Konkurrent am Mittwoch mehr Auslieferungen, einen höheren Umsatz und stabilen Gewinn in Aussicht. Voraussetzung ist dem Konzern zufolge allerdings, dass das Flugverbot für den «Dreamliner» keine nennenswerten Kosten nach sich zieht. Nach einer Notlandung eines Dreamliners Mitte Januar und weiteren Vorfällen mussten sämtliche ausgelieferten Langstreckenjets des Typs am Boden bleiben. Die Aufsichtsbehörden suchen fieberhaft nach den Ursachen für das Feuer in einer 787 und für die Batterieprobleme in weiteren «Dreamliner».

«Unsere erste Aufgabe für 2013 ist, das Batterieproblem der 787 zu lösen und die Flugzeuge sicher wieder in die Luft zu bringen», sagte Konzernchef Jim McNerney. Zu den möglichen Kosten schwieg er sich allerdings aus.

Boeings Jahresabschluss für 2012 war von diesen Problemen noch nicht getrübt. Der Flugzeugbauer steigerte seinen Umsatz um 19 Prozent auf 81,7 Milliarden Dollar (60,7 Mrd Euro). Der Gewinn ging wegen hoher Pensionsverpflichtungen um drei Prozent auf 3,9 Milliarden Dollar zurück, übertraf aber immer noch die Erwartungen der Analysten. Der Gewinn je Aktie schrumpfte um vier Prozent auf 5,11 Dollar, für 2013 werden 5,00 bis 5,20 US-Dollar angepeilt. Der Umsatz soll auf 82 bis 85 Milliarden Dollar zulegen.

Dafür hat Boeing die Produktion der Verkehrsflugzeuge weiter angekurbelt. Im laufenden Jahr sollen nach 601 gefertigten Flugzeugen im vergangenen Jahr diesmal 635 bis 645 neue Jets die Werkshallen verlassen, verspricht die Boeing-Führung. So werden inzwischen jeden Monat 38 Exemplare des Mittelstreckenjets 737 fertig, im kommenden Jahr sollen es schon jeweils 42 Maschinen des Typs sein.

In das neue Produktionsziel für 2013 hat Boeing allerdings auch mehr als 60 Exemplare des «Dreamliner» eingerechnet. Dessen Produktion läuft nach den Zwischenfällen von Mitte Januar den Angaben zufolge weiter – mit zuletzt fünf Exemplaren pro Monat. Die Auslieferung ist jedoch gestoppt, seit die Aufsichtsbehörden ein Flugverbot für alle Maschinen des Typs verhängt haben.

Auslöser für das Verbot ist ein Feuer in einem «Dreamliner» von Japan Airlines in Boston und wenig später die Notlandung einer Maschine von All Nippon Airways, bei der eine schmorende Batterie eine Rauchentwicklung ausgelöst hatte. Von rund 850 bestellten Maschinen stehen jetzt 50 an Flughäfen in aller Welt am Boden. Mehrere Fluggesellschaften haben bereits Schadenersatzforderungen angekündigt.

Auf der Suche nach der Brandursache haben Experten der US-Verkehrssicherheitsbehörde NTSB und von Boeing bereits die Hilfsturbine, das Ladegerät und die vom Feuer beschädigte Batterie unter die Lupe genommen. Die Ursache des Brandes konnten sie dabei jedoch nicht entdecken. Jetzt überprüfen die Experten die Steuerungsplatine der Batterie auf mögliche Mängel.

Außerdem sollen frühere Probleme mit den «Dreamliner»-Batterien Hinweise auf die Brandursache liefern. So hatte All Nippon Airways bereits vor der Notlandung in zehn Fällen die Batteriesysteme bei dem Flugzeugtyp austauschen müssen, wie die Airline bestätigte. Auch Japan Airlines berichtete von einer Reihe von Schwierigkeiten. Diese hätten aber nicht die Sicherheit gefährdet und keine Flugausfälle zur Folge gehabt.