06.03.2014 Opencockpits 747/767 FMC v3 Ein Review von Jack Whaley-Baldwin Überblick Der “FMC” oder Flight Management Computer (manchmal auch „CDU“ für Computer Display Unit genannt) ist die primäre Schnittstelle zwischen dem Piloten und dem FMS, also dem Flight Management System. Wie Sie sehen werfen wir hier mit Fachausdrücken um uns – jedoch sollte keiner davon […]

06.03.2014

Opencockpits 747/767 FMC v3
Ein Review von Jack Whaley-Baldwin

Überblick

Der “FMC” oder Flight Management Computer (manchmal auch „CDU“ für Computer Display Unit genannt) ist die primäre Schnittstelle zwischen dem Piloten und dem FMS, also dem Flight Management System. Wie Sie sehen werfen wir hier mit Fachausdrücken um uns – jedoch sollte keiner davon für Simulatorfans allzu ungewöhnlich sein. Besonders dann nicht, wenn man regelmäßig die schwereren (und nicht allzu alten) Maschinen fliegt.

Der FMC ist ein elektronischer Alleskönner. Mit ihm kann der Pilot die gewünschte Route, Warteschleifen, departure/arrival procedures, vertikale Flugprofile und vieles mehr programmieren. Es wird oft gesagt, dass der FMC die Bordingenieure aus den Cockpits verdrängt hat.

Dementsprechend sieht man in der Simulationswelt nur selten einen Flug in dem der FMC nicht in irgendeiner Art und Weise eine Rolle spielt. Vom Level-D 767 zum PMDG 747 haben die add-on Entwickler viel Energie in die detailgetreue Wiedergabe dieser Geräte gesteckt.

Das ist wohl auch ein Grund dafür dass sehr viele Simmer den FMC gerne als echte Hardware nutzen möchten. Es gibt tatsächlich nichts befriedigenderes als eine echte FMC Tastatur zu bedienen, die sich gleich unterhalb eines echten Farbbildschirm befindet. Das ist etwas ganz anderes als in „pseudo-Zombie“-Manier auf eine Einblendung auf dem Computerbildschirm zu starren. Wenn Sie das einmal ausprobiert haben, werden Sie sich wundern, wie Sie bisher überhaupt zurechtgekommen sind. In diesem Review sehen wir uns ein 747/767 FMC der Spanischen Cockpitbauer “Opencockpits” an. Zufälligerweise feiert das Unternehmen gerade sein zehnjähriges Jubiläum. Wir haben schon mehrere Produkte dieses Herstellers getestet – das hier ist das bisher vielversprechendste.

Features:

Voll funktionsfähig und betriebsbereit (exakt gleiche Größe Form, Farbe und – das Wichtigste – Funktionsumfang wie das Vorbild)

– Einfach per USB, VGA (oder RCA) anzuschließen
– 5-Zoll Farbdisplay mit 800×600-Auflösung und Bildeinstellungsmöglichkeiten
– Komplett hintergrundbeleuchtet (Helligkeit am Gerät einstellbar)
– Solide und fühlbar beschriftetes Keyboard und line select keys
– Funktionierende farbige FMC Meldeleuchten (EXEC, MSG, OFST, DSPY und FAIL)
– 5V Stromversorgung
– Mit Opencockpits‘ freeware SIOC System verknüpfbar

Besonders hervorzuheben ist die Hintergrundbeleuchtung des FMC – das sieht wirklich sehr gut aus und das gab es in der vorherigen Version nicht (ebensowenig bei anderen Anbietern).

Eine beeindruckende Liste an Features – aber jetzt kommt die obligatorische Frage nach dem Preis: Das Gerät kostet ungefähr 550 Euro (incl. Steuern und internationalem Versand). Das ist viel Geld, kann man sagen – aber meine persönliche Meinung ist, dass das nicht ganz so ist: Meinen Recherchen zufolge ist dies das günstigste voll funktionsfähige FMC auf dem Markt. Für den, der etwas sparen möchte ist das Vorgängermodell (ca. 100 Euro billiger) auch noch erhältlich. 

Konfiguration des Displays

Hier muss man bedenken, dass das Display per VGA-Kabel angesteuert wird, aber viele Rechner heutzutage keinen VGA-Anschluss mehr besitzen. Das lässt sich aber sehr einfach ändern, ein entsprechender Adapter kostet einen niedrigen einstelligen Euro-Betrag.
Unglücklicherweise ist die VGA-Buchse nicht besonders gut befestigt und wackelt ziemlich und wirkt auch sonst eher fragil. Als ich das Gerät zum ersten Mal angeschlossen habe, sind die Schrauben aus ihrer Halterung gesprungen und ich habe eine gute Stunde mit der Reparatur verbracht. Jetzt hält es wirklich sehr gut, aber das ist definitiv verbesserungswürdig.

(Anmerkung der Redaktion: Falls Sie wünschen, finden Sie – mit freundlicher Genehmigung von Mutley’s Hangar unter http://www.mutleyshangar.com/reviews/jack/fmc/fmc.htm eine ausführliche bebilderte Darstellung der Konfigurationsmöglichkeiten. Aus Gründen der Lesbarkeit haben wir diese hier ausgelassen)

Verwendung mit FS-Flugzeugen

Es ist ein bisschen Konfigurations-Arbeit nötig, um das FMC mit FS2004/FSX verwenden zu können.

Falls Sie sich fragen, warum das nicht einfach mit dem Anstecken per USB erledigt ist: Im Hinblick auf die Verbindung zum Simulator ist das FMC sehr kompliziert, weil diese Funktionen nicht automatisch in jedem Flugzeug verfügbar sind (ganz im Gegensatz zu beispielsweise den Funkgeräten). Das SIOC benötigt also eine Gegenstelle im simulierten Flugzeugmodell, ansonsten funktioniert gar nichts. Glücklicherweise haben einige (aber nicht alle!) Add-on-Entwickler ihren Modellen auch Software Development Kits beigelegt, was diese Aufgabe vereinfacht. Trotzdem – auch wenn „plug and play“ in der Werbung steht – ganz so einfach ist die Integration in die Simulationsumgebung dann doch nicht.

Beispiel: Die Level-D Simulations 767

Weil mein Home-Cockpit einer 767 nachempfunden ist, habe ich für dieses Review als Beispiel eine Verbindung des FMC mit der 767 von Level-D Simulations verwendet. Das funktioniert sogar ziemlich einfach und zwar dank eines kleinen Freeware-Programmes von Nico Kaan – es heißt “Lekseecon”. Dieses Programm verfügt über mehrere Beispiel-Scripte, die meistens nur geringfügig angepasst werden müssen, um mit Ihrem speziellen Cockpit-Setup zusammenzuarbeiten. Der Programmierer gibt auf seiner Website (http://www.lekseecon.nl/) auch einige Hilfestellungen und in der Support-Sektion kann man ihm auch Fragen stellen.

Nachdem man es geschafft hat, das FMC so einzustellen dass es mit dem gewünschten Flugzeug zusammenarbeitet, ist es Zeit, die wirklich wichtige Frage zu stellen: Wie gut funktioniert es eigentlich?

Die Tasten

Wie Sie möglicherweise festgestellt haben, verfügt das FMC über 69 Tasten. Da man diese während eines Fluges doch recht häufig betätigt, ist es wichtig dass diese möglichst haltbar sind und nicht verschleißen. Angenehmerweise sind die Tasten eine der größten Stärken des Geräts.

Zum Einen sind die Beschriftungen nicht aufgedruckt sondern eingraviert. So kann man die Buchstaben erfühlen und die Beschriftung kann nicht einfach abgerieben werden. Zum Anderen machen die Tasten auch sonst einen sehr haltbaren Eindruck. Bei meinem FMC wurde allerdings die Taste „9“ etwas locker – also habe ich sie sehr einfach mit Sekundenkleber festgeklebt.

Die Hintergrundbeleuchtung wirkt sehr gut und das Licht ist gleichmäßig über die Tastatur verteilt. Nur sehr wenig Licht scheint zwischen den Tasten hindurch (je nach Blickwinkel).

Das Display

Das Display selbst ist wirklich etwas besonderes. Es ist möglicherweise einer der besten Bildschirme mit dem ich bisher gearbeitet habe, aus mehreren Gründen:

Zum Einen ist es kristallklar und stellt die Farben gestochen scharf dar. Der klassische grüne FMC Text sieht im Dunkeln wirklich gut aus. Zudem kann man es als zweit-Monitor verwenden, wenn man nicht im Flugsimulator fliegt. Auch wenn es etwas seltsam aussieht, einen Film an einem FMC anzusehen.

Zum Anderen verfügt das Gerät über ein sehr gutes interaktives Menü mit dem man verschiedene Bildeinstellungen vornehmen kann. Beispielsweise kann man die Bildposition verstellen und das war auch nötig, denn als ich das FMC installierte war das Bild nach links verschoben. Man konnte die Hälfte gar nicht erkennen. Aber das war mit wenigen Einstellungen behoben. Solche Einstellungen wird wohl jeder bei der Installation dieses Gerätes vornehmen müssen.  Die entsprechenden Tasten sind übrigens auf der Rückseite des Gehäuses angebracht. Somit sieht man sie nicht, wenn man es in sein Cockpit einbaut.

Etwas, das mich schon lange wundert: Bildschirme mit genau diesem Größenfaktor sind auf dem normalen Markt praktisch nicht erhältlich. Deswegen verwenden viele Home-Cockpit-Konstrukteure einen Workaround: Sie nehmen handelsübliche (also viel zu große) Monitore und legen quasi ein Passepartout darauf, damit das Format wieder stimmt. Das ist mit diesem Gerät nicht mehr nötig.

Im Übrigen ist die Verarbeitung hier sehr gut, das Display sitzt korrekt im Gehäuse und man sieht keine Lücken. Außerdem ist es sehr blickwinkelstabil und scheinbar (das wollte ich aber nicht wirklich testen) ist es mit echtem Glas abgedeckt.

Die Meldeleuchten

Hierzu kann man eigentlich nicht viel sagen – sie funktionieren sehr gut. Ein bisschen Kritik gibt es aber doch:  

Bei jeder Meldeleuchte ist das Licht ein bisschen ungleichmäßig verteilt. Die Mitte ist immer etwas heller als die äußeren Enden. Vermutlich liegt das daran, dass die LED immer in der Mitte eingebaut ist. Es würde Abhilfe schaffen, wenn man mehr als eine LED pro Melder verwenden würde. Außerdem sieht es, je nach Blickwinkel, manchmal so aus, dass ein Melder leuchtet – obwohl nur der Melder darüber wirklich leuchtet. Wenn also der „DSPY“ Melder aktiv ist und man von unten auf das FMC blickt, dann sieht es so aus als würde “FAIL” leuchten. Wenn man eine kleine Abschirmung zwischen die Leuchten einbauen würde, dann wäre das Problem auch behoben. Beim „EXEC“ Melder passiert das übrigens nicht.
Davon abgesehen machen die Melder einen sehr guten Eindruck, besonders in einem abgedunkelten Cockpit.

Qualität der Farbe und des Gehäuses

Das Gehäuse des FMC ist fehlerfrei verarbeitet. Alles ist klar erkennbar und es gibt keine Ecken an denen man sich verletzen könnte. Die Funktionstasten sind gut hervorgehoben, so dass man sie gut erreichen kann (wie beim Vorbild in der Realität). Ich bin wirklich beeindruckt.

Der Hersteller hat offenbar auch viel Wert darauf gelegt, die berüchtigte Farbgebung exakt nachzuahmen. Das typische Boeing-Braun ist ihnen sehr gut gelungen (jeder Cockpit-Hobby-Konstrukteur weiß vermutlich, wie schwierig es ist, diesen Aspekt hinzubekommen). Die Farbe selbst macht einen haltbaren Eindruck.

Optionale Halterung

Ich habe sie selbst nicht vorliegen, aber ich wollte darauf hinweisen, dass es so etwas gibt. Die Halterung kostet 75 Euro und ist für Leute gedacht, die kein komplettes Cockpit bauen sondern das FMC auf ihren Computertisch stellen wollen. Für den doch ganz ordentlichen Preis erhält man eine gut designte Halterung die rutschfest ist und die ganzen Kabel gut verbirgt.

Although I don’t have one to review, Opencockpits do sell a special FMC stand which is worthy of mention.

Zusammenfassung

Es fällt mir schon ein bisschen schwer, aber ehrlich gesagt, bin ich hin und weg. Das „look and feel“ ist absolut hervorragend und das Gerät ist – meiner Meinung nach – wirklich preiswert. Vor allem, wenn man es mit anderen (unterlegenen) Geräten vergleicht, die auf dem Markt herumschwirren. 

Pro:

– Außergewöhnlich wertig konstruiert
– Sehr schönes FMC Display
– Fantastische Hintergrundbeleuchtung
– Absolut preiswert
– Sehr langlebig
– Beeindruckend gute Beschriftungen

Kontra:

– Die VGA-Buchse ist locker
– Das Licht aktiver Meldelampen scheint manchmal auf die inaktiven durch

Aus dem Englischen, gekürzt und adaptiert. Original-Review von Jack Whaley-Baldwin, Mutley’s Hangar.

Bildquelle: http://www.opencockpits.com/catalog/#

(unt)