In den USA gewährte Steuervorteile beim Kauf eines Jets heizen die Nachfrage an. Bild: Globe Air
Das auf Luftfahrt spezialisierte Marktforschungsinstitut JetNet kommt in einer Analyse zum Schluss, dass der Business Aviation rosige Zeiten bevorstehen. Vor allem große Businessjets sind stark nachgefragt.
Der Business Aviation geht es so gut wie selten zuvor. „Wir haben ein Lieferproblem. Wir haben ein Arbeitskräfteproblem. Aber das sind gute Probleme“, sagte Rolland Vincent, Chef des Beratungsunternehmens Rolland Vincent Associates, bei der Vorstellung der neuesten Marktprognose von JetNet Anfang September auf dem JetNet iQ Summit in Washington.
55 Milliarden US-Dollar beträgt der Auftragsbestand – und damit Arbeit für mehrere Jahre. Er dürfte weiter steigen, denn die Nachfrage explodiert geradezu. Gemäß der Vorhersage sollen in den nächsten zehn Jahren 9700 Flugzeuge im Wert von 335 Milliarden US-Dollar ausgeliefert werden. Im vorigen Jahr lautete die Zehnjahresschätzung noch auf 8644 Businessjets mit einem Gesamtwert von 262 Milliarden US-Dollar.
Die Branche boomt – vor allem bei großen Jets
Die Zahlen zeigen, dass der Trend zu größerem Gerät geht, denn der Durchschnittspreis pro Flugzeug steigt um satte 14 Prozent – von 30,3 Millionen auf 34,5 Millionen US-Dollar. JetNet schätzt, dass Ultralangstreckenjets 22,5 Prozent der Auslieferungen ausmachen werden, aber 49,4 Prozent des US-Dollarwerts. Bombardier, Gulfstream und Dassault gehen also rosigen Zeiten entgegen.
JetNet erwartet, dass die Flotte der Businessjets um durchschnittlich 2,1 Prozent pro Jahr wachsen und 2035 die Zahl von 30 400 Flugzeugen erreichen wird. Die Aussichten für Turboprops beurteilt JetNet deutlich verhaltener. Hier wird der Markt mit einem Wachstum von nur 0,28 Prozent beinahe stagnieren. Von den 4100 Flugzeugen im Wert von 24 Milliarden US-Dollar, die bis Mitte des nächsten Jahrzehnts gebaut werden sollen, sind 88,5 Prozent einmotorige Modelle wie die PC-12 oder die Beechcraft Denali. Zweimots wie die Beechcraft King Air spielen so gut wie keine Rolle mehr.
Business Aviation Trends: Wohlstand befeuert den Markt
Die wachsende Schicht der Superreichen gönnt sich vermehrt den Luxus, einen Businessjet zu besitzen. Bild: Gulfstream
Ein Treiber für diese Entwicklung sind die von der Trump-Regierung eingeführten Steuervergünstigungen, mit denen ein Flugzeug im ersten Jahr vollständig abgeschrieben werden kann. Die Hälfte der von JetNet Befragten sagten, diese Regelung habe es wahrscheinlicher gemacht, dass sie sich in den nächsten zwölf Monaten ein neues Flugzeug zulegen würden.
Michael Amalfitano, Präsident und CEO von Embraer Executive Jets, nannte einen weitreichenderen Grund: „Es ist der geschaffene Reichtum, der es den Menschen ermöglicht, ein Flugzeug zu kaufen, und sie etablieren dies nun als Teil ihrer Identität: Ich bin, was ich bin. Ich will einen Jet.“ Die Zahl derer, die es sich leisten können, einen eigenen Jet zum Teil ihres Lebensstils zu machen, wächst weiter. Laut dem jüngsten Global Wealth Report der Schweizer Bank UBS wird der persönliche Wohlstand bis 2029 um über 20 Prozent wachsen.