Er ist ein Mann mit Ecken und Kanten. Am krisengeschüttelten Hauptstadtflughafen hat er noch nichts Greifbares vorzuweisen. Die entscheidenden Monate für Hartmut Mehdorn kommen jetzt. Berlin – Als Bahnchef erkämpfte er Sanierungserfolge und wurde zum Buhmann für ein Heer von Kritikern. Dann kam ein Rettungseinsatz bei Air Berlin. Im Alter von 71 Jahren steckt Hartmut […]

Er ist ein Mann mit Ecken und Kanten. Am krisengeschüttelten Hauptstadtflughafen hat er noch nichts Greifbares vorzuweisen. Die entscheidenden Monate für Hartmut Mehdorn kommen jetzt.

Berlin – Als Bahnchef erkämpfte er Sanierungserfolge und wurde zum Buhmann für ein Heer von Kritikern. Dann kam ein Rettungseinsatz bei Air Berlin. Im Alter von 71 Jahren steckt Hartmut Mehdorn in seiner wohl schwersten Aufgabe: Er soll das bislang missglückte Projekt Hauptstadtflughafen doch noch vollenden, ihn möglichst bald in Betrieb nehmen.

Mehdorn ist eine Reizfigur, weil er zwar als durchsetzungsstark gilt, aber auch zu schnellen Entscheidungen neigt und dabei wichtige Beteiligte nicht immer einbindet. Das zeigte sich etwa bei seinen Vorschlägen, den Flughafen Tegel dauerhaft weiterzubetreiben oder erst einmal einen Seitenflügel des neuen Airports zu eröffnen.

Mehdorns Erbe beim bundeseigenen Bahnkonzern ist nicht vergessen, auch wenn sein Abschied von dort schon fünf Jahre zurückliegt. Er stürzte damals über eine Affäre um Massenkontrollen von Mitarbeiterdaten. Von Kanzler Gerhard Schröder 1999 von Heidelberger Druck geholt, trimmte Mehdorn die einstige Behörde über zehn Jahre auf eine ehrgeizige neue Strategie. Aus der nationalen Bahn wurde ein globaler Transporteur auch in der Luft, auf der Straße und zur See.

Ohne die Pleite der US-Bank Lehman Brothers wäre ein Viertel der Bahn 2008 an Privatinvestoren gegangen. Geblieben ist die Schar der Kritiker, die ihm wegen des damals geplanten Börsengangs einen zu scharfen Sparkurs vorwarfen, deren Spätfolgen der Bahn noch heute zu schaffen machten.

Mehdorns alte Leidenschaft ist die Luftfahrt. Insofern passt es, dass er sich nach seiner Bahnzeit bei Air Berlin und seit März 2013 bei der Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg engagiert. Hier wird er am Ende wieder als Buhmann dastehen oder als der Mann, der den Krisenflughafen endlich in den Griff bekam. (dpa)