17.03.2016 Carsten Spohr hat die Lufthansa trotz zahlreicher Probleme wieder auf Kurs gebracht. Um die Ertragskraft weiter zu steigern, muss der Dax-Konzern aber noch einiges tun. Frankfurt/Main (dpa) – Billiges Kerosin und ein Anteilsverkauf haben Lufthansa im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn ermöglicht. Nachhaltiges Wachstum ist angesichts weltweiter Überkapazitäten aber weitaus schwieriger zu erreichen. Lufthansa-Chef Carsten […]

17.03.2016

Carsten Spohr hat die Lufthansa trotz zahlreicher Probleme wieder auf Kurs gebracht. Um die Ertragskraft weiter zu steigern, muss der Dax-Konzern aber noch einiges tun.

Frankfurt/Main (dpa) – Billiges Kerosin und ein Anteilsverkauf haben Lufthansa im vergangenen Jahr einen Rekordgewinn ermöglicht. Nachhaltiges Wachstum ist angesichts weltweiter Überkapazitäten aber weitaus schwieriger zu erreichen. Lufthansa-Chef Carsten Spohr steht vor schwierigen Aufgaben.

DIE BELEGSCHAFT BEFRIEDEN: Mit dem Bodenpersonal ist sich die Lufthansa schon einig, bei den Flugbegleitern auf einem guten Schlichtungsweg. Beide Berufsgruppen haben grundsätzlich akzeptiert, dass der Konzern künftig nur noch feste Beiträge zu den Betriebsrenten zahlt, aber nicht mehr die absolute Höhe der Altersbezüge garantiert. Die streiklustigen Piloten haben sich auf dieses neue System bislang nicht eingelassen und bleiben bei ihren Vorbehalten gegen die Eurowings-Billigschiene mit deutlich schlechter bezahltem Personal im Cockpit. Spohr hat die Konsequenzen abermals klar gemacht: Wachstum findet nur dort statt, wo die Kosten stimmen. Immerhin laufen die Gespräche jetzt in ruhigeren Bahnen. Er sehe keinen Grund, weitere Streiks zu befürchten, sagt Spohr.

DAS PRODUKT VERBESSERN: Immer noch will die Lufthansa die erste westliche Airline werden, die von der britischen Rating-Agentur Skytrax fünf Sterne für ihr Produkt verliehen bekommt. Damit lassen sich höhere Preise rechtfertigen. Bislang ist diese höchste Stufe sechs Airlines aus Asien und der arabischen Qatar Airways vorbehalten. Geprüft werden in regelmäßigen Audits rund 800 einzelne Punkte für Ausstattung und Service. Lufthansa hat bislang vier Skytrax-Sterne, einen mehr als Easyjet.

DIE KONKURRENZ ABWEHREN: Mit nahezu jedem Flugplanwechsel findet die Lufthansa an den Flughäfen ihres Heimatmarktes neue Konkurrenten vor: Zum Sommer startet die französische Billiglinie Transavia von München mit vier Boeing 737 zu europäischen Zielen, und Erzfeind Emirates schickt sein Großflugzeug Airbus A380 auch nach Wien, um Asiengäste über das Wüsten-Drehkreuz Dubai zu lenken. In Frankfurt geht ab Juni die isländische Wow Air an den Start und bietet über ihr Drehkreuz Reykjavik auch Verbindungen nach Nordamerika an – bislang die Goldader der Lufthansa.

DIE EUROWINGS STABILISIEREN UND AUSBAUEN: Der Lufthansa-Konzern antwortet seinerseits mit einem schnellen Aufbau der Eurowings-Flotte, deren Kapazität in diesem Jahr um 40 Prozent und im kommenden Jahr um 30 Prozent steigen soll. Mit größeren und zusätzlichen Jets soll die Flotte in diesem Jahr um 10 auf 98 Maschinen wachsen. Immer noch bedrohlich klein bleibt darin die Langstreckenflotte mit dann sieben Flugzeugen. Der holprige Start mit zahlreichen Verspätungen war nicht zuletzt darauf zurückzuführen, dass bei Pannen erst sehr spät Ersatzflieger und Crews zur Verfügung standen. Verspätungen von bis zu 68 Stunden wie bei einem Kuba-Flug nach Köln kratzen am Image und sind wegen der fälligen Entschädigungen sehr teuer. Eurowings-Chef Karl Ulrich Garnadt hat das Tempo gedrosselt, um den Betrieb zu stabilisieren. Zudem denkt Spohr darüber nach, alte Lufthansa-Jets vom Typ A340 bei Eurowings einzusetzen.

SICH MIT DEN HINTERBLIEBENEN DER GERMANWINGS-OPFER EINIGEN: Der vom Co-Piloten herbeigeführte Absturz des Germanwings-Airbus am 24. März 2015 mit 150 Toten wird die Lufthansa noch lange beschäftigen. Einige Hinterbliebene wollen die konzerneigene Fliegerschule im US-Staat Arizona verklagen, weil dort höhere Entschädigungen und tiefere Einblicke in die internen Abläufe zu erwarten sind. Lufthansa muss dabei jeglichen Eindruck vermeiden, die Ermittlungen zu behindern. Der Konzern und seine Versicherungen gehen aber davon aus, dass für die deutschen Opfer allein deutsches Recht greift.

Christian Ebner, dpa, und Steffen Weyer, dpa-AFX