Die Reise zum Mond, die Jules Verne 1865 im Roman beschrieb, ist für Touristen bis heute unmöglich. Doch Urlauber können sich immerhin Orte anschauen, die für das US-Mondfahrtprogramm wichtig waren. Besuche lohnen 2019 ganz besonders. Houston/Washington (dpa/tmn) – Als Neil Armstrong im Juli 1969 seine berühmten Worte vom «großen Schritt für die Menschheit» sprach, da […]

Die Reise zum Mond, die Jules Verne 1865 im Roman beschrieb, ist für Touristen bis heute unmöglich. Doch Urlauber können sich immerhin Orte anschauen, die für das US-Mondfahrtprogramm wichtig waren. Besuche lohnen 2019 ganz besonders.

Houston/Washington (dpa/tmn) – Als Neil Armstrong im Juli 1969 seine berühmten Worte vom «großen Schritt für die Menschheit» sprach, da lag eine gut viertägige Anreise hinter ihm: von Florida auf den Mond. Rund 384 400 Kilometer hatte die Crew von Apollo 11 zurückgelegt. Zeitweise waren die Astronauten mit 39 000 km/h durchs All gerast.

Wer heute den Spuren der insgesamt zwölf US-Amerikaner folgen möchte, die den Mond in den Jahren 1969 bis 1972 betreten haben, der setzt sich am besten ebenfalls in ein schnelles Fluggerät – und überquert binnen weniger Stunden den Atlantik.

In den USA widmen sich mehrere Besucherzentren und Museen den Aktivitäten der Weltraumbehörde Nasa. 50 Jahre nach dem Erfolg von Apollo 11 stehen die Mondlandungen dort im Sommer 2019 klar im Mittelpunkt. Was wird geboten? Ein Überblick:

Kennedy Space Center am Cape Canaveral, Florida

Warum hierhin reisen? Von dem Militärgelände an Floridas Ostküste schossen einst die gewaltigen Saturn-V-Raketen in den Himmel. Alle Apollo-Flüge starteten hier, ebenso wie später die Space Shuttles.

Was gibt es zu sehen? Drei rund 110 Meter lange Saturn-V-Raketen blieben ungenutzt übrig, als die USA ihr Mondfahrtprogramm eher als geplant wieder einstellten. Eine davon liegt in Cape Canaveral im riesigen Hangar des Apollo/Saturn V Center, das nach Angaben der Betreiber zum Mondlandungsjubiläum gerade umfassend renoviert und erweitert wird. Vom Kennedy Space Center aus kann es während einer Bustour besucht werden. Gezeigt werden außerdem die 1971 zur Erde zurückgekehrte Raumkapsel der Mondmission Apollo 14 sowie der von Mondstaub bedeckte Raumanzug ihres Kommandanten Alan Shepard.

Besondere Aktivitäten: Am 16. Juli, dem Jahrestag des Starts von Apollo 11, soll es ein «Flashback»-Event geben: Der Countdown von damals bis zum Abheben der Rakete um 9.32 Uhr soll detailgetreu nachempfunden werden. Dazu sind historische Filmaufnahmen zu sehen.

Internet: www.kennedyspacecenter.com und www.apollo50.us

Space Center Houston in Texas

Warum hierhin reisen? «Houston, wir haben ein Problem»: Der Satz, gesprochen von Astronaut Jim Lovell während der verunglückten und dann spektakulär geretteten Apollo-13-Mission, ist genauso berühmt geworden wie Neil Armstrongs erste Worte auf dem Mond. In Houston befand sich das Kontrollzentrum der Mondflüge. Und ins Johnson Space Center der Nasa hinein bietet das Space Center Houston Touren an.

Was gibt es zu sehen? Vom Juli an soll der renovierte Kontrollraum im Johnson Space Center wieder besichtigt werden können. Mit seinen Konsolen und Displays soll er so aussehen wie 1969. Die «NASA Tram Tour» führt auch hier zu einer originalen, ungenutzten Saturn-V-Rakete. Besucher können außerdem einen Mondstein anfassen.

Ausgestellt sind zudem die Raumkapsel der letzten Mondmission Apollo 17, der Raumanzug von Apollo-12-Kommandant Pete Conrad und das Rednerpult, an dem US-Präsident John F. Kennedy 1962 ankündigte, binnen zehn Jahren Astronauten zum Mond und zurück bringen zu wollen.

Besondere Aktivitäten: Vom 16. bis 24. Juli wird in Houston gefeiert. Im Mittelpunkt steht der 20. Juli als Jahrestag der Landung auf dem Mond. Der Countdown in Houston gipfelt dann um 21.56 Uhr Ortszeit in Neil Armstrongs erstem Schritt auf den Erdtrabanten. Außerdem gibt es ein Open-Air-Konzert, Vorträge und spezielle Touren.

Internet: www.spacecenter.org

US Space & Rocket Center in Huntsville, Alabama

Warum hierhin reisen? Die Mondraketen wurden einst hier im Norden Alabamas konstruiert und getestet. Im Marshall Space Flight Center hatte ein Ingenieurteam um den Deutschen Wernher von Braun jahrelang an der Saturn V gearbeitet. Heute existiert in Huntsville mit dem US Space & Rocket Center Alabamas meistbesuchte Touristenattraktion.

Was gibt es zu sehen? Die dritte der verbliebenen Saturn-V-Raketen aus den 1960er Jahren hängt im Space & Rocket Center unter einer Hallendecke. Wenige Meter entfernt zu sehen ist die Raumkapsel der Apollo-16-Astronauten. Vor der Tür zeigt eine weitere Saturn V wie ein riesiger Finger zum Himmel. Sie ist allerdings kein Original, sondern ein Nachbau von 1999. Der Geschichte dieses Nasa-Standortes entsprechend, legt das Museum in Huntsville den Schwerpunkt der Ausstellung klar auf die Raketentechnologie für die Reise zum Mond.

Besondere Aktivitäten: Am 20. Juli gibt es ein Konzert, am Vorabend soll auf den Straßen Huntsvilles getanzt werden. Bereits am 16. Juli ist ein Weltrekordversuch für das Guinness-Buch geplant: Etwa 5000 kleine Raketen sollen zeitgleich in den Himmel über Huntsville geschossen werden und an kleinen Fallschirmen zur Erde zurückkehren.

Internet: www.rocketcenter.com

Smithsonian National Air and Space Museum in Washington, D.C.

Warum hierhin reisen? Das National Air and Space Museum an der National Mall in der US-Hauptstadt gehört zu den meistbesuchten Museen der USA. Neben der Raumfahrt steht hier allgemein die Geschichte der Luftfahrt im Vordergrund. Mit dem Steven F. Udvar-Hazy Center am Flughafen Dulles im Nachbarstaat Virginia besitzt es seit 2003 einen Ableger mit Platz für größere Exponate. Dort ist unter anderem das 2011 außer Dienst gestellte Space Shuttle «Discovery» zu sehen. Wie bei allen Smithsonian-Museen ist der Eintritt kostenlos.

Was gibt es zu sehen? Zur Dauerausstellung gehört ein Exemplar der Mondlandefähre (Lunar Module), das in den 1960er Jahren für einen Testflug im All zwar gebaut, dann aber nicht verwendet wurde. Für den 16. Juli hat das Museum angekündigt, den Raumanzug, den Neil Armstrong einst auf dem Mond getragen hat, nach einer aufwendigen Konservierung wieder auszustellen – zum ersten Mal nach 13 Jahren Unterbrechung.

Besondere Aktivitäten: Vom 16. bis 20. Juli gibt es ein großes Fest im Museum und auf der National Mall. Im Mittelpunkt steht am 19. Juli der «Discover the Moon Day»: Besucher können mit Wissenschaftlern des Museums sprechen und hochauflösende Bilder einer aktuellen Mondsonde ansehen. Auch den Mondspaziergang der Astronauten Armstrong und Aldrin sollen Besucher an diesem Tag im Museum nachempfinden können.

Internet: www.airandspace.si.edu/apollo50

Was gibt es sonst zu erleben?

Bereits gearbeitet wird im National Air and Space Museum an der Ausstellung «Destination Moon», die von 2022 an dauerhaft dort zu sehen sein soll. Neben Armstrongs Raumanzug soll sie auch die Raumkapsel «Columbia» zeigen, mit der die Apollo-11-Astronauten 1969 im Pazifischen Ozean landeten und damit zur Erde zurückkehrten.

Die Kapsel gehört seit langem zum Fundus des National Air and Space Museums, ist aber seit 2017 auf einer Rundreise durch andere Museen in den USA unterwegs. Nach Stationen in Houston, St. Louis und Pittsburgh ist sie noch bis zum 2. September im Museum of Flight in Seattle im Nordwesten des Landes zu sehen (www.museumofflight.org).

Wer sich während seines USA-Urlaubs auch in diese von Florida und Texas weit entfernte Stadt am Pazifik begibt, wird vielleicht noch das Craters of the Moon National Monument im Rocky-Mountain-Staat Idaho besuchen wollen. Die Nasa nutzte diese abgelegene Landschaft aus erkalteten Lavaströmen in den 1960er Jahren kurzzeitig zur Astronauten-Ausbildung. Ein Infozentrum am Rande des Gebiets informiert auch zu diesem historischen Thema.

Die Craters of the Moon sind jedoch fast 1100 Kilometer von Seattle entfernt. Einen «großen Schritt für die Menschheit» bedeutet die Überwindung dieser Distanz zwar nicht, doch vielleicht kommt in der Einsamkeit des amerikanischen Westens unterwegs ein Gefühl auf, das auch die Besatzung von Apollo 11 gespürt haben dürfte: dass es manchmal lange dauert, bis man am Ziel seiner Reise angekommen ist.

Info-Kasten: Museen zum Apollo-Mondfahrtprogramm in den USA

Anreise und Einreise: Nach Houston, Washington D.C. und Seattle gibt es täglich Nonstopflüge von Deutschland aus. Cape Canaveral liegt etwa 70 Kilometer östlich des Flughafens von Orlando, der ebenfalls nonstop von Deutschland aus angeflogen wird. Flugreisen von Europa nach Huntsville erfordern ein Umsteigen an einem anderen Flughafen in den USA oder eine etwa dreieinhalbstündige Autofahrt von Atlanta im Nachbarbundesstaat Georgia aus. Deutsche USA-Urlauber müssen sich unter https://esta.cbp.dhs.gov eine elektronische Einreiseerlaubnis (Esta) besorgen. Sie kostet 14 US-Dollar und gilt zwei Jahre lang.

Internet: www.nasa.gov/mission_pages/apollo/index.html